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  | 12.01.2016

Der Gletscher und sein unterirdischer See am Mont Blanc

Der Gletscher Tête Rousse auf französischer Seite des Mont Blanc Massivs, ©catnat.net
Der Gletscher Tête Rousse auf französischer Seite des Mont Blanc Massivs, ©catnat.net

Wenn tiefere Schichten eines Gletschers aus wasserdichtem, kälterem Eis bestehen, sammelt sich Schmelzwasser in einem Reservoir, anstatt über die Gletscherzunge abzufliessen. Solche Wasserreservoire unter Gletschern sind hauptsächlich aus Island bekannt. Das Phänomen von Schmelzwasserseen im Innern von Gletschern ist so gut wie unerforscht und kann, wie am Beispiel des Gletschers Tête Rousse auf französischer Seite des Mont Blanc Massivs verheerende Folgen haben. Der unterirdische See platzte schon einmal aus dem Gletscher. 1892 wurde ein ganzes Dorf überflutet, weswegen heute regelmässig Entlastungsbohrungen zur Senkung des Wasserdrucks im Inneren durchgeführt werden.

Krater am unteren Ende des Gletschers, entstanden nach dem Aufbrechen des Gletschersees ; historische Fotografie von H. Pelloux, 1892
Krater am unteren Ende des Gletschers, entstanden nach dem Aufbrechen des Gletschersees ; historische Fotografie von H. Pelloux, 1892

Hinweise auf ein Wasserreservoir unter dem Gletscher auf französischer Seite des Mont Blanc lieferten Radarmessungen am Tête Rousse im Jahr 2008. Mit einem Sonargerät beschossen die Forscher den Gletscher mit Schallwellen. Das Echo verriet, wo Hohlräume sein könnten. Zudem erforschten sie den Gletscher mit Magnetresonanz-Geräten. Das funktioniert ähnlich wie die Untersuchung eines Menschen in einem MRT (Magnetresonanztomograph), der ein dreidimensionales Röntgen-Bild liefert. Heute kennen die Forscher die ungefähre Form der Wasserblase und das Volumen. Bei Entlastungsbohrungen im Jahr 2010 sprudelte aus einigen Bohrlöchern direkt Wasser empor, was ein Hinweise für den hohen Innendruck in der Kammer ist.

Längsschnitt der Gletscherzunge; Skizze Vallot et al. 1892 & Vincent et al. 2010.
Längsschnitt der Gletscherzunge; Skizze Vallot et al. 1892 & Vincent et al. 2010

Unter dem Eispanzer ruhen 65 000 Kubikmeter Wasser. Was passieren kann, wenn der Eispanzer bricht und eine Felsbrocken und Bäume mitreisende Flut zu Tal rast, ist in den Annalen des Ortes Saint-Gervais seit 1892 verzeichnet. Ein Dok-Film berichtet.

>> Dok-Film
>> Abstieg ins Wasserreservoir des Tête Rousse Gletschers

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