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Ist die Schweiz steinreich? Unser Taschenbuch verrät es Ihnen.

27.04.2016

In der neuen Ausgabe unseres Taschenbuchs «Stein» erfahren Sie, wo es die schönsten Gesteine gibt und wozu diese verwendet werden. Besonders faszinierend sind Fossilien, die Geschichten über längst vergangene Leben erzählen.

Von der Entstehung der Gesteine über Steinzeitmenschen bis hin zur Erkundung des Untergrunds mittels Seismik (Seismik-Video), oder Bohrungen werden im Taschenbuch viele interessante Themen beleuchtet. Gesteine prägen Landschaftsformen und geben der Schweiz ihr charakteristisches Aussehen – vom Alpenbogen (Ausflugstipp Berner Alpen) über das Mittelland bis zum Jura (Ausflugstipp Jura).

Wandern Sie durchs Steinreich Schweiz

Wir nehmen Sie im Buch mit auf eine Wanderung quer durch die Welt der Schweizer Gesteine. Der Opalinuston in der Nordschweiz dient nicht nur als Wirtgestein zur Entsorgung radioaktiver Abfälle, er beherbergt auch Fossilien wie wunderschön schillernde Ammoniten aus der Urzeit. Noch glänzender ist das Gold, das Goldwäscher aus der Grossen Emme im Napfgebiet holen. Funkelnd ist der riesige Kristallschatz, den Strahler in den Schweizer Alpen gehoben haben. Nehmen Sie das handliche Taschenbuch auch auf Ihre Wanderungen mit und bestimmen Sie die Gesteine am Wegrand.

Kostenloses Exemplar vom Taschenbuch gefällig?

In unserem Download-Center können Sie das Buch als PDF-Datei herunterladen oder in gedruckter Form bestellen.
Oder holen Sie sich Ihr persönliches Exemplar während einer Messe (Nagra-Veranstaltungskalender) am Nagra-Stand ab; zum Beispiel in Luzern an der LUGA vom 29. April bis 8. Mai.

Aufgeklappt: Das Taschenbuch Stein der Nagra
Im Taschenbuch finden Sie viele interessante Informationen – beispielsweise wie der Opalinuston entstanden ist.

Was die Grünsteingürtel über die frühe Erde verraten

26.04.2016

Grünsteingürtel haben, wie ihr Name verrät, einen grünlichen Farbton, den sie dem metamorphen Chlorit, Aktinolith und anderen grünen Amphibolen verdanken. Es sind Muttergesteine vieler wichtiger Lagerstätten von Gold, Silber, PGE, Nickel, Kupfer, Blei, Chrom, Zink, Eisen und weiteren seltenen Metallen, z.B. dem Schwermetall Indium.

Barberton Grünsteingürtel, © Danielle Zentner
Barberton (SA) Grünsteingürtel, © Danielle Zentner

Grünsteingürtel (engl. greenstone belt) sind typischerweise 100 bis einige tausend Kilometer lang. Es sind Zonen unterschiedlich metamorphervulkanischer Gesteine, die zusammen mit Sedimentgesteinen in archaischen und proterozoischen Kratonen zwischen Granit– und Gneis-Komplexen auftreten, siehe untere Grafik links. Grünsteingürtel sind während der ganzen Erdgeschichte entstanden. Hier betrachten wir nur die Ältesten! Sie werden als zusammenhängende stratigraphische Gruppe betrachtet. Der Anteil ultramafischer und basischer Gesteine – sei es als Layered Intrusion oder als Komatiit –  ist in den archaischen Grünsteingürteln sehr hoch.

Barberton Grünsteingürtel Greenstone belts in Simbabwe

Grünsteingürtel in Südafrika links und rechts in Simbabwe

Bekannte Grünsteingürtel in Afrika:

  • Barberton (Südafrika), der bekannteste und best untersuchteste Grünsteingürtel der Welt!
  • Pietersberg (Südafrika)
  • Gwanda (Simbabwe)
  • Lake Victoria (Ostafrika)
  • Boromo-Goren (Westafrika)

Die archaische Kruste

Die archaische Kruste besteht im wesentlichen aus niedrig metamorphem Granit-Grünsteingürtel und hochgradig metamorphem Granulit-Terran.

Barberton Grünsteingürtel - Kissen Lava, © Eugene Grosch  Komatiite Lava, South Africa, ©CSIRO

Barberton Grünsteingürtel: Kissen Lava mit einem Rand aus Glas, was auf Kontakt mit Wasser hinweist, © Eugene Grosch; Komatiite, Südafrika, ©CSIRO

Typisch sind basaltische Laven (z.B. Kissen-Laven), die vor 3.5 Milliarden Jahren auf dem ehemaligen Ozeanboden ausbrachen und die aus dem Erdmantel stammenden, ultramafisch vulkanischen Komatiite.

Es sind die Komatiite, die sehr viel über das Archaikum verraten.

Komatiite entstanden nur während des Archaikums, was darauf zurückgeführt wird, dass der Erdmantel langsam abkühlte und aufgrund der höheren Häufigkeit radioaktiver Elemente im frühen Erdmantel von 4,5 bis 2,6 Milliarden Jahre um bis zu 500 °C heisser war als heute. Komatiite besitzen sehr niedrige SiO2-, K2O– und Al2O3-Gehalte, aber einen hohen bis sehr hohen Anteil an MgO.

Komatiitische Lava besass bei der Eruption Eigenschaften eines überkritischen Fluids, nämlich die Viskosität eines Gases, aber die Dichte eines Gesteins. Im Vergleich zu dem Basaltlaven von Hawaii, die mit einer Temperatur von ~1200 °C und der Zähigkeit von Sirup oder Honig austreten, flossen sie mit grosser Geschwindigkeit über die Oberfläche und haben extrem dünne, bis 10 mm dicke Lavaschichten hinterlassen.

Die Thematik findet ihre Fortsetzung. Schöne Woche!

 


Meine Reise 60’000 Jahre in die Zukunft

22.04.2016

An der Gewerbemesse16 in Bad Zurzach vom 15. bis zum 17. April konnten die Besucher mit der Nagra wirklich «zurück in die Zukunft» der Entsorgung radioaktiver Abfälle reisen. Nach der Erfolgsausstellung «TimeRide» lässt die «Zeitreise zum Tiefenlager» die Zeit nun fort- statt zurückschreiten.

«Oculus Rift» nennt sich das kleine Wunderwerk der Technik, das zuvor wohl eher nur Gamern bekannt war, am letzten Wochenende jedoch alle Besucher des Nagra-Standes zum Staunen brachte. Die Virtual-Reality-Brille entführt für fast 10 Minuten in immer grösseren Zeitschritten in die Zukunft. Als Reiseuntersatz dient ein besonderer Stuhl: Mit zusätzlichen Features wie Vibrationen oder einem frischen Luftstrom sorgt er für ein noch intensiveres Erlebnis. Die Reise beginnt mit dem Abschluss aller Planungen für das Tiefenlager, führt über die Einlagerung, bis hin zu einem möglichen endgültigen Verschluss des Lagers oder der Rückholung der radioaktiven Abfälle. Dann wird die Reisegeschwindigkeit erhöht. 60’000 Jahre später in der Zukunft sind die Reisenden mit vier möglichen Szenarien konfrontiert: Von den heute grünen Hügeln und gemässigten Temperaturen in der Schweiz fehlt dann jede Spur. Eine endlose Wüste oder eine eisige Weite könnten sich auf dem heutigen Gebiet von Mitteleuropa erstrecken. Aber auch tropisches Klima oder eine völlige Urbanisierung ist möglich. Dies sind alles eventuelle Umweltszenarien, auf die sich die Nagra bei der Entsorgung der radioaktiven Abfälle vorbereiten muss.

«Eine völlig neue Erfahrung»

Die rückkehrenden Reisenden lobten durchweg die realitätsnahen Animationen. Mein persönlicher Eindruck der Ausstellung war mehrheitlich sehr positiv: Mir gefiel der Zeitreise-Film sehr. Den Kopf in jede Richtung drehen zu können, um sich wie in der Realität umzusehen, ist eine völlig neue Erfahrung. Rundum animierte 3D-Umgebungen sind bereits jetzt ein Erfolg und werden in Zukunft noch unglaublich viele neue Möglichkeiten eröffnen. Die Zeitreise-Stühle waren zu jeder Zeit gut besetzt, teilweise so gut, dass die anderen Ausstellungsstücke fast ein wenig untergingen. Der Erdbebensimulator, welcher bereits auf früheren Ausstellungen dabei war, zog nebst den Stühlen noch die meisten Besucher an und erfreute vor allem die Jüngeren.

Die «Zeitreise zum Tiefenlager» gastiert in nächster Zeit an verschiedenen Messen und Ausstellungen. Schauen Sie doch bei uns vorbei, dieses Wochenende gastieren wir an der EXPO Geissberg.

22.04 – 24.04 EXPO Geissberg
29.04 – 08.05 LUGA (Luzern)
10.06 – 12.06 RiGA16 (Gewerbeausstellung Rickenbach)
09.09 – 11.09 Gewerbeausstellung Vogelsang-Turgi
30.09 – 03.10 Messe am Hochrhein (Waldshut)
07.10 – 09.10 hela-Messe (Laufenburg)
26.10 – 30.10 SH-Herbstmesse (Schaffhausen)
28.10 – 30.10 Büli Mäss (Bülach ZH)
30.11 – 04.12 Winti-Mäss

Nagra Vitrinen
In den Vitrinen konnten die Besucher unter anderem Bohrkronen betrachten. (Bild: Nagra)
Ausstellung Bad Zurzach
Ausstellungsbauer Beat Stefani von der Nagra und Renate Kaspar, die seit zwei Jahren am Nagra-Stand Besucher betreut. (Bild: Nagra)

Das FE-Experiment: «Jeden Tag eine Million Messwerte»

19.04.2016

Der Bauingenieur Benoit Garitte ist an der Umsetzung des «Full-Scale Emplacement»-Experiments (kurz: FE-Experiment) massgeblich beteiligt. Er ist in den nächsten Jahren insbesondere für den Betrieb des Experiments und die Datenauswertung zuständig.

Bereits seit 2004 untersuchte Benoit Garitte das thermo-hydro-mechanische Verhalten von tonhaltigen Gesteinen im Zuge seiner Forschungsarbeiten an der Technical University of Catalonia (UPC-Barcelona). Er führte Modellierungen des Ventilationsexperiments der ENRESA, der spanischen Schwesterorganisation der Nagra, durch und interpretierte später für die ANDRA, der französischen Schwesterorganisation, Daten von Heizexperimenten im Opalinuston und anderen Tonformationen. Bevor Benoit 2012 Nagra-Projektleiter wurde, koordinierte er fünf unabhängige Teams im internationalen DECOVALEX-Projekt, das die Validierung von gekoppelten Modellen im Vergleich zu Feldexperimenten bezweckte.

Heute ist Benoit Garitte für die Datenaufnahme und deren Auswertung im FE-Experiment der Nagra verantwortlich. Bereits im Dezember 2014 wurde das erste Heizelement dieses Grossversuchs in Betrieb genommen. Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend. Ziel ist zu erfahren, wie sich in den kommenden Jahren Temperatur, Feuchtigkeit, Druck, Verformungen und Gaszusammensetzung im Bentonit-Granulat und dem umgebenden Gestein entwickeln. Dazu werden rund 1 Million Messwerte pro Tag aufgezeichnet. Die Dynamik im Experiment nimmt naturgemäss mit der Zeit sehr langsam ab. Umso mehr ist die momentan laufende Beobachtungsphase wichtig.

Benoit ist überzeugt: Ein untertägiges Felslabor – wie das im Mont Terri – bietet einerseits eine einmalige Gelegenheit und ist andrerseits auch eine echte Herausforderung. Die Gelegenheit besteht darin, dass hier Experimente unter nahezu realen Bedingungen eines Tiefenlagers durchgeführt werden können, die im Bauingenieurwesen nicht gerade alltäglich sind. Die Herausforderung besteht darin, ein umfassendes Verständnis über das Verhalten des Opalinustons zu erreichen – insbesondere wenn technische Eingriffe in das natürliche Gestein vorgenommen werden. Die numerischen Modelle und Analysen sind hierbei ein sehr wichtiges Instrument, um das benötigte Verständnis essenziell zu erhöhen. In den nächsten Monaten beschäftigt sich ein Team von Wissenschaftlern damit, wie die Daten am besten zu visualisieren sind.

Mit den Messdaten, die Benoit in den nächsten Jahren vom FE-Experiment sammelt, werden bestehende Computersimulationen und Modelle abgeglichen. Damit werden später Berechnungen für ein geologisches Tiefenlager durchgeführt. Benoit betont: Die langfristige und sichere Lagerung von radioaktivem Abfall ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, der man sich stellen muss.

Lesetipp: Mehr zum FE-Experiment erfahren Sie auch im Interview mit dem Nagra-Ingenieurgeologen Herwig R. Müller.

Fotos: Dieter Enz (Comet Photoshopping) und Nagra


Der Prozess, der dem Bushveld-Komplex zu Reichtum verhalf

19.04.2016

Gravitationsdifferentiation nennt sich der Prozess, der dem Bushveld-Komplex, dem Great Dyke und anderen Layered Intrusions zu Anreicherung von Edelmetallen (Platin/PGE, Gold, Silber, Chrom, Nickel, Zinn) verhalf. Er beruht auf Akkumulierung von Mineralen, die während einer fraktionierten Kristallisation aus einem Magma/Schmelze entstehen. In der Grafik sehen wir schematisch eine solche Kristallisationsabfolge.

Das Prinzip der Fraktionierung, © 1999 John Wiley & Sons. Inc.
Das Prinzip der Fraktionierung, © 1999 John Wiley & Sons. Inc.

Je nach Mineral, welches entsteht, spricht man von diskontinuierlicher oder kontinuierlicher Kristallisation. Wenn im Laufe der Kristallisation eine Abfolge verschiedener Minerale entstehen, wie links in obiger Grafik, spricht man von diskontinuierlicher Kristallisation. Anders bei der kontinuierlichen Kristallisation, obige Grafik rechts, und typisch für die Ca-Na Feldspatreihe. Hier reagiert das Mineral kontinuierlich mit der Schmelze und weist – weil die Prozesse nicht vollständig ablaufen – eine chemische Zonierung auf.

Zonierter Plagioklas aus der Ca-Na Feldspatmischreihe
Zonierter Plagioklas aus der Ca-Na Feldspatmischreihe

Die Gravitationsdifferentiation

Bereits im schmelzflüssigen Zustand trennen sich häufig schon die unmischbaren sulfidischen und oxidischen Komponenten von der Schmelze, wie bei einer Salatsauce Öl und Essig. Häufiger ist jedoch die Trennung von frühzeitig auskristallisierten Mineralen. Da die Kristalle üblicherweise schwerer sind als die koexistierende Schmelze, können sie unter dem eigenen spezifischen Gewicht auf den Boden der Magmakammer sinken und bewirken dadurch eine Änderung der chemischen Zusammensetzung der Restschmelze.

Das Prinzip der Gravitationskristallisation, © Woudloper, Creative Commons

Das Prinzip der Gravitationskristallisation: die fraktionierte Kristallisation beginnt mit Abkühlung eines Magmas und akkumuliert das Kristallisat auf dem Magmakammerboden. Kristallisationsabfolge: 1: Olivin –> 2: Olivin und Pyroxen –> 3: Pyroxen und Plagioklas –> 4: Plagioklas. © Woudloper, Creative Commons

Die fraktionierte Kristallisation

Die magmatische Differentiation durch fraktionierte Kristallisation ist eine Folge davon, dass Magmen Mehrstoffsysteme sind, deren einzelne Komponenten verschiedene Schmelzpunkte besitzen. Die Grafik zeigt das Prinzip der fraktionierten Kristallisation eines Zweistoffsystems.

Schmelzdiagramm eines Zweistoffsystems
Ein Beispiel des Schmelzdiagramms eines binären Systems: 1. Schmelze I –> 2. Kristallart A und Schmelze II; 3. Kristallart B und Schmelze III; 4. Einsprenglinge A und 5. Einsprenglinge B.

Beim Abkühlen eines Magmas kristallisiert zuerst die Komponente mit dem höchsten Schmelzpunkt aus und sinkt wegen der höheren Dichte nach unten. Aus der restlichen Teilschmelze kristallisiert unter fortschreitender Abkühlen immer jene Komponente mit dem nächst höheren Schmelzpunkt aus und sinkt ihrerseits nach unten. So ändert sich der Chemismus der Schmelze von basisch (Mg-reich) nach sauer (SiO2-reich).

Natürlich ist die Natur kein Zweistoffsystem, lässt sich aber streckenweise auf wenige Komponenten reduzieren und erlaubt so eine Vereinfachung eines recht komplexen Systems.

Das Prinzip der fraktionierten Kristallisation lässt sich auf alle magmatischen Gesteine anwenden auch auf die Vulkanologie, wo noch eine Gasphase dazu kommt :-)!


Dem Abbau organischer Abfälle auf der Spur

13.04.2016

Der Chemiker Mario Stein beschäftigt sich damit, wie sich organische Abfälle unter Gasbildung zersetzen. Was das Ganze mit einem geologischen Tiefenlager zu tun hat und was das Spannende an seiner Arbeit ist, erfahren Sie im Text.

Mario Stein leitet ein Experiment, welches die Gasbildung aus dem Abbau organischer Abfälle untersucht und das im September 2015 im Zwilag gestartet ist. Dabei untersucht der Chemiker den Abbau von Ionenaustauscherharzen und anderen organischen Materialien, die dereinst in einem geologischen Tiefenlager entsorgt werden. Ionenaustauscherharze dienen in Kernkraftwerken zur Reinigung diverser Wasserkreisläufe. Sind die Harze erschöpft, fallen sie als zu konditionierende, radioaktive Abfälle an.

Experimentelles Equipment zur Untersuchung der Gasbildung.
Experimentelles Equipment zur Untersuchung der Gasbildung

Die untersuchten Abfälle lagern in fünf Fässern, die gasdicht verschlossen sind. Um gute Bedingungen für einen mikrobiellen Abbau der Substanzen einzustellen, werden die Fässer leicht geheizt. «Man weiss bis jetzt noch recht wenig darüber, ob und wie schnell die untersuchten organischen Abfälle unter Gasbildung zersetzt werden», erläutert Mario Stein. Die Gasbildung aus dem Abbau organischer und vor allem metallischer Abfälle ist bei geologischen Tiefenlagern für schwach- und mittelaktive Abfälle von Bedeutung. Das entstehende Gas kann ins umliegende Gestein abgeleitet werden, ohne dass dabei die Sicherheitsbarrieren geschädigt werden.

Sensor auf dem gasdicht verschlossenen Fass.
Sensor auf dem gasdicht verschlossenen Fass

Fernzugriff auf Messdaten

Mit Hilfe von Sensoren können Temperatur, Druck sowie Kohlenstoffdioxid-, Methan- und Sauerstoffgehalt in der Gasphase der Fässer kontinuierlich gemessen werden. Mario Stein kann die Messdaten jederzeit via Fernzugriff abrufen und auswerten. Daneben werden immer wieder Gasproben direkt aus den Fässern entnommen und eine umfassende Analyse aller Gaskomponenten wie zum Beispiel Wasserstoff gemacht. Der Chemiker arbeitet seit fast drei Jahren für die Nagra. Neben seiner Forschungstätigkeit inventarisiert und charakterisiert er radioaktive Materialien. Daneben ist er für die Aufstellung von Prognosen zukünftig anfallender Abfallmengen verantwortlich. «An meiner Arbeit gefällt mir besonders, dass sie verschiedene Disziplinen wie Chemie, Mikrobiologie und Physik vereint», sagt Mario Stein.


Platin, der Bushveld-Komplex und die grösste Intrusion der Welt

12.04.2016

Platin leitet sich vom spanischen Wort platina, der Verkleinerungsform von plata „Silber“, ab. Die erste europäische Erwähnung stammt von Julius Caesar Scaliger. Er beschrieb ein mysteriöses weisses Metall, das sich allen Schmelzversuchen entzog.

Platinum Nugget Kondyor-Mine, Khabarovsk Krai, Russland, © Alchemist-hp, own work, Wikimedia Commons
Platinum Nugget Kondyor-Mine, Khabarovsk Krai, Russland, © Alchemist-hp, Lizenz: http://artlibre.org/licence/lal/de/, Wikimedia Commons

Platin wurde schon um 3000 v. Chr. im alten Ägypten und auch von den Indianern Südamerikas verwendet. Beim Gewinnen von Goldstaub im Waschgold fand man es als Begleitung und liess sich nicht abtrennen. So wurde die Tatsache genutzt, dass sich native Platinkörnchen mit Goldstaub in der Glut verschweissen. Dabei wirkt das Gold wie ein Lot und bildet durch wiederholtes Schmieden und Erhitzen eine relativ homogene, helle, in der Schmiedehitze verformbare Metalllegierung. Ein Anteil von etwa 15 % Platin führt zu einer hellgrauen Farbe; reines Platin war noch nicht bekannt.

Mit etwa 80 % fördert Südafrika den höchsten, weltweiten Anteil an Platin.

 

Platinminen, ©Wikimapia
Weltweite Platinminen, ©Wikimapia

Die grösste Lagerstätte befindet sich im Bushveld-Komplex, im Transvaal, in einer 1 bis 3 Meter mächtigen Zone, dem Merensky Reef, die sich durch den ganzen Komplex zieht. Nebst Platin liefert das Merensky-Reef auch Nickel, Kupfer und Gold. In einem weiteren, darunter liegenden Horizont, der 15 bis 250 cm mächtigen UG2-Chromitit Zone, sowie dem Platreef  bei Potgietersrus, liegen die grössten Vorräte an Platingruppenmetallen, den PGMs. Es sind dies nebst Platin, die Metalle PalladiumRhodiumIridium und Osmium. Gold, Kupfer oder Nickel kommen hier nicht vor.

Der Bushveld-Komplex ist in jeder Hinsicht ein Superlativ. Es ist die grösste layered Intrusion der Welt und reich an Mineralien wie nirgendwo sonst.

 

 

Bushveld Chromitit, © Jackie Gauntlett
Chromitit (schwarz) in Wechsellagerung mit Anorthosit (grau ) im Bushveld Komplex, Dwars Rivier, © Jackie Gauntlett

Im Bild sehen wir die UG2-Chromitit Zone aufgeschlossen in Dwars Rivier. Diese Bänke, die aus ca. 40 % Chromit bestehen, ziehen sich uniform über 200 km durch den Komplex. Der Bushveld Lopolith ist wie der Great Dyke in Simbabwe aus fünf separaten, sich überlappenden Komplexen, die jedoch in ihrer Differentiationsabfolge sehr ähnlich sind, entstanden. Mit einer Mächtigkeit von 8 – 9 km und einer Flächenausdehung von 460×245 km oder 100’000 qkm erfolgte die gesamte Intrusion über mehrere Millionen Jahre.

Hier konnte die Theorie der magmatischen Differentation von Magmen speziell gut studiert werden. Durch Differentiationsvorgänge entstehen aus basaltischen Magmen Gesteinspakete, deren Zusammensetzung von ultrabasisch bis sauer reichen. Die layered intrusions, die an sedimentäre Schichtungen erinnern, sind ein weiterer Ausdruck von Differentiationszyklen.


«Und, wie war die Zeitreise?»

08.04.2016

Die Nagra ist seit Mittwoch mit ihrer neuen Erlebnisausstellung in Aarau an der AMA zu Gast. Wir haben am Stand ein paar Stimmen gesammelt.

Gestern war ich als Standbetreuerin für die Nagra an der AMA. Immer wieder spannend sind die Gespräche mit den Besucherinnen und Besuchern über die Entsorgung radioaktiver Abfälle. Fragen zum Beispiel wie warum dauert das Verfahren so lange? Und warum bringt man die Abfälle nicht einfach ins Ausland? höre ich oft.
Was ich gestern aber auch gespürt und vor allem auch gehört habe, ist die Begeisterung für die Zeitreise zum Tiefenlager, wo die Messebesucher mittels Oculus-Brillen in die Zukunft reisen und sich anschauen können, wie denn eine Oberflächenanlage bzw. ein Tiefenlager dereinst aussehen könnten. Wir haben ein paar Besucher gefragt, ob ihnen «Die Zeitreise» gefallen hat. Hier hören Sie die Antworten:

Die Nagra ist noch bis Sonntag, 10. April an der AMA. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.


Referentenseminar 2016: Guides erhalten Update im Felslabor Mont Terri

06.04.2016

Im Felslabor Mont Terri bei St-Ursanne (JU) bieten die drei Schweizer Forschungspartner swisstopo (Betreiberin des Felslabors), Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) und Nagra kostenlose Führungen an. Besucherinnen und Besucher erfahren, mit welchen Experimenten die sichere Entsorgung radioaktiver Abfälle in geologischen Tiefenlagern erforscht wird. Im jährlich stattfindenden Referentenseminar können sich die Besucherführerinnen und Besucherführer, kurz Guides, über die neuesten Erkenntnisse der Forschungsarbeit informieren und ihren Wissensstand auffrischen. So kann den Besuchern eine optimale Betreuung geboten werden. Wir haben den Guides am Referentenseminar über die Schultern geschaut.

Sie möchten mit Ihrer Firma, Ihrem Verein, Ihrer Schule… auch gerne das Felslabor Mont Terri besuchen? Melden Sie sich doch für eine kostenlose Führung an.

Fotos: Nagra