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  | 10.02.2015

Leitfossil Mensch? – Die geologische Kraft der Menschheit

Die Natur gerät als Folge ungeahnter menschlicher Aktivitäten, eindrücklich sichtbar gemacht in der Abbildung des globalen Lichtermeers allmählich in einen neuen, in der Menschheitsgeschichte unbekannten Zustand, der sich als Wechsel in ein neues Erdzeitalter bemerkbar macht. Vor einer Dekade schlug der Atmosphärenchemiker und Nobelpreisträger Paul Crutzen vor, das Anthropozän, eine neue geologische Epoche einzuführen. Sie ist etwa Mitte des 18 Jh. anzusetzen, zu Beginn der Industrialisierung, und folgt dem Holozän mit seinem milden Globalklima nach – eine Zukunft mit ungewisser Entwicklung.

lichtermeer    verschmutzung golf von dakar

Links: Verteilung künstliches Licht auf der Erde (Satellitenaufnahme: NASA) –  Rechts: Mit Plastikmüll verseuchte Meere und Strände (Foto: Alliance / dpa / EPA / Nic Bothma)

Inzwischen ist dieser Abdruck so stark, dass Wissenschaft, Politik und Gesellschaft diskutieren, ob sich die vom Menschen initiierten Veränderungen in geologischer Form niederschlagen und so langfristig sind, dass wir bereits in einem neuen Erdzeitalter leben.

Vertreter der Anthropozän-Idee gibt es in der Wissenschaft wie in der Kulturszene. Entschieden wird die Frage von der internationalen Kommission für Stratigraphie. Eine Arbeitsgruppe prüft seit einigen Jahren die Datenlage.

Eines steht fest, der Mensch mit seinen Aktivitäten und Produkten wird  sich als stratigraphischer Horizont manifestieren. Ob er zum Leitfossil wird oder nicht ändert nichts an der Tatsache, dass seine Spuren global und unübersehbar sind. Wie werden dereinst Plastikartikel unter Druck und Temperatur im Gestein erscheinen? Was wird aus unseren Deponien, aus dem Plastikmüll im Meer oder aus der Luftverschmutzung? Solche Fragestellungen führen uns natürlich auch ins Gebiet der Kunst und Zukunftsforschung, einem Gebiet mit vielen Möglichkeiten. Was denkt Ihr?

Empfehlenswert zu diesem Thema ist die Sonderausstellung „Willkommen im Anthropozän“ im Deutschen Museum in München. Sie findet vom 5. Dezember 2014 bis 31. Januar 2016 statt und befasst sich mit dem menschengemachten Fingerabdruck auf der Erde.

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