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  | 07.03.2016

Viel positive Energie freigesetzt

Herwig R. Müller, Ingenieurgeologe bei der Nagra, war für die Umsetzung des «Full-Scale Emplacement»-Experiments (kurz FE-Experiment*) zuständig.

Herwig. R. Müller
Der Ingenieurgeologe Herwig. R. Müller leitete das FE-Experiment, ein Demonstrationsexperiment im Massstab 1:1. Foto: Maria Schmid

Herwig, welche Bedeutung hat das FE-Experiment?
Es ist ein sehr wichtiges Experiment für die Nagra, weil hier viele Komponenten eines geologischen Tiefenlagers zusammen kommen: die ganzen Abläufe vom Stollenbau bis zur Verfüllung mit anschliessender Beheizung und den entsprechenden Auswirkungen auf das Gebirge. Im Opalinuston führt man so ein Experiment im Massstab 1:1 zum ersten Mal durch.

Wie fühlst Du Dich jetzt nach erfolgreicher Realisierung der Versuchsanlage?
Wenn man für so ein grosses und komplexes Projekt verantwortlich ist, hat man anfangs – egal wie alt oder erfahren man ist – grossen Respekt. Ein derartiges Projekt ist aber auch unheimlich toll und spannend. Der Moment, in dem man erkennt, dass das Ziel nahe ist und alle Herausforderungen gemeistert wurden, setzt unglaublich viel positive Energie frei.

Was waren Deine Aufgaben als Projektleiter?
Ich musste ein Team aufstellen, das auch unter Zeitdruck perfekt funktionieren und die technischen Herausforderungen meistern musste. Unser Kernteam bestand aus 5 bis 7 ständigen Nagra-Mitarbeitenden. Insgesamt waren mit weiteren Nagra-Mitarbeitenden und externen Auftragnehmern weit über 100 Fachleute und Spezialisten involviert, die ein riesiges Know-how vereinen. Das Projekt startete 2009 mit der Planung. 2010 wurde die Start-Kaverne gebaut, 2012 der FE-Stollen ausgebrochen, im Herbst 2014 die Heizelemente sowie die Stollenverfüllung mit Bentonit-Granulat eingebracht und schliesslich im März 2015 der Stollen nach Inbetriebnahme der Heizelemente verschlossen. Seitdem heizen wir und messen mit unzähligen Sensoren und Messinstrumenten, die in den verschiedenen Projektphasen installiert wurden.

Was sind Deine persönlichen Highlights?
Sehr lustig war die Durchschlagsfeier nach der Fertigstellung des FE-Stollens. Höhepunkte waren die erste Inbetriebnahme der Verfüllmaschine, das Einschalten der Heizelemente und der Verschluss des Stollens. Wissenschaftlich-technisch aber auch emotional das Grösste war das Monitoring- und Modelling-Meeting von Anfang 2016. Während dieser Besprechung wurden alle Messdaten seit Heizbeginn gezeigt, diskutiert und mit den Prognosen verglichen. Es ist genial zu sehen, dass das Projekt wie geplant Gestalt angenommen hat und die erhofften Messdaten ergibt. Vom FE-Experiment werden die Nagra und die wissenschaftliche Gemeinschaft noch über Jahre profitieren.

Mehr zu den Experimenten im Felslabor Mont Terri: www.mont-terri.ch

Besuchergruppen können das Experiment nach Voranmeldung auch direkt vor Ort kostenlos besichtigen. Anmeldungen nimmt Frau Renate Spitznagel (Renate.Spitznagel@nagra.ch,
Tel. 056 437 12 82) entgegen.

Der Film zum Experiment

 


*FE-Experiment im Felslabor Mont Terri
Das «Full-Scale Emplacement»-Experiment (FE-Experiment) ist ein Demonstrationsexperiment im Massstab 1:1. Es dient zur Messung der Auswirkungen von Wärme auf das Bentonit-Granulat und den umliegenden Opalinuston und ermöglicht es auch, praktische Erfahrungen mit dem Einlagerungsprozess zu sammeln. In einem Lagerstollen im Opalinuston wurden drei Versuchsbehälter eingebracht und dieser wieder mit einer eigens dafür entwickelten Maschine dicht mit Bentonit-Granulat verfüllt. Die Versuchsbehälter enthalten Heizelemente, die die Wärmeabgabe hochaktiver Abfälle simulieren. Hunderte Messinstrumente zeichnen Temperaturen, Feuchte, Druck, Verformungen, Gaszusammensetzung, etc. im Bentonit und Opalinuston auf.

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