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  | 06.06.2017

Geobotanik, was ist das?

So wie im Tierreich die natürliche Evolution mächtige Tiere wie Wale und Dinosaurier und Winzlinge wie hummelgrosse Kolibris und stecknadelkopfkleine Taufliegen hervorbrachte, gilt ähnliches im Pflanzenreich. Evolutive Prozesse liessen gigantische Mammutbäume bis hin zur kleinen Wasserlinse im Teich oder Moose und Flechten in den unterschiedlichsten Regionen der Erde entstehen. Die Vielfalt ist gigantisch!

Sie alle existieren in speziellen Lebensgemeinschaften in unterschiedlichen Klimazonen und in verschiedenen Lebensräumen. Damit befinden wir uns im Fachbereich der Geobotanik, das seit dem  ausgehenden 19. Jhd. in Mitteleuropa vom Vegetationsökologen Heinrich Walter eingeführt wurde. Die Ursprünge geobotanischer Betrachtungen gehen jedoch auf die grossen Naturwissenschafter wie Konrad Gesner (1506-1566), Ulisse Aldrovandi (1541-1613), Leonhart Fuchs (1506-1566) und andere zurück und lässt sich als „Nebenprodukt“ der frühen botanischen Systematik verstehen. Heute ist es eine bedeutende interdisziplinäre Wissenschaft im Bereich Geowissenschaften und Life-Science.

Als komplexe Wissenschaft erfasst, beschreibt und erklärt die Geobotanik das Vorkommen und die räumliche Verbreitung von Pflanzen und Pflanzengesellschaften und ihre Veränderungen in der Vergangenheit (Vegetationsgeschichte).

Vegetationszonen der Erde: ca. 30 Räume mit ähnlichem Pflanzenbewuchs; CC BY-SA 3.0
Vegetationszonen der Erde: ca. 30 Räume mit ähnlichem Pflanzenbewuchs; CC BY-SA 3.0

Grundsätzlich befasst sich die Geobotanik mit folgenden Themen:

  • Verbreitung von Pflanzenarten und ihren Gesetzmässigkeiten
  • Ursachen ihrer raum-zeitlichen Verbreitung
  • Zusammensetzung, Aufbau, Funktion und Zusammenwirken von Vegetationstypen und Ökosystemen
  • Verständnis der evolutiven Entwicklung von Geo- und Biodiversität in den diversen Lebensräumen der Erde
  • Schutz und Erhalt natürlicher Artenvielfalt der globalen Lebensräumen für die Zukunft

Die zentrale Fragestellung der Geobotanik versucht die Verbreitung jeder einzelnen Pflanzenart auf der Erde im Verlauf der geologischen Evolution und unter Einbezug der jeweiligen Standortfaktoren zu klären. Diese Faktoren werden durch die aktuellen Boden- und Klimabedingungen des Lebensraums einer Pflanzenart bestimmt. Die Geobotanik untersucht also die Gesamtheit der Beziehungen einer Pflanzenart um daraus Zusammenhänge zwischen Umweltbedingungen und Leistungsfähigkeit zu ziehen.

Wie die Entwicklung von Ökosystemen in geologischen Epochen ablief, soll im nächsten Beitrag Thema sein.

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