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  | 03.04.2017

Radioaktiven Abfall charakterisieren – ist doch spannend!

«Auch wenn es schwer zu glauben ist, mein Job ist abwechslungsreich und spannend», sagt Ben Volmert und lacht. Der Physiker arbeitet seit 14 Jahren für die Nagra. Davor stellte er in Deutschland radiologische Berechnungen für Castorbehälter und Zwischenlager an, in denen radioaktives Material transportiert und gelagert wird. Auch jetzt hat er täglich mit vielen Zahlen, nuklearen Programmen und Datenbanken zu tun. «Im Inventar der radioaktiven Abfälle erfassen wir existierende und prognostizierte Abfälle getrennt nach Abfalltypen», erläutert Ben Volmert, der den Ressort Inventar & Logistik bei der Nagra leitet. Bevor die Behörden einen neuen Abfalltyp genehmigen, braucht es eine so genannte Endlagerfähigkeitsbescheinigung. «Je früher wir von den Kernkraftwerksbetreibern und dem PSI in die Gestaltung eines neuen Abfalltyps einbezogen werden, desto einfacher ist es für uns zu bestimmen, was genau im Abfall drin ist», erklärt er. So könne man die endgültige Form der Abfälle mitbestimmen und sicherstellen, dass diese bestmöglich auf die Tiefenlagerung vorbereitet seien.

An einem Projekt zur Stilllegung des Kernkraftwerks Mühleberg mitarbeiten

Er arbeitet auch an Projekten zur Stilllegung des Kernkraftwerks Mühleberg mit, wo einerseits neue Behälter für die Entsorgung der Abfälle für die Zwischen- und Endlagerung entwickelt werden und in einem anderen Fall ein Computermodell des ganzen Kernkraftwerks erstellt wird, um die verbleibende Restaktivität in den Gebäudestrukturen und Maschinenkomponenten zu bestimmen. Bei der Logistik gehe es wiederum um das Planen und Optimieren künftiger Transporte radioaktiver Abfälle von den Kernkraftwerken und Zwischenlagern zum Tiefenlager. «Wir beteiligen uns zudem an Forschungsprojekten und führen eigene Studien durch», so Volmert. Am interessantesten findet er, wenn «theoretische» Zahlen mit einem Experiment wie beim Gasexperiment im Zwilag zusammenkommen. In diesem Experiment wird die Gasbildung aus dem Abbau von Ionenaustauscherharzen und anderer organischer Materialien untersucht, die dereinst in einem geologischen Tiefenlager entsorgt werden.

«Ich diskutiere gerne mit der Bevölkerung», sagt Ben Vollmert. «Dabei möchte ich auch komplizierte Themen verständlich vermitteln.»
«Ich diskutiere gerne mit der Bevölkerung», sagt Ben Vollmert. «Dabei möchte ich auch komplizierte Themen verständlich vermitteln.»

Gern diskutiert er auch am Nagra-Stand mit Besuchern über die Entsorgung der radioaktiven Abfälle. «Ich kann verstehen, wenn Leute Angst vor den Abfällen haben», sagt Ben Volmert, der die Strahlung der verschiedenen Abfalltypen selbst berechnet. Umso mehr müsse man die Abfälle sicher unter der Erde lagern, wo sie vor möglichen schädlichen Einwirkungen von aussen geschützt seien. «Wir arbeiten zurzeit an der bestmöglichen Lösung hierfür.»

Ben Volmert, Ressortleiter Inventar & Logistik bei der Nagra
«Da schaue ich jeden Tag drauf», sagt Ben Volmert vor einer Nuklidkarte*, welche die wesentlichen Daten über Zerfallsart, Halbwertszeit und Energien der emittierten Strahlung sämtlicher Nuklide zeigt. «Sorgen macht mir nur, dass ich auch nach so vielen Jahren Berufserfahrung praktisch keine der Zahlen auf der Nuklidkarte auswendig kenne», meint Ben Volmert augenzwinkernd zum Abschluss des Gesprächs.

*Ein Nuklid ist ein Atomkern, der durch eine bestimmte Anzahl von Protonen und Neutronen gekennzeichnet ist.

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