Forschen, untersuchen, beraten und sich mit anderen Wissenschaftlern austauschen – der Geochemiker Niels Giroud erzählt über seine Arbeit bei der Nagra.
«Ich berate gern andere Forscher in Fachfragen», sagt Niels Giroud. «Und die internationale Zusammenarbeit finde ich spannend.» Er berät zurzeit eine ausländische Entsorgungsorganisation, ob Daten früherer Versuche sich für ein geologisches Modell eignen würden. «Der Kontakt zu externen Partnern aus aller Welt macht mir viel Spass», betont Giroud, der seit August 2013 bei der Nagra an verschiedenen Projekten in beiden Schweizer Felslabors arbeitet. Zuvor beschäftigte er sich mit der Geochemie von geothermalen Systemen, unter anderem auf Island. «Ich habe mein Fachgebiet eigentlich nicht stark gewechselt, als ich zur Nagra kam», bemerkt Giroud. Er erforsche weiterhin die Interaktionen zwischen Fels, Wasser und Gas. «Nur Temperatur und Durchlässigkeiten sind nun anders», ergänzt er. Neu und spannend zugleich ist für Niels Giroud die Mikrobiologie. «Diese spielt zudem in der Tiefenlagerforschung eine sehr wichtige Rolle», betont er.
Im Felslabor Wechselwirkungen erforschen
Im LCS-Experiment hat Giroud die Langzeitwechselwirkungen zwischen Zementlösungen, Porenwässer und Gestein untersucht. Zement soll als Verfüllmaterial in einem künftigen Tiefenlager für schwach- und mittelaktive Abfälle dienen. Nach sechs Jahren im Fels wurden nun die Zementproben entnommen, das umliegende Gestein überbohrt und beides analysiert. «Mit diesem Experiment haben wir das Verständnis über die Wechselwirkungen entscheidend erhöht», führt er aus. «Wir wissen nun viel mehr darüber, wie sich Zement in einem natürlichen Umfeld mittelfristig verhält, wie sich zum Beispiel der pH-Wert verändert oder welche chemischen Reaktionen mit dem Gestein stattfinden. Zum Beispiel kann der hohe pH-Wert der Zementwässer die Wasser- und Gasdurchlässigkeiten des Opalinustons innerhalb der ersten paar Zentimeter im Gestein beeinflussen. Das dazugewonnene Wissen kann nun für künftige Modellierungen eingesetzt werden.
Den Kontakt mit anderen Wissenschaftlern pflegen
«Für mich ist es auch wichtig, unsere Erkenntnisse mit anderen Forschern diskutieren», sagt Niels Giroud. In der Schweiz arbeitet die Nagra mit Instituten wie der Empa, dem Eawag, der Universität Bern oder dem Paul Scherrer Institut zusammen. «Wir arbeiten gemeinsam an einem gesellschaftlich bedeutsamen Projekt. Der Austausch mit anderen Forschern inspiriert mich in meiner Arbeit und dient letztlich auch als eine Art Standortbestimmung», fügt er hinzu.
Mehr zum LCS-Experiment bzw. zum MaCoTe-Experiment (in Englisch)