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Das ≪Binntälli≫ oder das «Tal der verborgenen Schätze»

Das «Binntälli» – so nennen die Einheimischen liebevoll ihre Heimat – zieht seit Jahrhunderten wegen seinen einzigartigen und spektakulären Mineralien Gelehrte, Forscher und Sammler aus der ganzen Welt an. Zwei im Jahr 1609 und 1714 datierte Urkunden des Gemeindearchivs bezeugen dies.

Der Schatz des Tales liegt im Berg, denn das Binntal ist eine der mineralienreichsten Regionen der Alpen.

Sphalerit oder Zinkblende aus der Lengenbach Grube im Binntal © Joan Rosell, CC BY-SA 3.0
Sphalerit oder Zinkblende aus der Lengenbach Grube im Binntal © Joan Rosell, CC BY-SA 3.0

Die Grube Lengenbach wurde im industriellen Massstab speziell für Forschung und Verkauf von seltenen Kristallen betrieben. Die Aktivität erreichte in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, mit britischen Touristen als wichtigste Kunden, ihren Höhepunkt. Vor 50 Jahren begann eine zweite Abbauphase und heute wird die Mine nur noch hobbymässig von den Mitgliedern des „Vereins Freunde Lengenbach“, (VFL) betrieben.

Besondere Sulfosalz-Mineralien in Lengenbach

Die Mine ist besonders berühmt für seine sehr seltenen Kristalle von Schwefelverbindungen mit Arsen, Blei, Thallium und Silber. So wurden hier etwa 30 Mineralien zum ersten Mal entdeckt, wovon die Hälfte nur hier vorkommt. Es sind durchwegs kleine, sehr schön ausgebildete schwarze, gelbe oder rote Kristalle, eingebettet in schneeweissem Dolomit oder Calcit.

Die Geologie ist der Schlüssel

In der Tethys entstand eine Dolomit-Schicht mit Fe-, Blei und Zink-Sulfiden. Solcherart mineralisierte Dolomite sind in den Alpen sehr häufig. Während der Alpenfaltung kamen die „Binn-Dolomite“ in Kontakt mit Kupfer (Cu), Arsen (As) und anderen Mineralien-führenden Gesteinsschichten. Auf dem Weg dieser Schichten an die Oberfläche veränderten sich die Temperatur- und Druckbedingungen, es kam zu Rekristallisationen. Vor allem Arsen und Kupfer entwichen in die wasserhaltige Phase. Diese mit Kupfer und Arsen gesättigte Wasserphase erreichte die Dolomit-Schichten, und so begannen sich Metall-Arsen Sulfide zu bilden. Typische Mineralien sind Arsenopyrit (FeAsS) statt Pyrit (FeS2), Sartorite (PbS2As4) statt Bleiglanz (PbS), usw.. Im Laufe der Zeit veränderten sich die hydrothermalen Wässer in ihrer chemischen Zusammensetzung und Mineralien mit  einem kleineren Arsen zu Schwefel Verhältnis –  wie z. B. Jordanit (Pb14As6S23) – bildeten sich. Als dann der Arsengehalt in den hydrothermalen Wässern am höchsten war, entstanden Kristalle wie Realgar (As4S4) und Auripigment (As2S3). Diese bestehen nur aus Schwefel und Arsen.

So kam es zur aussergewöhnlich reichen Vielfalt an seltenen Mineralien und es erklärt auch, warum sie nur in der Grube Lengenbach im Binntal und nicht in anderen Dolomit-Aufschlüssen zu finden sind.

Forschungsgemeinschaft Lengenbach, FGL
Das Binntal

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