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Ein zweiter Erdmond – schon mal gehört?

29.11.2016

Jedem von uns ist klar: Um unsere Erde kreist EIN Mond. Die NASA bestätigt nun, dass es noch einen zweiten, viel kleineren Mond gibt. Es ist Asteroid 2016 H03 und er tänzelt regelrecht um die Erde, wie ein Klick auf die Grafik zeigt. Mit nur 36,5 Meter Länge und 91 Meter Breite „umkreist“ er unentdeckt seit über 100 Jahren die Erde und wird wohl noch einige Jahrhunderte so weiter kreisen.

asteroid-ho3

Das Besondere am Asteroid 2016 HO3 : Er bewegt sich in einer ähnlichen Bahn um die Sonne wie die Erde. Dadurch sieht es von der Erde so aus, als würde uns 2016 HO3 wie ein Mond umkreisen. Normalerweise umkreisen Asteroide die Erde nicht sehr lange, so  der Asteroid 2003 YN107, der vor zehn Jahren von Astronomen entdeckt, aber unterdessen wieder verschwunden ist.

Erstmals gesichtet hat man 2016 HO3 am 27. April 2016 mit dem Pan-STARRS 1 Teleskop in Hawaii. Mit blossem Auge können wir den Mini-Mond nicht sehen. Laut NASA sind Asteroide, die unsere Erde auf dieselbe Weise umkreisen, keine Seltenheit.

Eine echte Konkurrenz für unseren „echten“ Mond ist 2016 H03 nicht, nur schon wegen seiner fehlenden Leuchtkraft am Nachthimmel.

 


Jungforscher im Felslabor Grimsel

25.11.2016

Die 28-jährige Berrak Firat Lüthi aus der Türkei und der 24-jährige Carlos Soares aus dem Tessin absolvieren ein Praktikum bei der Nagra. Seit August forschen die beiden im Felslabor Grimsel. «MoDeRn 2020» – so der Name des EU-Projektes, an dem sie seit diesem Sommer arbeiten. Das Ziel von MoDeRn 2020 ist es, Grundlagen für ein Überwachungsprogramm für geologische Tiefenlager weiter zu entwickeln.

«Den ganzen Tag ohne Tageslicht auszukommen, kann ganz schön anstrengend sein», sagt Carlos. Es ist 11 Uhr vormittags. 11 Uhr an einem regnerischen Mittwochvormittag. 450 Meter unter der Erdoberfläche spiele die Tageszeit keine Rolle, meint Berrak. Auch das Wetter ist hier unten nebensächlich. Das Felslabor Grimsel bei Guttannen ist eines der ältesten unterirdischen Felslabore der Welt. Hier tief unter der Erdoberfläche wird für die geologische Tiefenlagerung geforscht. Und das seit mehr als 30 Jahren.

Berrak Firat Lüthi

Berrak ist 28 Jahre alt. Sie stammt aus der Türkei. Aus Ankara. Dort hat sie ihren Bachelor in Ingenieurgeologie absolviert. «Für mein Masterstudium bin ich in die Schweiz gezogen, da die ETH Zürich einen sehr guten Ruf geniesst», so Berrak. Das ist aber nur einer der Gründe. Es sei auch ihr Schweizer Mann gewesen, der sie hierher geführt habe, ergänzt sie lächelnd. Seit August arbeitet Berrak im Felslabor. Über das Wochenende fährt Sie jeweils nach Hause. Über ihrer Kleidung trägt Berrak eine neongelbe Jacke. Eine Jacke wie sie auch auf Baustellen getragen wird. Ihre langen Haare fallen ihr locker zusammengebunden über die linke Schulter.

Carlos Soares

Der 24-jährige Carlos ist geboren und aufgewachsen in Lugano. Carlos ist gross, seine Haare fallen ihm tief ins Gesicht. Genau wie Berrak, ist auch er Ingenieurgeologe. Oder besser gesagt auf dem Weg dahin. Er befindet sich im 2. Masterstudienjahr an der ETH Zürich. Im letzten Masterjahr sei ein dreimonatiges Praktikum obligatorisch, erklärt Carlos. Und da die ETH in verschiedenen Bereichen mit der Nagra zusammenarbeite, habe er sich bei der Nagra beworben. Obwohl er praktische Tätigkeiten liebe – und das muss man als Ingenieurgeologe – könne er sich nach seinem Studium auch gut vorstellen, in der Forschung Fuss zu fassen, sagt Carlos weiter.

«MoDeRn 2020»

Elf längliche Holzkisten liegen auf dem Boden des Felslabors. Sie alle gehören zu dem Experiment, an dem Berrak und Carlos arbeiten. Das einzige, was sie verbindet ist ein dünnes, rotes Kabel. Es handle sich um ein optisches Glasfaserkabel, das die Temperaturverteilung in den Holzkisten misst, erklärt Berrak. Alle Kisten sind gefüllt mit einem granulierten Bentonitmaterial. Bentonit ist ein durch Verwitterung vulkanischer Asche entstandenes Tongestein. Es besitzt ähnliche Eigenschaften wie der Opalinuston und soll in einem zukünftigen Tiefenlager als Verfüllmaterial eingesetzt werden. Die Kisten sind zwar alle mit Bentonit gefüllt, unterscheiden sich aber in ihrer Packungsdichte und ihrem Wassergehalt. «Uns interessiert, in wie weit man die Glasfasermesstechnik bei unterschiedlichen Materialeigenschaften des Bentonits einsetzen kann, um Wärmeleitfähigkeit, Dichte und Wassergehalt zu bestimmen», erklärt Carlos. Die Glasfasermesstechnik sei ein neuartiges und sehr vielversprechendes Sensorsystem, sagt Berrak. Glasfasersensoren haben keine Elektronik am Messpunkt. Zudem können sie Temperaturprofile über grosse Distanzen und mit einer hohen räumlichen Auflösung messen. In Berrak und Carlos Experimenten wird das Glasfaserkabel elektrisch aufgeheizt. Während dem Experiment werden das Glasfaserkabel und damit auch der umliegende Bentonit aufgeheizt und danach wieder abgekühlt. Da der Bentonit in den Boxen unterschiedliche Dichten und Wassergehalte aufweist, heizt er sich nicht überall gleichermassen auf. Es entstehen thermische Variationen. Aus diesen Unterschieden lassen sich Wärmeleitfähigkeit, Dichte und Wassergehalt des Bentonits bestimmen. Diese drei Parameter sind wichtige Grössen bei der Überwachung eines Tiefenlagers.

«MoDeRn 2020» (Monitoring Developments for safe Repository operation and staged closure) ist ein vierjähriges Forschungsprojekt und Teil von «Horizon 2020», ein EU-Förderprogramm für Forschung und Innovation. Unter dem Begriff MoDeRn 2020 laufen verschiedene internationale Forschungsarbeiten zusammen. Ziel ist es, wirksame Monitoringprogramme für geologische Tiefenlager zu entwickeln. 28 Organisationen aus Europa und Japan sind daran beteiligt.

Ein Besuch, der sich lohnt

15:30 Uhr. Der Arbeitstag neigt sich langsam dem Ende zu. Berrak und Carlos sitzen noch an ihren Laptops und tippen die letzten Daten des heutigen Tages ein. Danach verlassen sie das Felslabor in Richtung Tageslicht. Noch immer regnet es. Die zerklüfteten Felsflanken ragen steil in den von Wolken geschwängerten Himmel. Grau in grau – der Übergang von Gestein und Himmel. Nahtlos. Bei schönem Wetter ist die Aussicht hier oben am Übergang vom Berner Oberland ins Oberwallis einfach nur atemberaubend. Aber wie Berrak schon sagte: «Im Felslabor spielt das Wetter keine Rolle». Egal ob warm oder kalt, ob es schneit oder wie aus Kübeln giesst. Im Felslabor Grimsel gibt es zwar kein Tageslicht, dafür aber ganzjährig verlässliche Temperaturen von 13 – 14 ° C und vor allem keine nassen Füsse.

Im Felslabor Grimsel können Schülerinnen und Schüler Forschung hautnah miterleben. Sie diskutieren mit Experten über die nukleare Entsorgung und können sich so eine eigene Meinung bilden. Eine Führung durch das Felslabor Grimsel dauert ca. zwei Stunden. Bei Interesse melden Sie sich bei Renate Spitznagel, Telefon: +41 56 437 12 82.

Weitere Informationen zum Experiment finden Sie hier.

 

 


Wie ist der Mond entstanden?

22.11.2016

Eine heftige Kollision der Ur-Erde vor 4,5 Milliarden Jahren mit einem marsgrossen Himmelskörper wird heute als wahrscheinlichstes Szenarium der Mondentstehung gesehen. Die Energie des Aufpralls soll die gesamte Erdoberfläche auf über 10’000 Grad Celsius erhitzt haben, und die Wucht des Einschlags soll die Oberflächen beider Körper zertrümmert, Trillionen Tonnen Gestein verdampft und ins All geschleudert haben. Ein Teil davon sammelte sich in einer Erdumlaufbahn und ballte sich relativ schnell zum Erdmond zusammen. Und der Transfer von Drehimpuls brachte den Mond auf seine heutige Bahn und sorgte zudem für die klimatisch günstige Neigung der Erdachse.

Schon seit über 20 Jahren wird die Impact- oder Aufprall-Theorie zur Entstehung des Mondes favorisiert. Davor hatten die Forscher drei andere Erklärungsmodelle: Die Einfang-, die Abspaltungs- und die Schwesterplanet-Theorie.

Impact: Erde-Mond, © Getty Images/Science Photo Library
Der Aufprall bewirkte, dass Teile der Oberfläche beider Himmelskörper verdampften, © Getty Images/Science Photo Library

Ein gutes Modell muss alle dynamischen und chemischen Eigenschaften des Mondes und der Erde erklären können. So sind die wichtigsten Fragen: Wieso hat der Mond nur einen sehr kleinen Eisenkern? Wieso ist auf dem Mond der Anteil der chemischen Elemente, die schnell verdampfen, geringer als auf der Erde? Warum ist im Mondgestein der Anteil an den schnell kondensierenden Elementen Aluminium, Kalzium, Thorium und Uran höher, aber das Verhältnis der verschiedenen Sauerstoffisotope mit dem Verhältnis auf der Erde gleich? Und zu guter Letzt: Woher kommt der hohe Drehimpuls, der in der Bewegung des Erde-Mond-Systems und der Erddrehung steckt?

Mond und Erde aufgenommen von DSCOVR, © NASA
Die Rückseite des Mondes vor der viel helleren, blau-weissen Erde, aufgenommen von DSCOVR, © NASA

Die Einfangtheorie

Nach dieser Vorstellung ist der Mond an einer Stelle des Sonnensystems entstanden, wo ein geringerer Eisenanteil in der Ur-Wolke herrschte. Der Proto-Mond kam auf seiner Bahn der Erde sehr nahe und wurde durch die Erdschwerkraft eingefangen. Dazu muss der Mond allerdings seine Bewegungsenergie verlieren. Computersimulationen haben gezeigt, dass das eher unwahrscheinlich ist. Ausserdem kann dieses Modell nicht erklären, warum die selben Sauerstoffverhältnisse wie auf der Erde vorkommen, auch wenn der Mond an einem anderen Ort mit unterschiedlichen chemischen Zusammensetzungen entstanden ist.

Die Abspaltungstheorie

Diese Vorstellung geht auf Georg Darwin zurück, den Sohn des berühmten Evolutionsforschers Charles Darwin. Ihm zufolge drehte sich die junge glutflüssige Erde so schnell um ihre eigene Achse, dass sie sich am Äquator sehr stark ausbeulte. Es löste sich schliesslich ein Tropfen aus der Erde und wurde in eine Umlaufbahn geschleudert. Der Mond sollte dann recht genau die chemische Zusammensetzung der Erdkruste haben. Für das Sauerstoffverhältnis stimmt das, für die anderen Elemente sind die Abweichungen zu gross. Zudem müsste die Umdrehung so schnell gewesen sein, dass ein Tag auf der Ur-Erde höchstens 2,5 Stunden gedauert hätte. Wie eine so hohe Drehgeschwindigkeit zustande kommt, kann man nicht erklären.

Die Schwesterplanet-Theorie

Nach dieser Vorstellung sind Erde und Mond gleichzeitig auf dem jetzigen Orbit um die Sonne in der Ur-Wolke entstanden. Von Anfang an haben sich bei der Zusammenballung von Staubteilchen und Meteoriten zwei umeinander kreisende grössere Klumpen gebildet, die nach und nach angewachsen sind. Das Modell kann die heutige Dynamik des Erde-Mond-Systems nicht erklären und es bleibt ungeklärt, warum die chemische Zusammensetzung von Mond und Erde verschieden ist, obwohl beide im selben Gebiet entstanden sein sollen.

Die Aufprall- oder Impact-Theorie

Dieses Modell löst die meisten offenen Fragen der Vorgänger-Theorien: Etwa die Hälfte der Mondmasse und die Hälfte der Erdkrustenmasse besteht aus Sauerstoffatomen und die Verhältnisse der Sauerstoffisotope sind in beiden Fällen gleich. Das spricht für eine Entstehung des Mondes aus Erdkrustengestein. Marsgestein und Meteorite haben ein anderes Isotopenverhältnis.

Impact-Theorie
Durch den Aufprall verdampfte Gesteinsmassen werden ins Weltall geschleudert wo sie sich nach und nach zum Mond zusammenballen, © Wissen Media Verlag

In der Wolke aus verdampftem Gestein kondensierten bestimmte Elemente wie Uran und Thorium besonders schnell. Leicht verdampfende Stoffe verflüchtigten sich dagegen in den Weltraum. Das erklärt die unterschiedliche Zusammensetzung des Mondgesteins gegenüber dem Krustengestein der Erde.

Wie neuste Studien belegen, gibt es auf dem Mond Wasser und es stammt aus derselben Quelle wie das irdische, denn auch die Erde war nicht knochentrocken. Damit wird die Theorie untermauert, dass der Mond einst aus der Erde herausgeschlagen wurde.

Geologisch unterscheiden sich Mond und Erde am deutlichsten in ihrem Eisengehalt. Der Radius des Eisen/Nickel-Kerns der Erde beträgt mehr als die Hälfte des Erdradius. Der Mond hingegen hat einen sehr kleinen Kern. Und bezogen auf den gesamten Mondkörper erreicht das Eisen – Silizium Verhältnis nur 0,22. Das ist das niedrigste Verhältnis im gesamten Sonnensystem. Demnach hat sich zum Zeitpunkt der Kollision das meiste Eisen schon im jeweiligem Zentrum als Kern abgesetzt. Verdampft und in den Weltraum geschleudert wurde eisenarmes Krustengestein.

Mit der Impact-Theorie können auch die Bewegungsenergie und der Drehimpuls des heutigen Mond-Erde-Systems erklärt werden. Der Aufprall des marsgrossen Proto-Planeten muss dabei sehr flach gewesen sein. Für das Katastrophen-Szenario spricht auch der Umstand, dass das Erde-Mond-System eine Besonderheit im Sonnensystem darstellt, denn es sind nicht viele Doppelplaneten entstanden.


Im Grenzgebiet unterwegs

18.11.2016

Die Nagra misst für die Seismik in Nördlich Lägern auch auf deutschem Gebiet.

Hier einige Impressionen von den Arbeiten letzte Woche:


Bericht zu den Schachtkopfanlagen – drei Fragen an den Projektleiter

15.11.2016

Marc Croket ist Projektleiter Anlagen und Betrieb bei der Nagra. Er hat – zusammen mit verschiedenen Co-Autoren – den heute veröffentlichten Bericht zu den Schachtkopfanlagen beziehungsweise Nebenzugangsanlagen eines geologischen Tiefenlagers verfasst (NTB 16-08).

Marc, das Wichtigste in Kürze zum Bericht?

Im Bericht geht es um oberirdische Anlagen für Nebenzugänge, die ein geologisches Tiefenlager für radioaktive Abfälle – neben einem Hauptzugang – braucht. Wir nennen diese Anlagen allgemein «Nebenzugangsanlagen». Geläufiger ist den meisten wahrscheinlich der Begriff Schachtkopfanlagen, welche am oberen Ende von Schächten liegen. Um diese geht es und um sogenannte Portale bei Tunnel beziehungsweise Rampen. Wir beschreiben Bau, Betrieb und Abläufe in den Nebenzugangsanlagen. Die verschiedenen Visualisierungen im Bericht sollen den Lesern zudem einen ersten Eindruck davon vermitteln, wie diese Anlagen aussehen und welche Auswirkungen sie haben könnten.

Mit dem Bau der Tiefenlager wird voraussichtlich Ende der 2040-Jahre begonnen. Warum beschäftigt sich die Nagra jetzt schon mit dem Thema?

Der Sachplan geologische Tiefenlager bestimmt das Vorgehen bei der Standortsuche. Dazu gehört auch, diese Anlagen Schritt für Schritt genauer zu definieren. Ein erster Teilschritt ist mit dem Bericht getan. In den kommenden Jahren ist ja vorgesehen, in den Regionen mögliche Standorte für die Anlagen festzulegen. Ich finde es wichtig, dass man sich profunde Gedanken macht beziehungsweise intensiv darüber diskutiert, wie die Anlagen zum Beispiel verträglich in die Landschaft eingegliedert werden können. Die Bauwerke bleiben schliesslich für eine gewisse Zeit stehen.

Was ist für dich das Spannende am Bericht?

Die Nebenzugangsanlagen übernehmen wichtige Aufgaben für das geologische Tiefenlager wie Belüftung, Personal- und Besucherzutritt. Das finde ich persönlich sehr interessant. Die Themen im Bericht sind sehr vielschichtig und multidisziplinär von der Bautechnik bis hin zu Sicherheitsbetrachtungen. Ich bin eher ein Generalist, der gerne mit verschiedenen Fachspezialisten zusammenarbeitet und deren Inputs dann zu einem Ganzen zusammenfügt. Das macht mir wirklich Spass. Als Ingenieur ist es natürlich für mich auch spannend, ein Anlage-Projekt zu entwerfen, weiterzuentwickeln und bis zum Bau zu begleiten. Im Fall der Tiefenlager ist es aber leider nicht klar, ob ich die Bauten je sehen werde. Die Bäume wachsen halt nicht so schnell in den Himmel.

Mark Croket Projektleiter Nagra NTB
«Es gefällt mir sehr, interdisziplinär zu arbeiten», sagt der gebürtige Wettinger und Chemieingenieur Marc Croket.

Zur Person: Marc Croket arbeitet seit knapp fünf Jahren für die Nagra. Er beschäftigt sich unter anderem mit der Dimensionierung und der Auslegung von Anlagen. Weiter definiert Marc Systeme und Betriebsabläufe in einem künftigen geologischen Tiefenlager für radioaktive Abfälle. Zuvor war er in der konventionellen Entsorgungs- und Energiebranche tätig. Dort ging es um Anlagen zur Müllverbrennung, zur Abwasserbehandlung und zur thermischen Energieerzeugung.

Gleichzeitig mit dem Bericht ist auch die Broschüre «Schachtkopfanlagen geologischer Tiefenlager: Beschreibung und Funktion» (28 Seiten) erschienen.


Der Herbst und seine Stürme

15.11.2016

Das Wetter im Herbst zeichnet sich durch vier wesentliche Singularitäten aus: Der Spätsommer von Anfang bis Mitte September, der Altweibersommer zwischen Ende September und Anfang Oktober und der goldene Oktober. Der letzte Herbstmonat – der November – kann dagegen selten mit viel Sonnenschein aufwarten, denn bedingt durch den niedrigen Sonnenstand ist auch bei Hochdruck oft eine trübe Hochnebeldecke vorhanden. Auch die Temperaturen sinken im Herbstverlauf rasch nach unten – bereits Mitte September kann es Fröste geben.

Das zumeist schöne Herbstwetter ist dem Angleichen der Lufttemperaturen über dem Kontinent und den Wassertemperaturen zu verdanken, welche die Wetterküche auf dem Atlantik zur Ruhe bringen.

Herbstwunder im September / Oktober Novemberstimmung, @Raegi

Dass der Herbst auch anders kann, zeigt sich mit den Herbststürmen. Dringt nämlich die erste kalte Luft von Grönland bis zum Atlantik vor, wird die Wetterküche schlagartig in Gang gesetzt.

Sturmböen im November Zentralschweiz, © Alexandra Wey schnee-20151123de22-05037176

Die Polarfront

Die Polarfront ist eine Luftmassengrenze, die kalte, polare Luft von gemässigt warmen Luftmassen trennt. Im Sommer der Nordhalbkugel zieht sich die Polarfront nach Norden zurück. Im Winter dagegen liegt sie viel südlicher, oft verläuft sie quer über Europa. Es wehen starke Westwinde entlang der Polarfront. Je stärker der Temperaturkontrast zwischen Norden und Süden ist, desto stärker weht der Wind und desto heftiger kann die Entwicklung der Stürme in den mittleren Breiten verlaufen. Diese Sturmwirbel gibt es übrigens auch auf der Südhalbkugel, denn dort existiert auch eine Polarfront.

Polarfront im Verlauf des Jahres, ©CC by-nc-nd
Polarfront im Verlauf des Jahres, ©CC by-nc-nd

 

Die Entstehung eines Sturmtiefs

Die Stürme der mittleren Breiten bilden sich typischerweise im Herbst und Winter. Meistens geht das in einem kleinen Gebiet über dem Ozean los, wo der Luftdruck zu fallen beginnt. An der Meeresoberfläche strömt Luft nach innen, weil aber in der Höhe mehr Luft nach aussen weht, sinkt der Lufdruck im Gebiet weiter ab. Im Inneren des Tiefs steigt die Luft auf. Es kondensiert Wasserdampf und Wolken bilden sich. Die frei werdende Kondensationswärme verstärkt den Auftrieb der Luft und die Entwicklung des Tiefs zum Sturmtief.

Auf der Nordhalbkugel wird durch die Corioliskraft die nach Innen ins Tief strömende Luft nach rechts abgelenkt. Darum beschreibt der Wind auf dem Weg ins Tief eine spiralförmige Bahn. Für die Polarfront bedeutet dies, dass östlich des Tiefs warme Luft nach Norden und westlich davon kalte Luft nach Süden geführt wird. An den Grenzen der Luftmassen entstehen eine Warmfront und eine Kaltfront, die sich mit der Rotation des Tiefs mitbewegen. So nimmt die Entwicklung des Sturms ihren Lauf: Je tiefer der Luftdruck im Innern des Tiefs sinkt, desto grösser kann der Lufdruckunterschied zur Umgebung werden. Das lässt sich etwa an der Dichtung der Isobaren, auf einer Wetterkarte ablesen. Und je enger die Isobaren nebeneinander liegen, desto grösser ist die Windgeschwindigkeit.

Sturmtief ©CC by-nc-nd
Entstehung eines Sturmtiefs in vier Stadien ©CC by-nc-nd
A:  Es bildet sich an der Polarfront ein Tiefdruckgebiet mit einer Warmfront (rot) und einer Kaltfront (blau). B: Ist der Luftdruck im Zentrum des Tiefs stark gesunken beginnt die Kaltfront die Warmfront einzuholen. C: Die Kaltfront hat die Warmfront teilweise erreicht. Das ist die sogenannte Mischfront oder Okklusion (rosa). D: Die Luftdruckgegensätze sind jetzt am grössten und der Wind weht am stärksten. Das Tief ist jetzt schon fast vollständig okkludiert, d. h. die Luftmassen vermischen sich nun und bald ist der Sturm aufgelöst.

Regen-Cartoon, © www.mopf.net

In diesem Sinne sind wir bestens gewappnet für die kommenden trüben Tage :-)!

 


Ammoniten gesucht und ins Tiefenlager gereist

11.11.2016

Am Zukunftstag der Nagra nahmen 15 Töchter, Söhne, Patenkinder, Nichten und Neffen unserer Mitarbeitenden teil. Sie verbrachten einen spannenden Tag.

«Ich habe ganz viele Ammoniten gefunden.» Die 15 Mädchen und Buben des Zukunftstages der Nagra verbrachten einige Stunden in der Lagerhalle der Nagra in Mellingen. «Wieso ist die Lagerhalle denn so weit weg», fragte ein Bub, nachdem sie wieder in unser Quartier nach Wettingen zurückgekommen waren. Warum denn nicht? Die Betreuenden wussten mit dieser Frage nicht sehr viel anzufangen. «Dann könntet ihr doch immer schnell mal dorthin gehen», antwortet er.

Die Lagerhalle war am Zukunftstag ein Spielplatz für die jungen Gäste. Sie konnten dort Steine klopfen und dabei Ammoniten finden, Steinmännchen bauen und anmalen, sie lernten einiges über Bohrkerne, konnten mit der «Virtual Reality»-Brille in ein späteres Tiefenlager fliegen – und mit der grossen, selbstgebastelten Kugelbahn spielen. «Es war ein schöner Tag», sagten die meisten am Ende, als sie ihre Eindrücke sammelten und gemeinsam ein Puzzlebild gestalteten. «Am besten hat mir das Fossilien finden gefallen.» «Der Stuhl war lässig.» Gemeint war die Reise ins Tiefenlager mit der «Virtual Reality»-Brille. Unter anderem gab es auch Lob von den jungen Besuchern an ihre Betreuerinnen: Super Organisation und super Essen. Es gab Pizza.

Nachdem alle ihre Eindrücke geschildert hatten und das Bild Gestalt angenommen hatte, war plötzlich klar, warum es gut wäre, wenn die Lagerhalle näher wäre an unseren Büros: Dann könnten wir über Mittag dort spielen.

 


Informationen zu den seismischen Untersuchungen in Nördlich Lägern

09.11.2016

Besuchen Sie die öffentliche Informationsveranstaltung in Weiach oder kommen Sie zu unserem Infocontainer in Glattfelden.

Gerne laden wir Sie auch zu unserer Infoveranstaltung am 12. November von 10.00 Uhr – 15.00 Uhr im Gemeindesaal in Weiach ein. Dort gibt es eine Ausstellung mit Informationsständen zu den seismischen Messungen und Vorführung eines Vibrationsfahrzeuges auf dem Areal. Mitarbeitende des Bundesamtes für Energie (BFE), der Regionalkonferenz Nördlich Lägern und der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) geben Auskunft.

Am 24. November, 10. Dezember und 17./28. Januar steht unser Infocontainer an der Webereistrasse, beim Gasthof Löwen in Glattfelden. Nagra-Mitarbeitende stehen dort für Ihre Fragen zur Verfügung.

Wir freuen uns auf Sie.

Mitarbeitende der Nagra stehen zur Beantwortung Ihrer Fragen zur Verfügung.
Mitarbeitende der Nagra stehen zur Beantwortung Ihrer Fragen zur Verfügung.

Fotos: Christopher Gmuender


Der grösste ≪Supervollmond≫ – das Medienspektakel

08.11.2016

Der grösste Vollmond oder „Supervollmond“ entsteht durch eine Kombination zweier Ereignisse am Himmel und findet kommenden Montag, den 14. November statt.

Supervollmond, © NASA/JPL/USGS   Mondgrössenvergleich, © der-mond.org

v.l.n.r.: Vollmondgrösse im Perigäum und im Apogäum und im Vergleich zu einer 1 & 2 Euro-Münze

Supervollmond ist ein Ausdruck für den besonders grossen Vollmond oder auch Leermond in Erdnähe, wenn der Mond auf seiner elliptischen Bahn im Perigäum steht. An diesem Punkt ist der scheinbare Monddurchmesser ca. 14 % grösser als in Erdferne, im Apogäum und bis zu 30% heller.

Der Begriff wurde erstmals 1979 vom amerikanischen Astrologen oder Sterndeuter Richard Nolle geprägt und wird in der wissenschaftlichen Astronomie nicht verwendet, findet sich aber seit einigen Jahren in der Presse und in der Astronomie für Laien.

Mondbahn
Der Mond auf seiner elliptischen Bahn um die Erde, © SuW-Grafik

Fällt eine Vollmondphase mit dem erdnahen Punkt, dem Perigäum zusammen, so sieht man einen „Supervollmond“ oder Perigäumsvollmond. Zum „Supermond“ kommt es einmal im Jahr, dabei aber jedes Jahr etwa 48 Tage später als im Vorjahr. Es ist kein spektakuläres astronomisches Ereignis, wie man auch auf folgendem Link erfahren kann >> Supermoon erklärt auf britannica.com, Position 2’15.

Auch wenn der Perigäumsvollmond tatsächlich heller und grösser ist, lässt sich dieser Effekt mit blossem Auge nur schwer wahrnehmen. Trotzdem ist das astronomische Ereignis Anlass genug für einen Abendspaziergang und dient auch bei Nachtwanderungen als besonders helle Lichtquelle, sofern das Wetter mitspielt.