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Die Säulen des Herakles und das Mittelmeer

Als Säulen des Herakles oder Herkules bezeichnete man im Altertum den Felsen von Gibraltar im Süden von Spanien und den Berg Abyla, heute Jbel Musa bei Ceuta in Marokko. Die Phönizier, welche die Meerenge auf ihren Entdeckungsfahrten um 1100 v. Chr. erreichten, bezeichneten die beiden Vorgebirge nach ihrem Sonnengott als Säulen des Melkart. Der Name des Gottes wurde später von den Griechen durch Herakles ersetzt. Sie glaubten auch, dass diese Meerenge das Ende der Welt sei.

Strasse von Gibraltar - Gibraltar links, Abyla rechts, © NASA Weltkarte des Hekataios - Gibraltar
v.l.n.r.: Die Säulen des Herkules – Der Fels von Gibraltar links im Bild und der Berg Abyla heute Jbel Musa rechts im Bild, © NASA; das griechische Weltbild

Der Fels von Gibraltar ist ein massiver Kalkstein Monolith, deshalb ragt er so unerschrocken in den Himmel. Jbel Musa ist das afrikanische Pendant. Entstanden sind die Kalke vor 175-200 Millionen Jahren zur Jurazeit.

Der Felsen von Gibraltar ©imago
Der Felsen von Gibraltar ©imago

Vor 20 Millionen Jahren bildete der Vorläufer des Mittelmeeres, die Tethys, noch eine breite Wasserstrasse zwischen dem Indischen Ozean und dem sich öffnenden Atlantik. Die Tethys wurde in der daraufolgenden Zeit immer weiter eingeengt, bis im mittleren Miozän, vor etwa 15 Millionen Jahren, die Afrikanische Platte mit Vorderasien kollidierte. Dies führte zur Auffaltung von Kettengebirgen im Nahen Osten und beendete die Verbindung des entstehenden Mittelmeeres zum Indik. Von nun an bestand nur noch die Verbindung zum Atlantik.

Das Mittelmeer erhielt seine heutige Form erst vor 6 bis 5 Millionen Jahren am Ende des Miozäns. Während der Messinischen Salinitätskrise, ein erdgeschichtlicher Abschnitt in dem das Mittelmeer teilweise oder vollständig austrocknete, lagerten sich in den tiefsten Meeresbecken bis zu drei Kilometer mächtige Evaporite ab. Man darf davon ausgehen, dass das Mittelmeer ohne jeglichen Zufluss in einigen zehntausend Jahren verdunsten würde. Während man früher meist von einem globalen Meeresspiegelabfall ausging oder von einer seitlichen Einengung der verbliebenen Meeresstrassen durch tektonische Bewegungen, so wird seit 2003 ein Modell diskutiert, nach dem grossräumige Bewegungen im oberen Erdmantel zu einer Verschliessung der Meerespassagen zwischen dem Atlantik und dem Mittelmeer führten.

Mittelmeer wird vom Atlantik geflutet
Mittelmeer wird vom Atlantik her geflutet

Danach, an der Wende vom Miozän zum Pliozän, erfolgte nach neuesten Erkenntnissen zunächst eine leichte Senkung der Landbrücke zwischen Europa und Afrika, sodass für einige Jahrtausende nur geringe Wassermengen aus dem Atlantik in das ausgetrocknete Mittelmeerbecken schwappten. Nach und nach grub sich das Wasser immer tiefer in die Landbrücke, bis schliesslich durch einen 200 Kilometer langen und bis zu 11 Kilometer breiten Kanal etwa 100 Millionen Kubikmeter pro Sekunde einströmten und mit einer Geschwindigkeit von 144 Kilometer pro Stunde den Strömungskanal um 40 Zentimeter pro Tag vertieften. Das führte dazu, dass auf dem Höhepunkt dieses Vorgangs, der Wasserspiegel im Mittelmeerbecken täglich um mehr als 10 Meter anstieg, bis nach maximal zwei Jahren das Mittelmeer wieder aufgefüllt war. Seither ist diese Meerenge die einzige natürliche Verbindung zwischen Atlantik und Mittel- und Schwarzem Meer.

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