logo
nagra-blog
  | 15.06.2015

Seismik und Standortsuche

Bereits in den 1980er-Jahren erkundeten Geowissenschaftler mögliche Standorte für die Lagerung radioaktiver Abfälle unter anderem mittels Tiefbohrungen und Seismik. Ein Blick zurück auf vergangene seismische Messungen der Nagra.

Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle Nagra leistete mit ihrer Suche nach möglichen Lagern für radioaktive Abfälle ebenfalls wertvolle Grundlagenforschung: Unter anderem wurde durch Bohrungen und Seismik die Existenz des Nordschweizer Permokarbon-Trogs (siehe Sachplan geologische Tiefenlager, Konzeptteil, Seite 18) bestätigt. Im Rahmen der erdwissenschaftlichen Untersuchungen der Nagra führten Geowissenschaftler 1982 in der Nordschweiz ein erstes reflexionsseismisches Messprogramm durch. Es umfasste elf Profile mit einer Gesamtlänge von 182 Kilometer. Ziel war es, mehr über die Struktur des Grundgebirges (Kristallin) herauszufinden und Daten zu den vorgesehenen Bohrstandorten (vgl. Bohrungen der Nagra) zu sammeln. Zwei weitere seismische Messkampagnen folgten in den Jahren 1982 bis 1984 (vgl. seismische Messungen Nagra).

Im Zürcher Weinland (heutiges geologisches Standortgebiet Zürich Nordost) untersuchte die Nagra die Eignung des Wirtgesteins Opalinuston für ein geologisches Tiefenlager für hoch und langlebig mittelaktive Abfälle (Entsorgungsnachweis für hochaktive Abfälle). Nach dieser regionalen Erkundung mit 2D-Seismik in den Jahren 1991/92 führte sie im Winter 1996/97 eine grosse 3D-Seismikkampagne auf einem Gebiet von rund 50 Quadratkilometern durch.

Seismische Messungen bei Regensberg: Vibrationsfahrzeuge und Geophone
Seismische Messungen bei Regensberg (1991/92): Vibrationsfahrzeuge und Geophone Quelle: Nagra

Im Rahmen der erweiterten Standortsuche für geologische Tiefenlager hat die Nagra vom Oktober 2011 bis März 2012 in den möglichen Standortgebieten Südranden, Nördlich Lägern, Jura Ost und Jura-Südfuss 2D-seismische Messungen vorgenommen. Dies auf einer Länge von insgesamt 305 Profilkilometern. Diese Messungen dienten der vertieften Untersuchung der geologischen Standortgebiete und waren grundlegend für die Beurteilung der Platzverhältnisse für geologische Tiefenlager. Zusammen mit den bereits vorhandenen seismischen Profillinien aus früheren Messkampagnen ergibt sich ein aktualisiertes Gesamtbild des geologischen Untergrunds der Nordschweiz mit einer hohen Datendichte in guter Qualität. Mit den Ende 2015 beziehungsweise Anfang 2016 geplanten 3D-seismischen Messungen in den geologischen Standortgebieten Jura Ost und Zürich Nordost, werden die Informationen über den geologischen Untergrund weiter ergänzt und verdichtet.

Im nächsten Blogbeitrag geht es darum, was vor und nach den eigentlichen seismischen Messungen zu tun ist. Mehr erfahren Sie in einem Interview mit Herfried Madritsch, der bei der Nagra für die Datenauswertung zuständig ist.

Ihre Meinung

Beachten Sie bitte unsere Kommentarrichtlinien.

Der Kommentar darf maximal 500 Zeichen beinhalten.