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Was hat eine Meerschaumpfeife mit Geologie zu tun?

Das Mineral Sepiolith, das man auch unter der Bezeichnung Meerschaum kennt, ist ein eher selten vorkommendes Magnesiumsilikat mit der chemischen Formel Mg2Si3O8·2H2O.

Sepiolith entsteht aus der Verwitterung von Serpentinit unter hydrothermalen Bedingungen und ist, wie z. B. die Tonminerale, ein Schichtsilikat, welches weiter der Gruppe Palygorskit-Sepiolith zugeordnet wird.

→ Beitrag: Ein Zungenbrecher – Palygorskit.

Unbearbeiteter Sepiolith oder Naturmeerschaum, Türkei © http://rlayton.net
Unbearbeiteter Sepiolith oder Naturmeerschaum, Türkei © http://rlayton.net

Eine Meerschaumpfeife, der poetische Schwärmer bezeichnet sie  als „weisse Göttin“, ist eine Pfeife für Mussestunden, die dem Pfeifenraucher höchsten Genuss verschafft.

Meerschaum-Pfeife handgeschnitzt von Sinan Atilla in seiner Istanbul Werkstatt © www.etsy.com/shop/MeerschaumBazaar
Meerschaum-Pfeife handgeschnitzt von Sinan Atilla in seiner Istanbul Werkstatt © www.etsy.com/shop/MeerschaumBazaar

Meerschaum-Arten

Der ursprüngliche Naturmeerschaum stammt aus der Türkei, wo, nahe der anatolischen Stadt Eskişehir, die besten Vorkommen in tertiären Tonerde-Lagerstätten zu finden sind. Er ist dem dichten Talk recht ähnlich. Aus den rohen Meerschaumblöcken werden vor Ort die Pfeifenköpfe produziert, die dann exportiert werden.

Eine weitere Art ist der Amboseli-Meerschaum in Tansania. Er ist einige Millionen Jahre jünger als der Türkische und hat eine graue Tönung. Der afrikanische Meerschaum ist zudem schwerer und dadurch nicht so aufnahmefähig für das beim Rauchen entstehende Kondensat.

Dann gibt es noch den Pressmeerschaum. Er entsteht aus den Resten der Blockmeerschaum-Produktion. Diese „Überbleibsel“ werden gewaschen, gemahlen und mit Kalk sowie einem neutralen Bindemittel gemischt, getrocknet und unter Druck wieder zu einem Block zusammengefügt, um dann wie Naturmeerschaum verarbeitet zu werden.

Die besonderen Eigenschaften des Meerschaums

Meerschaum ist eine mineralische Substanz mit vielen kleinen Poren. Diese machen den Meerschaum für Kondensate beim Rauchen sehr aufnahmefähig, wodurch der Einsatz von Filtern unnötig wird. Weil Meerschaum zudem feuerfest ist, besteht für den Raucher einer Meerschaum-Pfeife keine Gefahr, dass sein Pfeifenkopf durchbrennt. Und der neutrale Geschmack seiner Meerschaum-Pfeife eignet sich bestens den Tabak zu beurteilen.

Eine weitere Besonderheit ist die Verfärbung des Pfeifenkopfes durch das Rauchen. Nach der Schnitzarbeit wird die Pfeife in flüssigen Bienenwachs getaucht, was zur Verfärbung des Pfeifenkopfs beim Rauchen führt. Die Farbveränderung kann von hellbeige über gelbbraun bis dunkelrot gehen.

Dass Rauchen tödlich sein kann, wusste man schon früher.

Totenkopf-Meerschaum-Pfeife © Peter Michaelis
Totenkopf-Meerschaum-Pfeife © Peter Michaelis

Ein Menschenschädel aus Meerschaum bildet den Pfeifenkopf einer aus dem 19. Jahrhundert stammenden Meerschaum-Pfeife.
→ Ruhlaer Tabakpfeifenmuseum

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