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  | 19.04.2016

Das FE-Experiment: «Jeden Tag eine Million Messwerte»

Der Bauingenieur Benoit Garitte ist an der Umsetzung des «Full-Scale Emplacement»-Experiments (kurz: FE-Experiment) massgeblich beteiligt. Er ist in den nächsten Jahren insbesondere für den Betrieb des Experiments und die Datenauswertung zuständig.

Bereits seit 2004 untersuchte Benoit Garitte das thermo-hydro-mechanische Verhalten von tonhaltigen Gesteinen im Zuge seiner Forschungsarbeiten an der Technical University of Catalonia (UPC-Barcelona). Er führte Modellierungen des Ventilationsexperiments der ENRESA, der spanischen Schwesterorganisation der Nagra, durch und interpretierte später für die ANDRA, der französischen Schwesterorganisation, Daten von Heizexperimenten im Opalinuston und anderen Tonformationen. Bevor Benoit 2012 Nagra-Projektleiter wurde, koordinierte er fünf unabhängige Teams im internationalen DECOVALEX-Projekt, das die Validierung von gekoppelten Modellen im Vergleich zu Feldexperimenten bezweckte.

Heute ist Benoit Garitte für die Datenaufnahme und deren Auswertung im FE-Experiment der Nagra verantwortlich. Bereits im Dezember 2014 wurde das erste Heizelement dieses Grossversuchs in Betrieb genommen. Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend. Ziel ist zu erfahren, wie sich in den kommenden Jahren Temperatur, Feuchtigkeit, Druck, Verformungen und Gaszusammensetzung im Bentonit-Granulat und dem umgebenden Gestein entwickeln. Dazu werden rund 1 Million Messwerte pro Tag aufgezeichnet. Die Dynamik im Experiment nimmt naturgemäss mit der Zeit sehr langsam ab. Umso mehr ist die momentan laufende Beobachtungsphase wichtig.

Benoit ist überzeugt: Ein untertägiges Felslabor – wie das im Mont Terri – bietet einerseits eine einmalige Gelegenheit und ist andrerseits auch eine echte Herausforderung. Die Gelegenheit besteht darin, dass hier Experimente unter nahezu realen Bedingungen eines Tiefenlagers durchgeführt werden können, die im Bauingenieurwesen nicht gerade alltäglich sind. Die Herausforderung besteht darin, ein umfassendes Verständnis über das Verhalten des Opalinustons zu erreichen – insbesondere wenn technische Eingriffe in das natürliche Gestein vorgenommen werden. Die numerischen Modelle und Analysen sind hierbei ein sehr wichtiges Instrument, um das benötigte Verständnis essenziell zu erhöhen. In den nächsten Monaten beschäftigt sich ein Team von Wissenschaftlern damit, wie die Daten am besten zu visualisieren sind.

Mit den Messdaten, die Benoit in den nächsten Jahren vom FE-Experiment sammelt, werden bestehende Computersimulationen und Modelle abgeglichen. Damit werden später Berechnungen für ein geologisches Tiefenlager durchgeführt. Benoit betont: Die langfristige und sichere Lagerung von radioaktivem Abfall ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, der man sich stellen muss.

Lesetipp: Mehr zum FE-Experiment erfahren Sie auch im Interview mit dem Nagra-Ingenieurgeologen Herwig R. Müller.

Fotos: Dieter Enz (Comet Photoshopping) und Nagra

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