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Geologische Höhepunkte zum Jahreswechsel – Prosit!

31.12.2016

Zischende Geysire, dampfende Vulkane, blubbernde Solfataren, bizarre Lavalandschaften, heisse Quellen und mystisch, einsame Westfjorde, eine zerklüftete Ostküste, der grüne Süden, das reiche Walbeobachtungsgebiet im Norden und das Hochland im Zentrum der Insel: Das alles ist Island! Man findet verschiedene Vulkanarten, denn Island liegt geologisch auf zwei sich bewegenden Platten. Aufgrund dieser Bewegung sind Spaltenvulkane der häufigste Vulkantyp der Insel. Islands Lage auf dem mittelatlantischen Rücken sorgt für die vulkanischen und geothermischen Aktivitäten. Daher gibt es viele aktive Zonen, die bis zu 100 km lang und 10 km breit sind. Entlang dieser Zonen dringt Magma hervor und erstarrt zu Kruste. Wie der „Grimsvötn“, kann ein Vulkan aber auch unter einem Gletscher liegen, hier dem Vatnajökull. In einem solchen Fall sind die Risiken besonders gross, denn plötzliche Schneeschmelzen können Schlammströme auslösen.

Islandkarte Island Karte: Vulkanausbrüche
v.l.n.r.: die Nordatlantikinsel Island: Topografie und Verteilungskarte der Vulkanausbrüche der letzten 100 Jahre

Die Nordatlantik-Insel breitet sich 100’000 km2 aus mit Hvannadalshnúkur, der 2119 m emporragt und unter Europas grösstem Gletscher, dem Vatnajökull (8000 km2) liegt. Insgesamt 11% der Insel ist vergletschert. Die Landschaft ist einerseits durch Vulkanismus geprägt, andererseits auch durch Wasserreichtum. So gibt es viele Flüsse, Seen und Wasserfälle. Das Isländische Hochland im Zentrum der Insel bildet andererseits eine Periglazial-Wüste und ist nahezu unbewohnt. Die Gewässer um Island sind besonders fischreich, da der warme Irmingerstrom (Golfstrom) und der kalte Ostgrönlandstrom vor der Küste aufeinandertreffen. Zudem ist das Wasser kaum mit Giftstoffen belastet. Pflanzen wachsen bis zu einer Tiefe von 40 m und in den Gewässern um Island leben rund 270 Fischarten. Aktuellen Bestandszählungen zufolge gibt es in den Gewässern um Island etwa 50’000 Zwergwale und 17’000 Finnwale. Die Gesamtzahl der Wale wird auf rund 230’000 geschätzt.

Island: Sylvester in Reykjavik  Isalnd: Geysir
v.l.n.r.: Sylvester in Reykjavik, Geysir; © Wikimedia 

Isoliert im Nordatlantik gelegen, ist Island raschen Wetterumschwüngen unterlegen und vier Jahreszeiten an einem Tag sind keine Seltenheit. Doch egal welches Wetter herrscht, Island ist immer in Badestimmung. So locken über 600 natürliche Quellen und viele Schwimmbäder mit 35°C warmem Thermalwasser. Wer zu der Weite und Ruhe noch Abwechslung sucht, ist in der Hauptstadt Reykjavik gut aufgehoben.

Für den Jahreswechsel ist Island eine gute Wahl – erdwissen wünscht Euch, liebe Leserinnen und Leser einen guten Rutsch ins neue Jahr!

 


Die sieben Quellen von Tabgha

27.12.2016

Tabgha ist eine Ortschaft am Nordufer des Sees Genezareth im biblischen Galiläa, im nördlichen Teil Israels. Es ist der Austrittspunkt mehrerer Quellen, die in den See münden und eine christliche Pilgerstätte, die mit der überlieferten Brotvermehrung Jesus in Verbindung gebracht wird.

Blick vom Arbel Kliff auf den See Genezareth © Creative Commons 2.0
Blick auf den nördlichen Teil des Sees Genezareth © Creative Commons 2.0

Die Gegend um den See spielt im Neuen Testament eine bedeutende Rolle. Viele Begebenheiten in den Evangelien ereigneten sich hier. Drei unterschiedliche Länder stiessen damals an den See: Das Gebiet von Herodes Antipas im Westen, das von Philippus im Nordosten, wo Betsaida lag und die Dekapolis im Südosten mit zehn unabhängigen Städten.

Das ursprüngliche Gebiet Kafer Nahum (Kapernaum) erstreckte sich von Tabgha bis zum Jordan. Das einstige Fischerdorf am See Genezareth, war eine wichtige Wohn- und Wirkungsstätte Jesus. So fand die berühmte erste Brotvermehrung (Joh. 6, 2-14; Luk. 9, 11-17; Mark. 6, 33-46; Matth. 14, 13-23) hier statt.

Der See Genezareth liegt im nördlichen Abschnitt des Jordan-Grabens, der zum Grossen Afrikanischen Grabenbruch gehört. Er ist mit 212 Metern unter dem Meeresspiegel der tiefst gelegene Süsswassersee der Erde und misst an seiner tiefsten Stelle 46 Meter.

Das Grosse Ostafrikanische Grabensystem Der Jordangraben als Ausläufer des Afrikanischen Grossen Grabens, Satellitenbild

Rund um den See treten heisse Quellen aus dem Boden. Dabei werden zwei Gruppen unterschieden: solche mit einem hohen Kalzium-Gehalt, wozu die Quellen in Tabgha, Fuliya und Tiberias gehören und solche mit einem hohen Magnesium-Anteil, mit Quellen an der Süd-Ostseite des Sees, in Gofra, Ha’On und Hamat Gader. Schon in der Antike war die Gegend um den See Genezareth wegen dieser Quellen ein beliebtes Erholungsziel.

Die sieben Quellen von Tabgha selbst sind in ihrem Salzgehalt und in ihrer Temperatur sehr verschieden. Sie gehen auf tief ins Erdinnere reichende geologische Verwerfungen zurück. Die Grundwasser stammen überwiegend aus dem Oberen Aquifer und unterscheiden sich bezüglich der Chloridität (0,2 bis 2,4 g/l) und Temperatur (19 bis 39 °C). Grund dafür ist die Abhängigkeit der aufsteigenden Sole aus tieferen Krustenbereichen vom Mischungsgrad mit süssem Grundwasser.

 Die sieben Quellen von TabghaGeologie See Genezareth

Morphologie und Geologie des Drainagegebietes des Sees Genezareth, sowie der Lokation der Quellgruppen. Für Tabgha (pink), Fuliya (weiss), Tiberias (rot) und Gofra (blau) sind die jeweiligen Einzugsgebiete dargestellt. Die Verwerfungen (schwarz), die Bathymetrie des Sees (blau graduiert) und die Vorfluter (blau) eingezeichnet. 

Sowohl die Hydrochemie als auch die räumliche Verteilung der Solen variieren, so dass unterschiedliche Bildungszeiträume, Milieus und Entstehungsgeschichten angenommen werden müssen. Die Vorkommen der Solen und Evaporitkörper in post-triassischen Formationen zeigen, dass die folgende Betrachtung der erdgeschichtlichen Entwicklung in der südlichen Levante seit dem Mesozoikum entscheidend ist. Seit dem Quartär existierte im Jordan-Graben eine mehr oder weniger zusammenhängende Seenlandschaft. Die beiden Relikte des letzten, des Lisan-Sees sind der Süsswassersee Genezareth und das hypersaline Tote Meer. Die heutigen Bedingungen im Jordan-Graben sind vom Ausspülen der Solen durch modernes Niederschlagswasser und dem erstmaligen aktiven Eingreifen des Menschen in den Wasserhaushalt geprägt.


3D-Seismik in Nördlich Lägern macht Pause zwischen Weihnachten und Neujahr

21.12.2016

Die Messfirma DMT macht ab dem 21. Dezember Weihnachtspause. Die Hotline für Fragen zu den seismischen Messungen ist auch während der Feiertage in Betrieb.

Für Fragen oder andere Anliegen können Sie sich an unsere Gratis-Hotline 0800 437 333 oder unsere E-Mail-Adresse seismik@nagra.ch wenden.

Über die Weihnachtstage wird die Messkampagne unterbrochen. Die Arbeiten werden voraussichtlich im neuen Jahr am 3. Januar wieder aufgenommen.

Vibrationsfahrzeuge im Schnee
Da es wohl keine weissen Weihnachten gibt: hier ein Bild der Vibrationsfahrzeuge im Schnee von letztem Jahr. (Foto: Nagra)

Eine kleine Information zum Schluss: Ein grosser Teil der Messpunkte sind im Standortgebiet Nördlich Lägern bereits abgearbeitet. Den aktuellen Stand der Arbeiten können Sie jederzeit unter http://nagra-blog.ch.dedi2275.your-server.de/karte/ verfolgen.

Weihnachtspause auch fürs Blogteam

Wir sind ab dem 9. Januar wieder mit neuen Informationen für Sie da. Wir wünschen frohe Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr.


Das Wunder Schneekristall

20.12.2016

Schnee fasziniert die Menschen seit Urzeiten. Bereits im 2. Jahrhundert v. Chr. stellten chinesische Gelehrte fest, dass Schneekristalle immer symmetrisch und sechseckig sind. Schneekristalle gelten als mathematisch-geometrische Meisterleitung der Natur, denn keine ihrer abermilliarden Variationen ist identisch. Selbst mit Computern war es bisher nicht möglich ihre Entstehung zu simulieren.

Beispiele von Schneekristall fotografiert von W. Bentley © W. Bentley, Public Domain
Beispiele von Schneekristallen fotografiert vom Farmer W. Bentley (1865 – 1931), der das Buch «Snow Chrystals» publizierte © W. Bentley, Public Domain

Schnee ist nicht einfach gefrorenes Wasser

Wenn die Temperatur in einer Wolke unter den Gefrierpunkt sinkt, beginnt Luftfeuchtigkeit sich an winzige Staub- oder Russpartikel anzulagern und auszukristallisieren. Es sind drei Faktoren notwendig: die Temperatur, die Feuchtigkeit und die Kondensationskerne. Die Schneekristalle wachsen dabei immer in sechseckiger Form. Das liegt an den Wassermolekülen, die nur im Winkel von 60° bzw. 120° aneinander andocken.

Obwohl es ganz klare Regeln für die Kristallbildung gibt, ist jeder Kristall ein Unikat, denn jeder Kristall hat seine eigene Geschichte. Das beginnt mit der Anlagerung von Luftfeuchtigkeit am jeweiligen Kondensationskern und je nach Temperatur nehmen die Kristalle danach unterschiedliche Formen an:

  • von 0 bis -3°C dünne Plättchen, teilw. Sterne oder Dendrite
  • -5 bis -8°C Prismen
  • -12 bis -16°C Schneesterne
  • unter -25°C hohle Prismen
Kristallbildung, Quelle: http://www.its.caltech.edu/~atomic/snowcrystals/
Schnee-Kristallbildung in Abhängigkeit der Temperatur

Wenn ein Schneekristall der Schwerkraft folgend nach unten schwebt, durchquert er Luftschichten mit einem anderen Temperaturregime, dabei lagern sich weitere Kristalle ab, die Prismen-, Nadel- oder Sternform haben können und so verändert der Kristall seine Form immer weiter.

Da die Bedingungen an der Eis-Luftgrenze, wo die verschiedenen Kristallarten entstehen, sehr komplex sind, war es bisher auch mit Hilfe von Computermodellen nicht möglich, diese umfassend zu simulieren. Als besonders schwierig galt vor allem die Simulation des gleichzeitigen Wachstums verschiedener Kristallformen während der Bildung der Arme der Dendritsterne.

Das Team um John Barrett vom Imperial College in London hat dieses Problem nun offenbar gelöst. Den Forschern ist es gelungen mit neu entwickelten Computermodellen, eine Vielzahl natürlicher Schneekristallformen zu simulieren, darunter plättchenförmige Eiskristalle, Prismen, hohle und geschlossene Säulen, Stäbchen und sogar Dendriten. Das Computermodell ermöglicht auch einen Einblick in die Art und Weise, wie die Kristalle entstehen.

Für die bevorstehenden Weihnachten wünscht erdwissen frohe und besinnliche Festtage!

smiley_schneeflocke


International conference on geological disposal: why dialogue between stakeholders is important

16.12.2016

Many international conferences focus on the scientific and technical aspects of radioactive waste disposal, such as geology or nuclear sciences. There is also a need, however, for a discussion and information platform where decision-makers from waste management organisations, regulatory bodies, national and local governments, international agencies and public stakeholder communities can meet and share experience on the planning and implementation of waste management programmes. The International Conference on Geological Repositories (ICGR) is such an event. 

The first ICGR was organised in Denver (USA) in 1999. Building on its success, further conferences took place in Stockholm in 2003, Berne in 2007 and Toronto in 2012. The 2016 conference was organised last week in Paris by the OECD Nuclear Energy Agency (NEA) and the French national radioactive waste management agency ANDRA, under the title “Continued engagement and safe implementation of repositories”.

NEA Director General W. Magwood IV
NEA Director General W. Magwood IV

In his opening message, NEA Director-General W. Magwood IV stated that the conference was there “to say that there is a solution to the waste issue”. He stressed that the main challenges are not of technical nature, but rather have to do with communication, a pre-requisite for building trust and confidence. DG Magwood specifically outlined the necessity of involving younger generations. This is a fact: they will be the ones who will eventually implement most of the projects that are being initiated today. To this end, a number of young participants from various countries were invited to attend the event. This was definitely new to the ICGR – just as the buzzword “social media” that was heard many times when discussing communication issues.

In the course of the event, several national programmes at various stages of development were presented. Thomas Ernst, Nagra’s CEO, outlined the progress made in the Swiss site selection process. Also of particular interest was the presentation of the Finnish programme, where the construction of the spent fuel repository began in December; repository projects are clearly moving towards implementation in several countries, including Sweden and France. This development may be slow, but it is positive. However, it implies major changes for the organisations involved: previously active in research and development, they must now learn to manage industrial-scale projects.

While successes are important for “showing the way” to less advanced initiatives, lessons can also be learned from processes that are not running quite as smoothly. A session was devoted to the relationships between the various stakeholders, such as the waste producers, the regulator, the implementer and the local communities. Each actor has their own role and agenda and these may sometimes appear to be incompatible. However, dialogue between stakeholders was seen as a necessary step towards the successful implementation of disposal.

Finally, the importance of international cooperation, in the form of joint projects, international discussion platforms or activities supported by international organisations, was specifically outlined. “There is always something to be learned from one another” was the unanimous conclusion. This implies that the 2016 ICGR will definitely not be the last one.

Conference proceedings will be available online at www.icgr2016.org.


Der Sternenhimmel im Dezember 2016

13.12.2016

Wintersonnenwende:

Der Dezember bringt uns die dunkelste Zeit im Jahr, mit der Wintersonnenwende am 21. Dezember ist dann die Wende zu wieder längeren Tagen erreicht. Es ist kein Wunder, dass der „Sieg der Sonne über die Finsternis“ in vielen Religionen eine wichtige Rolle spielte. Die Menschen der Steinzeit richteten ihre Bauwerke nach den Sonnenwenden aus und bei den Römern war die Wintersonnwende das Fest der unbesiegbaren Sonne. Auch unser Weihnachtsfest ist kein Zufall: Die frühe Kirche legte den Termin für das Fest von Christi Geburt genau auf diesen Tag. Die Einführung des gregorianischen Kalenders allerdings schob Weihnachten dann einige Tage nach hinten.

Mars und Venus leuchten abends, Jupiter am Morgen

In wolkenlosen Nächten können wir am Abendhimmel die scheinbare Verfolgungsjagd der Venus auf den Mars beobachten.

Bewegung der Venus und Mars im Dez-2016 Jupiter im Dez-2016

Links: Mars und Venus am Abendhimmel im Dezember 2016; rechts: der Jupiter am Morgenhimmel im Dezember 2016

Am auffallendsten ist die Venus, die ab dem späten Nachmittag als „Abendstern“ leuchtet. Sie steht tief über dem Südwest Horizont und bekommt dort Gesellschaft vom rötlich leuchtenden Mars. Beide Planeten wandern im Laufe des Monats schräg nach oben bzw. nach Osten, der Mars wird dabei von der Venus verfolgt. Weil die Venus etwas schneller ist, kommt sie dem roten Planeten immer näher.

Am noch dunklen Morgenhimmel dominiert Jupiter. Er ist morgens nach dem Mond das hellste Licht am Himmel. Selbst in der Morgendämmerung können wir ihn noch gut erkennen. Mit einem kleinen Teleskop lassen sich auch seine vier grössten Monde beobachten. Wir finden den Jupiter am südlichen Himmel im Sternbild Jungfrau.

Wintersterne und Sternschnuppen-Regen

Am östlichen Himmel leuchten jetzt alle Wintersternbilder in voller Pracht. Die meisten von ihnen gehen spät in der Nacht auf und leuchten bis zum frühen Morgen.

Sternbilder im Dezember
Das komplette Wintersechseck im Dezember mit den 6 hellsten Sternen: Capella im Fuhrmann, die Zwillingen Kastor und Pollux, der kleine Hund Prokyon, Rigel im Orion, der rote Aldebaran als Auge des Stiers und der grossen Hund Sirius, der hellste Fixstern unseres Himmels.

Am bekanntesten ist Orion, der grosse Jäger mit seinem Gürtel aus drei hellen Sternen und dem rötlichen Schulterstern Beteigeuze. Nach der griechischen Mythologie wurde Orion von drei mächtigen Göttern gezeugt: Zeus, Poseidon und Hermes schenkten ihn dem alten Hyrieus zum Sohn, ausgebrütet in der erdbedeckten Haut eines toten Stiers. Der „Erdgeborene“ war ein gefürchteter Jäger und Krieger, von riesenhafter Gestalt und umschwärmt und geliebt von allerlei Göttinnen. Orion selbst war in die Plejaden verliebt, denen er Nacht für Nacht am Himmel hinterhereilt. Die Göttin der Jagd, Artemis, tötete Orion – aus Eifersucht.

Das Sternbild Orion
Orion der grosse Jäger

Der rechte Fuss Orions ist Rigel, der hellste Stern des Sternbilds. Er ist etwa 800 Lichtjahre von uns entfernt. Er ist ein Gigant, eine Super-Sonne, deren Leuchtkraft unsere Sonne um das 46’000-fache übertrifft. Der Stern ist im Übergang zwischen blauem Riesen und rotem Überriesen. Im Orion entstehen auch neue Sterne. Ein Stern Entstehungsgebiet wie der Orionnebel M42 besteht aus einem Nebel aus Gas und Staub, die von den jungen Sternen zum Leuchten angeregt werden.

Der Orionnebel M42
Junge Sterne, bunte Nebel: Orion ist ein Stern Entstehungsgebiet, voller Nebel aus Gas und Staub, die von den jungen Sternen zum Leuchten angeregt werden. © Andreas Zoll

Schräg über dem Orion steht der Stier mit seinem auffallend roten Augenstern Aldebaran und dem V-förmigen Kopf. Der Kopf wird vom offenen Sternenhaufen der Hyaden gebildet. Über dem Rücken des Stiers leuchtet ein weiterer Sternhaufen – die Plejaden, oder das Siebengestirn.

Orion und Stier Orion & Stier mit den Plejaden

Ausschnitt aus dem Nachthimmel im Dezember: die Sternbilder Orion und Stier (rechts mit den eingekreisten Plejaden). Weltraumteleskop Hubble, © NASA/STScI

Und Mitte Dezember regnet es Sternschnuppen. Sternschuppen oder Meteoride sind Staubkörner, die mit grosser Geschwindigkeit in die Atmosphäre der Erde einfallen. Sie ionisieren dabei die Luftmoleküle, was helle Leuchtspuren hervorruft.  Der Meteoridenschauer der Geminiden hat am 13. Dezember seinen Höhepunkt. Seinen Namen bekam er, weil die Sternschnuppen aus dem Sternbild Zwilling (Gemini) zu kommen scheinen.

Sternschnuppen-Regen
Sternschnuppen-Regen

Ursache dieses Meteorschauers sind die Bruchstücke des kleinen Asteroids Phaeton, denen die Erde jedes Jahr in Dezember auf ihrer Bahn begegnet. Normalerweise bringen uns die Geminiden viele besonders helle Meteore. In diesem Jahr allerdings fällt ihr Höhepunkt mit dem Vollmond zusammen – viele der weniger hellen Sternschnuppen werden daher vom Mondlicht überstrahlt.

Wen es nach genaueren Himmelsbeobachtungen dürstet erhält mit der nachfolgenden Online-Version der Sternenkarte von AstroViewer ein tolles Werkzeug.

aktueller Sternenhimmel über Zürich
Aktueller Sternenhimmel über Zürich

Sternenkarte von AstroViewer®

Viel Spass beim Beobachten unseres imposanten Nachthimmels, wo dies noch möglich ist!


«Wir haben die moralisch-ethische Verpflichtung, eine Lösung zu suchen»

09.12.2016

Die Theologin und Biologin Sibylle Ackermann Birbaum erklärt uns im Interview, was Ethik mit der Entsorgung von radioaktiven Abfällen zu tun hat und wie uns ethische Prinzipien helfen können, mit dem Thema verantwortungsvoll umzugehen.

Frau Ackermann, was ist Technik-Ethik?

Ethik fragt danach, was gutes oder böses, richtiges oder falsches, gerechtes oder ungerechtes Handeln ist. Im Bereich der Technik-Ethik ist die Grunderkenntnis wichtig, dass der Einsatz einer technische Errungenschaft immer sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringt. Jede Nutzung von Technik ist risikobehaftet, sei es nun die Verwendung eines Haarföhns, der Einsatz eines Windgenerators oder die Nutzung der Technik der Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle. Wir halten im Alltag zahlreiche Einsätze von Techniken für gut bzw. gerechtfertigt, obwohl auch ethische Bedenken bestehen – etwa Verletzungsgefahr für Mensch und Tier. Allgemein gesagt gilt der Einsatz einer Technik dann als gerechtfertigt, wenn die als «Nebenwirkungen» eintretenden Übel geringer sind als das entstehende «Übel» bei einem Verzicht auf diese Technik.

Wie können uns ethische Fragen helfen, mit dem Thema der Entsorgung radioaktiver Abfälle umzugehen?

In der Schweiz haben sich durch die Energiegewinnung in Kernkraftwerken und aus weiteren Quellen über Jahrzehnte radioaktive Abfälle angesammelt. Diese werden heute in einem Zwischenlager an der Erdoberfläche gelagert. Im Sinne des Verursacherprinzips liegt es in der Verantwortung der heute lebenden Generation, für diese die beste mögliche Lagerung zu erkunden und zu verwirklichen. Wir haben die moralisch-ethische Verpflichtung, eine Lösung zu suchen, welche die Gefahr der Schädigung von Mensch und Umwelt durch die radioaktive Strahlung so weit wie möglich minimiert. Dabei sind die Bedingungen dessen, was technisch machbar, und dessen, was rechtlich erlaubt ist, zu berücksichtigen.

Sibylle Ackermann Birbaum
«Es kann ethisch richtig sein, gegen den Willen der Leute vor Ort ein Lager zu bauen, wenn damit die Sicherheit von Mensch und Umwelt bestmöglich gewahrt ist.»

Welche ethischen Grundsätze gelten dabei beziehungsweise welche Grundsätze braucht es aus Ihrer Sicht für ein erfolgreiches Projekt?
Die übergeordneten ethischen «Leitplanken», an denen wir uns hier orientieren, sind die Prinzipien der Individual-, der Sozial- und der Umweltverträglichkeit. Sowohl die Entscheidung für einen bestimmten Lagertyp für die Abfälle als auch die Wahl des Standortes muss sich an diesen messen. Im Sinne der Schadensvermeidung für Mensch und Umwelt steht die Frage der Sicherheit an oberster Stelle. Nur ein möglichst sicheres Lager ist auch umwelt- und menschenverträglich. Um sagen zu können, dass man die Sicherheit für gewährleistet hält, ist zweierlei nötig. Zum einen geht es um die Sicherheit nach bestem Wissen. Hier geht es um Fragen der Bautechnik, der Kernphysik etc. Zum anderen geht es um die Gewährleistung der Sicherheit nach bestem Gewissen. Hier geht es um Fragen wie: Haben wir die Verantwortung genügend ernst genommen? Wurde entscheidungsoffen abgeklärt? etc. Erscheint die Sicherheit nach bestem Wissen und Gewissen als gewährleistet, sind weitere Fragen abzuklären. Dazu gehört die Zumutbarkeit eines bestimmten Standortes. Hierbei steht das in der Ethik stark gewichtete Selbstbestimmungsrecht in Konkurrenz zum wichtigen Prinzip der Sorge um das Gemeinwohl: Es kann ethisch richtig sein, gegen den Willen der Leute vor Ort ein Lager zu bauen, wenn damit die Sicherheit von Mensch und Umwelt bestmöglich gewahrt ist.

Inwieweit werden ethische Fragestellungen bei der Standortwahl für ein geologisches Tiefenlager berücksichtigt?
Wie ausgeführt, steht an allererster Stelle die Frage der technischen Sicherheit. Die Orientierung an den ethischen Prinzipien der Schadensvermeidung bzw. des Schutzes von Mensch und Umwelt durch radioaktiv verursachte Schädigungen fordern dies. Die Ethik stellt aber auch kritische Fragen zum Prozess der Lösungsfindung. Aufgrund welcher Kriterien soll entscheiden werden, wann das Abklärungsergebnis als «sicher genug» gilt? Um unnötige Gefährdungen zu vermeiden, sind umfassende Sicherheitsforschungen angezeigt. Gleichzeitig soll die Lösung zum frühesten geeigneten Zeitpunkt umgesetzt werden. Es wäre verantwortungslos, die Abfälle länger als nötig im Zwischenlager zu lassen, das aufgrund seiner Lage an der Erdoberfläche mit Sicherheitsrisiken verbunden ist.

Gibt es unterschiedliche ethische Ansichten bezüglich gesellschaftlicher Akzeptanz, Verantwortung oder nachhaltiges Handeln?
In unserer Gesellschaft leben Menschen zusammen, die sich an unterschiedlichen Welt- und Menschenbildern orientieren und unterschiedliche Werte für wichtig erachten. Den einen ist eine möglichst grosse Handlungsfreiheit und Selbstbestimmung besonders wichtig. Andere orientieren sich an der Vorstellung der Mitgeschöpflichkeit und wägen bei ihren Entscheidungen die Folgen für die Mitmenschen und die Umwelt intensiv ab. Wieder andere stellen Fragen der Gerechtigkeit und der Ehrlichkeit ins Zentrum. Diese persönlichen Überzeugungen, Werte und Wertungen prägen die Entscheidung des einzelnen. Darauf stützt er sein Urteil ab, ob er den Bau eines Tiefenlagers in einer bestimmten Region und zu einem bestimmten Zeitpunkt als richtig und verantwortbar einstuft.


Sibylle Ackermann Birbaum
Die Biologin und Theologin arbeite im Bereich Ethik für die Akademien der Wissenschaften Schweiz und ist seit 2009 Mitglied des Beirates «Entsorgung radioaktiver Abfälle» des Bundes.

Frau Ackermann zieht in einem Interview mit dem BFE Fazit über ihre Tätigkeit im Beirat.


Welche Wüste ist die Grösste?

06.12.2016

Fragt man Menschen nach der grössten Wüste der Welt wird spontan die Sahara genannt – aber ist sie wirklich die Grösste?

trockenwuesten
Eine Dünenkette in der Sahara, © Wikimedia

Eine Wüste ist ein vegetationsfreies Gebiet, im Falle einer Trockenwüste, weil zu wenig Regen fällt und keine Pflanzen wachsen können. Die bekanntesten Trockenwüsten sind die Sahara, die Gobi, die Taklamakan, die Kalahari, die Atacama und viele andere. Man unterscheidet je nach Substrattyp zwischen Lehmwüsten, Sandwüsten, Serir (Geröllwüste) und Hammada (Fels- und Steinwüste). Zu den Trockenwüsten zählt man auch die Salzwüsten. Sie entstehen in flachen Tälern und in Gegenden mit hoher Verdunstung. Was während der Regenzeit ein seichter Salzsee ist, wird in der trockenen Jahreszeit zu einer sogenannten Salztonebene. Die Salzdecke kann bis zu 30 m dick werden, z. B. im „Salar de Uyuni“ in Bolivien. Der hohe Salzgehalt des Bodens verhindert dann nahezu jegliches Pflanzenwachstum.

Seltener denken wir an eine Eiswüste. Bei dieser ist es entweder zu kalt für eine Vegetation oder der Boden liegt unter einer tiefen Eisschicht. Eiswüsten gibt es vor allem in den Polarregionen und in einigen Hochgebirgen, zum Beispiel in den Anden und im Himalaya.

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Die Antarktis ist eine Eiswüste, © Wikimedia

Wüsten finden sich entweder im Innern der Kontinente, die Sahara in Nordafrika, oder die Gobi und Taklamakan in Ost- und Zentralasien, oder an der Westküste südhemisphärischer Kontinente, so die Nebelwüsten Namib im südlichen Afrika und die Atacama in Südamerika. Sie sind überwiegend natürlich und grossklimatisch bedingt. Fast 50 Prozent der Landoberfläche unseres Planeten werden von Trocken- und Eiswüsten eingenommen. Während die Trockengebiete in zwei Gürteln entlang der beiden Wendekreise um die Erde ziehen, sind die Eiswüsten jenseits der beiden Polarkreise zu finden.

Wüstenkarte
Die Trocken- und Eiswüsten der Welt

Und so erstaunt es nicht, dass die Antarktis mit einer Fläche von 13 Millionen km² vor der Sahara mit 8,7 Millionen km² Patz 1 aller Wüsten der Welt belegt!

>> Die Wendekreiswüsten


Alles rund um die seismischen Messungen

02.12.2016

Wie laufen seismische Messungen ab? Wozu braucht es Vibrationsfahrzeuge? Was sind Geofone? Erfahren Sie mehr in unseren Blogbeiträgen.

Funktionsprinzip Seismik
Wie funktioniert Seismik?

 

Permitter 2016/2017
Alle Grundeigentümer werden vor den Messungen persönlich kontaktiert. Nach den Messungen geht das Team nochmals vorbei und fragt, ob alles gut abgelaufen ist (Foto: Schläfli Foto und Digitalstudio Kleindöttingen).

 

 

Bevor die Kabel verlegt werden können, muss erst ein Team ins Feld, das die Geofon- und Messpunkte genau vermisst.
Bevor die Kabel verlegt werden können, muss erst ein Team ins Feld, das die Geofon- und Messpunkte genau vermisst (Foto: Beat Müller).

 

Die Vibrationsfahrzeuge sind das Herzstück der Messungen.
Die Vibrationsfahrzeuge sind das Herzstück der Messungen (Foto: Beat Müller).

 

Die Geofone zeichnen die von den Vibrationsfahrzeugen ausgesendeten Schwingungen auf.
Die Geofone zeichnen die von den Vibrationsfahrzeugen ausgesendeten Schwingungen auf (Foto: Nagra).

 

Messwagen Seismik 2016-2017
Im Messwagen laufen alle Messdaten zusammen (Foto: Beat Müller).

 

Messung Häuser
Alle Grenzwerte an den umliegenden Häusern müssen eingehalten werden. Ein spezielles Team überwacht die Schwingungen (Foto: Nagra).

 

Wo die Vibrationsfahrzeuge nicht hinkommen, wird mit Hilfe der Sprengseismik gemessen.
Wo die Vibrationsfahrzeuge nicht hinkommen, wird mit Hilfe der Sprengseismik gemessen (Foto: Beat Müller).

 

Aufzeitmessungen dienen zur seismischen Charakterisierung der obersten Gesteinsschichten, die nur wenig verfestigt sind.
Aufzeitmessungen dienen zur seismischen Charakterisierung der obersten Gesteinsschichten, die nur wenig verfestigt sind (Foto: Nagra).