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  | 29.02.2016

Wie lange ist lang genug? – neue Broschüre über Langzeitsicherheit

Langzeitsicherheit bedeutet, Sicherheit über eine lange Zeit. Aber wie lang? In der neuen Broschüre der Nagra wird das Thema Langzeitsicherheit aus verschiedenen Perspektiven betrachtet: Auswirkung von Radioaktivität auf den Menschen, Tiefenlager als Langzeitschutz, die Entwicklung eines Tiefenlagers in der Zukunft, Botschaften für Jahrtausende und vieles mehr.

Interview mit Patrick Burgert

(Hauptautor der Broschüre Langzeitsicherheit)

Wie kann man den Inhalt der Broschüre Langzeitsicherheit in einem Satz zusammenfassen?

Patrick Burgert (lacht). Ein Satz? Das ist schwer. Aber ich versuche es. Ein Lager für hochaktive Abfälle muss bis zu 1 Mio. Jahre sicher sein, das sind geologische Zeiträume, deshalb geht man für ein Lager in tiefe Gesteinsschichten. Ist das so verständlich?

Nicht schlecht. Aber Sicherheit über diese unendlich langen Zeiträume zu versprechen, ist das nicht unseriös?

Mitarbeitende der Nagra führen Sicherheitsanalysen für 1 Mio. Jahre durch. Wir arbeiten dabei mit Modellierungen und einer sehr, sehr grossen Datenbasis. Nein, es ist nicht unseriös, Sicherheitsanalysen für diesen Zeitraum durchzuführen. Aber es wäre unseriös, 100%-ige Sicherheit zu versprechen. Wir zeigen in unseren Sicherheitsanalysen auf, dass die bestehenden, sehr hohen Schutzkriterien über den gesamten Zeitraum eingehalten werden können.

Die langen Zeiträume sind das Problem, warum so viele Menschen Bedenken haben, dass eine sichere Lösung überhaupt machbar ist, oder?

Ja, wenn man in «menschlichen» Zeiträumen denkt, dann sind 100‘000 Jahre unvorstellbar lange. In der Erdgeschichte ist dies aber ein sehr kurzer Zeitraum. Als Geologe lernt man, in geologischen Zeiträumen zu denken.

Also, alles gar nicht so schlimm?

Ich möchte die Gefährlichkeit der Abfälle keineswegs verharmlosen. Aber wir müssen uns einfach bewusst machen, dass die Abfälle bereits vorhanden sind und wir eine Lösung brauchen. Solange die Abfälle an der Erdoberfläche gelagert werden, sind sie auch den schnelleren, weil «menschlichen» Zeitdimensionen wie Gesellschaft, Klima, Unwetter oder Krisen unterworfen. In geologischen Tiefenlagern tickt die Uhr viel langsamer.

Wie wird das in der neuen Broschüre aufgezeigt?

Indem wir Bilder verwenden, versuchen wir das Thema greifbar zu machen. Wenn man annimmt, dass ein Tiefenlager in einer Tiefe von 600 Metern gebaut wird, ist das etwa zwei Mal die Höhe des Eiffelturms. Das Tiefenlager ist also tief unten im Untergrund.

Das tönt spannend. Was ist am Ende des Projekts dein persönliches Fazit?

Mit gut zwei Jahren war die Broschüre für mich ein «Langzeitprojekt», eines das immer wieder angeschaut, ergänzt und verändert wurde. Ein Projekt, das mit mir gewachsen ist und an dem ich gewachsen bin. Aber am besten schauen Sie selbst rein und bilden sich eine eigene Meinung, ich bin voreingenommen.

Vielen Dank für das Interview.

 

Die Broschüre kann unter www.nagra.ch bestellt oder heruntergeladen werden. Zum Bestellen können Sie sich auch an folgende Telefonnummer wenden: +41 56 437 12 53.

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