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125 Besucherinnen und Besucher im Felslabor Grimsel

29.06.2017

Am Samstag, den 24. Juni 2017, genossen Gäste aus der Nordschweiz einen interessanten und auch spannenden Tag im Grimselgebiet.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden von der Nagra persönlich eingeladen: Sie hatten im Jahr 2016 unseren Zeitreise-Messestand anlässlich der «Büli-Mäss», «Winterthurer Messe» und «Schaffhauser Herbstmesse» besucht und bei unserem beliebten Wettbewerb mitgemacht.

Die Besucherinnen und Besucher wurden mit grossen Bussen zum Hotel Handeck oberhalb Guttannen gefahren, wo das Tagesprogramm um 9:30 Uhr in der wunderschönen Granitlandschaft des Grimselgebietes begann. Die Hauptattraktion des Tages war eine Gruppenführung im Felslabor Grimsel und die Besichtigung der fantastischen Kristallkluft Gerstenegg auf über 1730 Metern Höhe, beides mehr als einen Kilometer im Berginnern gelegen.

Die sehr interessierten Gäste konnten im Felslabor – in jeweils kleine Gruppen aufgeteilt – die wichtigsten Experimente besichtigen, die alle der Sicherheit künftiger geologischer Tiefenlager dienen. Ein ausführlicher Vortrag zu den wichtigsten Aspekten der nuklearen Entsorgung in der Schweiz und spannende Diskussionen ergänzten den Besuch des Laborstollens.

Alle Bilder: Hanspeter Weber

Möchten auch Sie eines der beiden Schweizer Felslabore besuchen?

Melden Sie sich doch für eine kostenlose Führung an.


Milanković-Zyklen und das Klima

27.06.2017

Bei den Milanković-Zyklen (→ Gab es eine Schneeball Erde vor 750 Millionen Jahren?) handelt es sich um ein Modell die Kalt- und Warmzeiten mit den periodischen Variationen der Erdbahnparameter, welche eine Änderung der Sonneneinstrahlung bewirken, zu erklären. Es werden die langperiodischen Variationen der Solarkonstante und ihre Ausprägung auf die Jahreszeiten mathematisch beschrieben. Sie erklären die natürlichen Klimaschwankungen und sind für die Klimatologie und Paläoklimatologie von grosser Bedeutung. Die wichtigsten Parameter wie die Exzentrität, die Präzession und die Neigung der Erdachse und die daraus errechneten Zyklen sind in den beiden unteren Grafiken dargestellt. Diese Entdeckung ist dem kroatischen Mathematiker und Geophysiker Milutin Milanković zu verdanken.

Die wichtigsten Erdbahnparameter und ihre Zyklen in den letzten 1000 Millionen Jahren; @ Bild neu gezeichnet nach Zachos, J., M. Pagani, L. Sloan, E. Thomas and K. Billups (2001): Trends, Rhythms, and Aberrations in Global Climate 65 Ma to Present, Science 292, 686-693 Milankovitch_Variations

L.: Die wichtigsten Erdbahnparameter mit ihren Zyklen in den letzten 1000 Millionen Jahren; © Nach Zachos, J., M. Pagani, L. Sloan, E. Thomas and K. Billups (2001): Trends, Rhythms, and Aberrations in Global Climate 65 Ma to Present, Science 292, 686-693. R.: Diagramm der Milanković-Zyklen berechnet für die letzte Million Jahre unter Einbezug der Zyklen der Präzession, der Neigung der Erdachse, der Exzentrizität der Erdbahn und die daraus berechneten Schwankungen der Intensität der Solarstrahlung. Einbezogen wird der aus geologischen Klima-Proxys ermittelte Wechsel der Kalt– und Warmzeiten im jüngeren Pleistozän; © CC BY-SA 3.0 zusammengetragen von Robert A. Rohde aus öffentlich zugänglichen Daten.

Die Neigung der Erdachse bewirkt ein 41’000-jähriger Zyklus, denn die Erdachse steht nicht senkrecht zur Erdbahn um die Sonne. Eine solche Neigung ist langfristigen, regelmässigen Veränderungen unterworfen: Sie ist zeitweise steiler oder flacher.

Die Exzentrizität der Erdbahn bewirkt 100’000- und 400’000-jährige Zyklen, denn im Lauf eines Jahres ist der Abstand der Erde von der Sonne nicht konstant, d. h. die Erdbahn verläuft elliptisch. Diese Exzentrizität verändert sich mit der Zeit. Zur Zeit ist der Winter auf der Nordhalbkugel sonnennäher als der Sommer, was sich klimatisch bemerkbar macht. Die Änderungen der Ellipsenform erfolgen nach einer komplizierten Überlagerung von vier Zyklen. Dominant sind eine Schwankung von 100’000 Jahren und eine zweite Schwankung von 413’000 Jahren.

Die Präzession der Erdachse bewirkt ein 23’000-jähriger Zyklus und macht die Sache zusätzlich kompliziert, weil auch die Lage des Sommers und des Winters auf der Ellipse wandert. Die Periode dieser Wanderung des Perihels beträgt 23’000 Jahre und ist eine Folge der Präzessionsbewegung der rotierenden Erde, die durch die Gravitationskräfte der Sonne, des Mondes und der anderen Planeten des Sonnensystems auf den schräg stehenden Kreisel Erde hervorgerufen wird.

Die nächste Kaltzeit kommt bestimmt

Die Summe aller astronomisch klimarelevanten Konstellationen, d. h. wenn gleichzeitig starke Exzentrizität, starke Achsenneigung und Sonnennähe im Nordsommer zusammentreffen, ergibt beispielsweise eine besonders starke sommerliche Einstrahlung in den klimaempfindlichen hohen Breiten der Nordhalbkugel. Genau dort befinden sich die grossen Landmassen Sibirien und Kanada und dort kann die positive Eis-Albedo-Rückkopplung wirksam werden.

Im Unterschied zu anderen Klimaantrieben kann bei den astronomischen Bahnparametern eine zuverlässige Klimaprognose über Jahrtausende hinweg berechnet werden. Das Erdklima ist jedenfalls auf eine allmähliche Abkühlung eingestellt, die aber – hier macht sich der 400’000-Jahreszyklus bemerkbar – wesentlich schwächer ausfallen wird als die letzten vier Kaltphasen. Man erwartet daher eine länger andauernde Warmzeit ähnlich der vor rund 400’000 Jahren. Auch der 100’000-Jahres-Zyklus wird gegenüber den 23’000- und 41’000-Jahresperioden der Präzession und der Neigung der Erdachse ein wenig in den Hintergrund treten.

Für Klimaschwankungen über Jahrzehnte bis Jahrhunderte sind die astronomischen Schwankungen allerdings unbedeutend.


«Ich freue mich schon riesig auf einen Vierbeiner»

22.06.2017

Im Oktober vor 26 Jahren begann Gerda Wernle bei der Nagra am Empfang zu arbeiten. Ende Jahr geht sie in die wohlverdiente Pension. Wir haben bei ihr nachgefragt, wie sie alle diese Jahre erlebt hat und worauf sie sich besonders freut.

«Grüssgottwohl» begrüsst Gerda Wernle mit wohlklingendem Appenzeller-Dialekt und einem Lachen jeden Gast. Dass der Empfang das Aushängeschild einer Firma ist, trifft insbesondere auf Gerda Wernle zu – und das seit bald 26 Jahren. Ihre freundliche und hilfsbereite Art wird von externen Besuchern wie auch Nagra-Mitarbeitenden geschätzt. «Ich bin immer gerne arbeiten gekommen. Eine so gute Arbeitsatmosphäre und freundliche Mitarbeitende gibt es kaum in einer anderen Firma, das motiviert mich sehr», schwärmt sie. Neben Routinearbeiten stehen immer mal wieder neue Aufgaben an und Gerda Wernle springt auch unkompliziert ein, wenn andere Bereiche ihre Hilfe benötigen. «Neben der Telefonzentrale manage ich die Autoflotte und die Zutrittsbatches, beschaffe Büromaterial, bin für den Postservice zuständig und erledige Sekretariatsarbeiten», zählt Gerda Wernle auf, die zudem Mitglied der Betriebssanität ist.

Seit fast 26 Jahren empfängt Gerda Wernle Gäste und Besucher bei der Nagra. Bild: Beat Müller
Seit fast 26 Jahren empfängt Gerda Wernle Gäste und Besucher bei der Nagra. Bild: Beat Müller

«Am meisten werde ich meine flotten Kolleginnen und Kollegen vermissen, wenn ich Ende Jahr in Pension gehe», sagt sie. In all den Jahren hätten zwar ihre Kernaufgaben nicht stark geändert, einen gewissen Wandel habe es aber in ihrem Team gegeben: «Zusammen mit mir haben einige junge Frauen in der Nagra angefangen und wir haben auch in der Freizeit viel gemeinsam unternommen.» Das sei mit der Zeit zwar ein bisschen verlorengegangen, der gute Zusammenhalt im Team sei geblieben. Sie habe auch das Nein am Wellenberg miterlebt sowie zwei Firmen-Reorganisationen. «Wir haben uns dann schon Gedanken um die Zukunft gemacht. Es ist aber alles gut gekommen», sagt Gerda Wernle rückblickend.

Was hat sie für Pläne nach ihrer Zeit bei der Nagra? «Zusammen mit meinem Mann werde ich viel wandern gehen und unsere Ferienwohnung im Wallis geniessen. Am meisten freue ich mich aber auf einen Vierbeiner: Ein eigener Hund ist schon lange mein Traum und ich konnte meinen Mann praktisch schon davon überzeugen», erzählt Gerda Wernle schmunzelnd und holt ein Hundebuch hervor, mit dem sie sich schon ausgiebig vorbereitet hat. «Ein Hund hält mich sicher fit», fügt sie an.

Gerda Wernle erledigt auch Sekretariatsarbeiten und ist für den Postservice zuständig. Bild: Maria Schmid
Gerda Wernle erledigt auch Sekretariatsarbeiten und ist für den Postservice zuständig. Bild: Maria Schmid

Die Nagra ist auf der Suche nach einer Nachfolgerin für Gerda Wernle. Was für Eigenschaften müsste denn eine Person mitbringen, um in ihre Fusstapfen zu treten? «Am Empfang darf man keine Berührungsängste haben. Ich habe stets gute Erfahrungen gemacht, wenn ich freundlich, ehrlich und offen auf die Leute zugegangen bin», so Gerda Wernle.

Listen sorgen dafür, dass Gerda Wernle stets den Durchblick behielt. Bild: Beat Müller
Listen sorgen dafür, dass Gerda Wernle stets den Durchblick behielt. Bild: Beat Müller

Gerda, herzlichen Dank für das Interview und dass wir immer auf deine Hilfe zählen durften.

Titelbild: Maria Schmid


Gab es eine "Schneeball Erde" vor 750 Millionen Jahren?

20.06.2017

Joseph Kirschvink stellte 1992 die Hypothese der „Schneeball Erde“ auf und postulierte, dass die damalige Erde vom Weltall aus – wegen der geschlossenen Eisdecke über den Meeren und den Kontinenten – wie ein gigantischer Schneeball ausgesehen haben könnte.

Illustration der "Schneeball Erde" vor mehr als 700 Millionen Jahren. Credit: NASA
Illustration der „Schneeball Erde“ vor mehr als 700 Millionen Jahren. Credit: NASA

Ob die Erde einst komplett vereist war oder nicht, wird unter Forschern kontrovers diskutiert. Mindestens vier Vereisungen im späten Proterozoikum vor 750 bis 580 Millionen Jahren lassen sich in fast allen Gegenden der Erde nachweisen. Eine Gesamtvereisung der Erde wird für zwei Eiszeiten, die Sturtische vor 715 bis 680 Millionen Jahren und die Marinoische vor 660 bis 635 Millionen Jahren, vermutet. Auch eine noch frühere Vereisungen, die Huronische vor etwa 2,3 bis 2,2 Milliarden Jahren, ist nachgewiesen.

Schneeballerde

Die Ursache der Vereisungen wird im Auseinanderbrechen des Superkontinents Rodinia vermutet. Niederschläge setzte in Gegenden ein, die vorher, wegen der Grösse des Superkontinents, trocken und wüstenähnlich waren. Und so setzte neben der physikalischen Verwitterung wieder die chemische ein. Das im Regenwasser gelöste atmosphärische Kohlendioxid ermöglichte die Kohlensäureverwitterung. Weil so Treibhausgase aus der Atmosphäre entfernt werden, konnten die Temperaturen sinken, was eine erdweite Vergletscherung ausgelöst haben soll.

Weitere Vermutungen sehen den Auslöser der Sturtischen Eiszeit in den Franklin-Flutbasalten im heutigen Kanada, welches sich damals am Äquator befand. Die Laven, die sich ihren Weg durch sulfatische Evaporitgesteine bahnten, setzten ungeahnte Mengen an Schwefelgasen (SO2, H2S) frei, die in die Stratosphäre aufstiegen, dort Aerosole bildeten und das Sonnenlicht reflektierten. Der Rückzug des Eises wird auf Kohlenstoffdioxid zurückgeführt, das durch Vulkanismus in die Atmosphäre entwich.

Als Folge dieser Eiszeiten sollen sich mehrzellige Lebewesen (Metazoen) entwickelt haben, die sich nach dem Ende der Eiszeit im Ediacarium (vor 630 bis 542 Millionen Jahren) explosionsartig verbreiteten (Ediacara-Fauna) → Das älteste Ökosystem der Erde.

Eine Erklärung – auch zur Klarstellung der bestehenden Diskrepanzen – liefert die sogenannte Wilsonbreen-Formation im Nordosten Spitzbergens, das ja zu jener Zeit auch am Äquator lag, wo Schnee fiel und es Gletscher gab. Diese Gesteinsschichten enthalten detaillierte Informationen über die Umweltveränderungen am Ende der Sturtischen Eiszeit. So stellten die Forscher fest, dass in der 180 Meter dicken Gesteinsabfolge verschiedene Schichten vorliegen, die unter unterschiedlichen Bedingungen entstanden sind. Sie schliessen auf drei Zyklen von Gletschervorstössen und Rückzügen, die im Zeitraum von nur 100’000 Jahren abliefen. Das Ende der Vereisung war also kein einfaches Umschalten vom Eishaus zum Treibhaus. Stattdessen änderte sich das Klima zyklisch. Triebkraft dafür waren nicht primär erhöhte Kohlendioxidwerte der Atmosphäre, sondern vielmehr Schwankungen der Erdachse, die sogenannten Milankovic-Zyklen.

→ Snowball Earth


Gab es eine „Schneeball Erde“ vor 750 Millionen Jahren?

20.06.2017

Joseph Kirschvink stellte 1992 die Hypothese der „Schneeball Erde“ auf und postulierte, dass die damalige Erde vom Weltall aus – wegen der geschlossenen Eisdecke über den Meeren und den Kontinenten – wie ein gigantischer Schneeball ausgesehen haben könnte.

Illustration der "Schneeball Erde" vor mehr als 700 Millionen Jahren. Credit: NASA
Illustration der „Schneeball Erde“ vor mehr als 700 Millionen Jahren. Credit: NASA

Ob die Erde einst komplett vereist war oder nicht, wird unter Forschern kontrovers diskutiert. Mindestens vier Vereisungen im späten Proterozoikum vor 750 bis 580 Millionen Jahren lassen sich in fast allen Gegenden der Erde nachweisen. Eine Gesamtvereisung der Erde wird für zwei Eiszeiten, die Sturtische vor 715 bis 680 Millionen Jahren und die Marinoische vor 660 bis 635 Millionen Jahren, vermutet. Auch eine noch frühere Vereisungen, die Huronische vor etwa 2,3 bis 2,2 Milliarden Jahren, ist nachgewiesen.

Schneeballerde

Die Ursache der Vereisungen wird im Auseinanderbrechen des Superkontinents Rodinia vermutet. Niederschläge setzte in Gegenden ein, die vorher, wegen der Grösse des Superkontinents, trocken und wüstenähnlich waren. Und so setzte neben der physikalischen Verwitterung wieder die chemische ein. Das im Regenwasser gelöste atmosphärische Kohlendioxid ermöglichte die Kohlensäureverwitterung. Weil so Treibhausgase aus der Atmosphäre entfernt werden, konnten die Temperaturen sinken, was eine erdweite Vergletscherung ausgelöst haben soll.

Weitere Vermutungen sehen den Auslöser der Sturtischen Eiszeit in den Franklin-Flutbasalten im heutigen Kanada, welches sich damals am Äquator befand. Die Laven, die sich ihren Weg durch sulfatische Evaporitgesteine bahnten, setzten ungeahnte Mengen an Schwefelgasen (SO2, H2S) frei, die in die Stratosphäre aufstiegen, dort Aerosole bildeten und das Sonnenlicht reflektierten. Der Rückzug des Eises wird auf Kohlenstoffdioxid zurückgeführt, das durch Vulkanismus in die Atmosphäre entwich.

Als Folge dieser Eiszeiten sollen sich mehrzellige Lebewesen (Metazoen) entwickelt haben, die sich nach dem Ende der Eiszeit im Ediacarium (vor 630 bis 542 Millionen Jahren) explosionsartig verbreiteten (Ediacara-Fauna) → Das älteste Ökosystem der Erde.

Eine Erklärung – auch zur Klarstellung der bestehenden Diskrepanzen – liefert die sogenannte Wilsonbreen-Formation im Nordosten Spitzbergens, das ja zu jener Zeit auch am Äquator lag, wo Schnee fiel und es Gletscher gab. Diese Gesteinsschichten enthalten detaillierte Informationen über die Umweltveränderungen am Ende der Sturtischen Eiszeit. So stellten die Forscher fest, dass in der 180 Meter dicken Gesteinsabfolge verschiedene Schichten vorliegen, die unter unterschiedlichen Bedingungen entstanden sind. Sie schliessen auf drei Zyklen von Gletschervorstössen und Rückzügen, die im Zeitraum von nur 100’000 Jahren abliefen. Das Ende der Vereisung war also kein einfaches Umschalten vom Eishaus zum Treibhaus. Stattdessen änderte sich das Klima zyklisch. Triebkraft dafür waren nicht primär erhöhte Kohlendioxidwerte der Atmosphäre, sondern vielmehr Schwankungen der Erdachse, die sogenannten Milankovic-Zyklen.

→ Snowball Earth


Die ältesten Ökosysteme der Erde

13.06.2017

Der geologische Zeitraum des Lebens auf der Erde umfasst nachweislich 3,5 Milliarden Jahre. Der Auftakt machte das Auftreten des Stromatolithen-Ökosystems. Stromatolithe sind biogene Sedimentgesteine, die durch das Wachstum und den Stoffwechsel von Mikroorganismen (Bakterien und blau-grüne Algen) unter Einfangen und Bindung von Sedimentpartikeln oder Fällung gelöster Stoffe in einem Gewässer entstehen.

Lebende Stromatolithenkolonie am Lake Thetis, Westaustralien; © Ruth Ellison CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1073339
Lebende Stromatolithenkolonie am Lake Thetis, Westaustralien; © Ruth Ellison CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1073339

Diese ersten Ökosysteme des Präkambriums hat man auf Spitzbergen und Grönland bis nach Südafrika, Australien und der Antarktis gefunden. Die Baumeister sind die ersten Lebensformen, zu denen die Cyanobakterien zählen. Sie zeichnen sich vor allen anderen Bakterien durch ihre Fähigkeit zur oxygenen Fotosynthese aus. Cyanobakterien besitzen im Gegensatz zu Algen keinen echten Zellkern und sind somit als Prokaryoten nicht mit den als „Algen“ bezeichneten eukaryotischen Lebewesen, d. h. ein- oder mehrzellige Organismen, deren Zellen einen Zellkern enthalten, verwandt.

Das Einsetzen der Fotosynthese vor 3 Milliarden Jahren hat die Erde grundlegend umgestaltet, denn es gäbe kein atmosphärischer Sauerstoff, keine oxidative Verwitterung, keine Ozon-Schicht, kein Landleben, keine Atmung und auch kein „höheres bzw. vielzelliges Leben“. Der Entwicklungsbeginn vielzelligen Lebens, die marinen Ediacara-Faunen, setzte vor etwa 700 Millionen Jahren ein und ähnelt den heute bekannten einfacheren Formen von Algen.

Der steile Anstieg der Biodiversitätskurve wie sie mit der Kambrischen Artenexplosion um 540 Millionen Jahren zum Ausdruck kommt, hat ihre Wurzeln im Präkambrium. Dazwischen liegt jedoch ein Evolutionstief, das mit mindestens vier Vereisungen im späten Präkambrium vor 750 bis 580 Millionen Jahren in Verbindung gebracht wird.

Der kambrische Big Bang der Artenexplosionen wird mit heftigem Vulkanismus auf Grund von schnell driftenden Landmassen und damit enormen Veränderungen ehemaliger Lebensräume eingeläutet. Gondwana rotierte in nur 15 Millionen Jahren um 90 Grad. Eine solche Neuverteilung der Landmassen schuf viele neue Lebensräume, was zur biologischen Explosion und neuen Ökosystemen geführt haben musste.


«Das Koordinieren liegt mir»

09.06.2017

Der Geologe Hannes Hänggi arbeitet seit Sommer 2016 bei der Nagra und ist «Projektleiter Sachplan Geologische Tiefenlager Etappe 3». Was das heisst, lesen Sie im Blogbeitrag.

«Am Anfang habe ich eine Liste der Abkürzungen für Projekte und Fachbegriffe immer bei mir getragen», sagt Hannes Hänggi, der seit Juli 2016 bei der Nagra arbeitet. «Und ich habe die Liste in den ersten Wochen auch oft benutzt», fügt er lachend an. Der Geologe und ehemalige Journalist Hannes Hänggi ist unter anderem für die Planung aller Meilensteine im Gesamtprojekt Sachplan geologische Tiefenlager Etappe 3 zuständig. Eine sehr komplexe und detaillierte Aufgabe: Aufgeteilt nach Hauptprojekten, sind die wichtigen Arbeitsschritte, wie etwa die geplanten Sondierbohrungen, die Quartäruntersuchungen oder die Auswertung der 3D-Seismik, samt Terminen in umfangreiche Pläne eingefügt. «Natürlich mache ich auch das Projekt-Controlling», ergänzt er. Projektmanagement interessiere ihn sehr. «Das Koordinieren liegt mir, das habe ich schon früh gemerkt», sagt Hannes Hänggi. Und es spornt ihn an, mit seinen Kollegen Wege zu finden, dass die Arbeiten nicht nur gemäss den Vorgaben des Bundes ablaufen, sondern auch möglichst effizient.

Vom ENSI zur Nagra

Bis Hannes Hänggi im vergangenen Jahr zur Nagra wechselte, war er beim ENSI in unterschiedlichen Positionen tätig gewesen. Er arbeitete zuerst im Stab, wo er zum Beispiel Anfragen aus der Bevölkerung oder von Parlamentariern beantwortete, und er bewirtschaftete die Website des ENSI. Später war Hänggi ENSI-interner Projektleiter für die Stilllegung von Kernanlagen und half mit, die Stilllegungssektion aufzubauen, deren stellvertretende Leitung er übernahm.

Breites Verständnis für technisch-wissenschaftliche Themen

Bei der Nagra koordiniert er nun auch die Zusammenarbeit mit den Behörden, wie dem ENSI oder dem Bundesamt für Energie. Auch das Schreiben von Berichten gehört zu seinem Job. Für seine Arbeit brauche es schon ein breites Verständnis für die technisch-wissenschaftlichen Themen der Nagra, so Hänggi. «Es war hilfreich, dass mir das Thema der radioaktiven Entsorgung bereits bekannt war», betont er. Die Berichterstattung der Nagra sei sehr detailliert, oft sogar detaillierter als vom Gesetzgeber gefordert. «Wir könnten deshalb Prozesse optimieren, wenn wir da und dort Möglichkeiten zur Vereinfachung nutzen würden», führt Hannes Hänggi aus.

Hannes Hänngi Porträt
«Es war hilfreich, dass mir das Thema der radioaktiven Entsorgung bereits bekannt war», sagt Hannes Hänggi.

 


Geobotanik, was ist das?

06.06.2017

So wie im Tierreich die natürliche Evolution mächtige Tiere wie Wale und Dinosaurier und Winzlinge wie hummelgrosse Kolibris und stecknadelkopfkleine Taufliegen hervorbrachte, gilt ähnliches im Pflanzenreich. Evolutive Prozesse liessen gigantische Mammutbäume bis hin zur kleinen Wasserlinse im Teich oder Moose und Flechten in den unterschiedlichsten Regionen der Erde entstehen. Die Vielfalt ist gigantisch!

Sie alle existieren in speziellen Lebensgemeinschaften in unterschiedlichen Klimazonen und in verschiedenen Lebensräumen. Damit befinden wir uns im Fachbereich der Geobotanik, das seit dem  ausgehenden 19. Jhd. in Mitteleuropa vom Vegetationsökologen Heinrich Walter eingeführt wurde. Die Ursprünge geobotanischer Betrachtungen gehen jedoch auf die grossen Naturwissenschafter wie Konrad Gesner (1506-1566), Ulisse Aldrovandi (1541-1613), Leonhart Fuchs (1506-1566) und andere zurück und lässt sich als „Nebenprodukt“ der frühen botanischen Systematik verstehen. Heute ist es eine bedeutende interdisziplinäre Wissenschaft im Bereich Geowissenschaften und Life-Science.

Als komplexe Wissenschaft erfasst, beschreibt und erklärt die Geobotanik das Vorkommen und die räumliche Verbreitung von Pflanzen und Pflanzengesellschaften und ihre Veränderungen in der Vergangenheit (Vegetationsgeschichte).

Vegetationszonen der Erde: ca. 30 Räume mit ähnlichem Pflanzenbewuchs; CC BY-SA 3.0
Vegetationszonen der Erde: ca. 30 Räume mit ähnlichem Pflanzenbewuchs; CC BY-SA 3.0

Grundsätzlich befasst sich die Geobotanik mit folgenden Themen:

  • Verbreitung von Pflanzenarten und ihren Gesetzmässigkeiten
  • Ursachen ihrer raum-zeitlichen Verbreitung
  • Zusammensetzung, Aufbau, Funktion und Zusammenwirken von Vegetationstypen und Ökosystemen
  • Verständnis der evolutiven Entwicklung von Geo- und Biodiversität in den diversen Lebensräumen der Erde
  • Schutz und Erhalt natürlicher Artenvielfalt der globalen Lebensräumen für die Zukunft

Die zentrale Fragestellung der Geobotanik versucht die Verbreitung jeder einzelnen Pflanzenart auf der Erde im Verlauf der geologischen Evolution und unter Einbezug der jeweiligen Standortfaktoren zu klären. Diese Faktoren werden durch die aktuellen Boden- und Klimabedingungen des Lebensraums einer Pflanzenart bestimmt. Die Geobotanik untersucht also die Gesamtheit der Beziehungen einer Pflanzenart um daraus Zusammenhänge zwischen Umweltbedingungen und Leistungsfähigkeit zu ziehen.

Wie die Entwicklung von Ökosystemen in geologischen Epochen ablief, soll im nächsten Beitrag Thema sein.


Die Komplexität der Entsorgung im Fernsehen erklären

01.06.2017

Bereits im Januar war der Münchner Journalist Christian Friedl in der Schweiz zu Gast, um über die Entsorgung radioaktiver Abfälle einen Beitrag für das Magazin Faszination Wissen im Bayrischen Fernsehen zu machen.

Der Physiker Friedl arbeitet als freier Wissenschaftsjournalist und gehört zu den wenigen, die es immer wieder schaffen, die Zuschauerinnen und Zuschauer bis zu einer halben Stunde mit einem einzigen, noch dazu einem wissenschaftlichen Thema zu fesseln. Das ist in Zeiten sinkender Aufmerksamkeitsspannen nicht selbstverständlich. Es ist aber auch kein Zufall. Friedl erarbeitet ein Konzept (Treatment), das sich an die Vorgehensweise in Hollywood-Filmen anlehnt: Held, Problem oder Fragestellung, Vorgehen zur Problemlösung (häufig mit Schwierigkeiten verbunden, führt zu Spannungsaufbau), Auflösung oder Happy End.

Auto Xenius
Xenius, die Wissenschaftssendung von ARTE, berichtet über die Entsorgung radioaktiver Abfälle (Foto: Nagra).

Im Januar waren die «Helden» zwei Mitarbeitende der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), die in Deutschland bei der Entsorgung involviert sind. Die BGR forscht auch in den beiden Schweizer Felslaboren Grimsel (Nagra) und Mont Terri (swisstopo). Anlass für den 29-minütigen Beitrag war das neue deutsche Gesetz zur Endlagersuche, das in Bezug auf Wirtgesteine den Fächer weit aufmacht. In Deutschland werden die Gesteine Granit, Tongestein und Salzgestein als Wirtgesteine für die Entsorgung der radioaktiven Abfälle in Betracht gezogen. Kernstück des Beitrags, sind fünf einfache Versuche mit den verschiedenen Gesteinsarten, anhand derer man herausfinden will, welches Gestein sich am besten für den Bau eines Tiefenlagers eignet.

Drei Leute im Esperiment
Das Moderatorenteam Carolin Schaller und Gunnar Mergner nehmen Ingo Blechschmidt in die Mitte (Foto: Nagra).

Die Nagra war nicht sehr glücklich mit diesen Tests. Denn die Langzeitsicherheit eines geologischen Tiefenlagers ist von weit mehr abhängig als von einzelnen Eigenschaften des Wirtgesteins. Ein Tiefenlager ist ein komplexes Gebilde, bei dem die Geologie wichtig ist, man aber ausserdem die gesamtgeologische Situation betrachten und auch die technischen Barrieren einbeziehen muss, die eingesetzt werden. Christian Friedl hat dabei stets mit dem Herunterbrechen der Komplexität argumentiert. Und damit hat er natürlich recht. Es stellt sich einfach die Frage: Wie weit kann man ein komplexes, wissenschaftliches Thema herunterbrechen, so dass es immer noch wissenschaftlich richtig ist und der Zuschauende die komplexen Zusammenhänge versteht. Das Ergebnis der Sendung war übrigens: Keines der drei möglichen Wirtgesteine ist besser als das andere, alle drei sind geeignet für den Bau von Tiefenlagern, aber jedes hat neben Vorteilen auch Nachteile. Bei diesem Ergebnis waren der Wissenschaftsjournalist und wir ganz im selben Boot. Nachteile des Gesteins können mit technischen Barrieren kompensiert werden. Entscheidend für die Langzeitsicherheit ist am Ende das Gesamtsystem eines Tiefenlagers.

Christian Friedel Endlagermodell
Autor Christian Friedl kontrolliert, ob alles nach Plan läuft. Bei Bedarf wird der Text auch mal angepasst (Foto: Nagra).

Freie Journalisten leben von Zweitverwertungen. Im April kontaktierte Friedl uns wieder: Er möchte auf Basis des oben erwähnten Beitrags eine 26-minütige Sendung für die Wissenschaftssendung Xenius von ARTE machen. Durch die Sendung führen jeweils zwei Moderatoren, die sich ein Bild vor Ort machen. Es werden ganze Passagen der vorherigen Sendung übernommen, ausserdem werden neue Inhalte im Felslabor Grimsel über das Felslabor und das Schweizer Entsorgungskonzept gedreht: Dieses Mal kommt die Nagra durch den Leiter des Felslabors, Ingo Blechschmidt, zu Wort.

Team beim Dreh
Letzte Moderation am Ende eines langen Drehtags draussen vor dem Felslabor (Foto: Nagra).

Mit acht Personen reiste das Fernsehteam an: dem Autor Christian Friedl, einem Regisseur, einem Kameramann und einer Kamerafrau, einem Kameraassistenten, der für den Ton zuständig ist, den beiden Moderatoren und – einer Maskenbildnerin. Zwei Stunden vor Beginn des Drehs musste die Moderatorin Carolin Schaller in die Maske. Der Moderator Gunnar Mergner durfte erst frühstücken, dann hatte er Maske. Für Wissenschaftler tönt das ein bisschen wie aus einer anderen Welt. «Muss Herr Blechschmidt auch?» «Jaja, das ist HD, da kann man nicht ohne.» Also wurde auch er immer mal wieder zwischendurch gepudert.

Für einen Beitrag von 26 Minuten, von denen 15 schon fertig produziert waren, also faktisch noch elf Minuten zu füllen sind, brauchten wir am Ende sieben Stunden. Und das alles nur, weil es so hervorragend vorbereitet war. Jetzt heisst es, warten und gespannt sein, was am Ende herauskommt. Wir berichten Euch, wann der Beitrag auf Xenius gesendet wird, sobald uns der Sendetermin bekannt ist.


Kurzinterview mit Christian Friedl:

Autor Christian Friedel
Autor Christian Friedl (Foto: Nagra)

Was fasziniert Sie am Wissenschaftsjournalismus?

In der Schule waren meine Lieblingsfächer Deutsch und alles Naturwissenschaftliche. Als Beruf wollte ich das sozusagen mischen, also sowohl etwas mit der deutschen Sprache machen, als auch mit den Naturwissenschaften. Herausgekommen ist dann der Wissenschaftsjournalismus.

Warum berichten Sie immer wieder über die Entsorgung von radioaktiven Abfällen?

Weil es jeden angeht. Es geht dabei um gesellschaftliche Relevanz. Es müssen Länder, also ganze Gesellschaften, entscheiden. Und wie gut diese Entscheidungen sind, entscheiden Generationen in hunderttausenden Jahren! Es gibt kaum ein anderes Thema mit solcher Tragweite.

Hat sich Wissenschaftsjournalismus in den letzten 20 Jahren verändert?

Wissenschaftsjournalismus hat sich in den letzten 20 Jahren dramatisch verändert. Einmal ist er besser, zum anderen aber auch schlechter geworden. Besser: Die Geschichten sind heute besser erzählt, d.h., die Dramaturgie der heutigen Berichterstattung ist deutlich besser. Die Wissenschaftsjournalisten haben aber zunehmend Angst davor, Themen aufzuarbeiten, die schwer vermittelbar sind. Das gilt vor allem für das Fernsehen. So gibt es kaum Geschichten zu Themen wie Urknall, Quantenmechanik oder Epigenetik, dafür umso mehr Geschichten zu leichten Themenbereichen. Wenn schon Physik, dann die Physik des Kochens etwa. Kurz: Früher war der Wissenschaftsjournalismus interessant (von den Themen her), aber nicht spannend (von der Erzählung her), heute ist es umgekehrt, er ist spannender, aber eben weniger interessant.