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Herzlich willkommen im neuen Blog der Nagra!

29.02.2016

Die Nagra arbeitet an vielen spannenden Themen. Über unterschiedliche Kanäle geben wir bereits Einblick in unser Unternehmen: an Gewerbeausstellungen oder Führungen durch die Felslabors und im Internet. Mit dem Erdwissen Blog stehen wir beispielsweise im Austausch mit einem geologisch interessierten Publikum. Und seit Jahren haben Mitarbeitende der Nagra regelmässig auf dem Seismik Blog (Seismik News) über die jeweils aktuellen seismischen Messungen berichtet.

Die seismischen Messungen sind vorüber, aber es gibt noch jede Menge andere Themen, über die wir verstärkt und transparent berichten möchten: zum Beispiel die technisch-wissenschaftliche Forschung in den Felslabors Grimsel oder Mont Terri, die neue Erlebnisausstellung «Reise zum Tiefenlager» oder Schulbesuche. Zeit also, dass wir unseren Seismik Blog in einen neuen Nagra Blog überführen und die Blogthemen erweitern.

Woran wir arbeiten

Mit diesem Blog möchten wir der Nagra noch stärker ein Gesicht geben ‒ im wahrsten Sinn des Worts. Denn hier schreiben in erster Linie Mitarbeitende über Mitarbeitende und deren Tätigkeit bei der Nagra: Worüber sie forschen, woran sie arbeiten und was sie tagtäglich beschäftigt.

«Wir» das sind Nagra-Mitarbeitende aus den verschiedensten Unternehmensbereichen. Wir arbeiten in der Öffentlichkeitsarbeit, beim Stab, im Ressort Feldarbeiten, im Bereich internationale Dienstleistungen … Wir sind Geologen, Chemiker, Geografen, Biologen, Umweltwissenschaftler … Wir sind 16, 8, 5, 4, 3, 2 Jahre oder erst seit vier Monaten für die Nagra tätig. So unterschiedlich unsere Arbeit und unser Hintergrund auch sind, drei Dinge verbinden uns: der Einsatz für unsere spannende Aufgabe bei der Nagra, der Spass am Schreiben und die Freude am Dialog.

In diese Sinne freuen wir uns auf den Austausch mit Ihnen auf dieser neuen Plattform. Kommentare sind auf dem Nagra Blog ausdrücklich erwünscht. Wir sind gespannt auf Ihr Feedback.


Wie lange ist lang genug? – neue Broschüre über Langzeitsicherheit

29.02.2016

Langzeitsicherheit bedeutet, Sicherheit über eine lange Zeit. Aber wie lang? In der neuen Broschüre der Nagra wird das Thema Langzeitsicherheit aus verschiedenen Perspektiven betrachtet: Auswirkung von Radioaktivität auf den Menschen, Tiefenlager als Langzeitschutz, die Entwicklung eines Tiefenlagers in der Zukunft, Botschaften für Jahrtausende und vieles mehr.

Interview mit Patrick Burgert

(Hauptautor der Broschüre Langzeitsicherheit)

Wie kann man den Inhalt der Broschüre Langzeitsicherheit in einem Satz zusammenfassen?

Patrick Burgert (lacht). Ein Satz? Das ist schwer. Aber ich versuche es. Ein Lager für hochaktive Abfälle muss bis zu 1 Mio. Jahre sicher sein, das sind geologische Zeiträume, deshalb geht man für ein Lager in tiefe Gesteinsschichten. Ist das so verständlich?

Nicht schlecht. Aber Sicherheit über diese unendlich langen Zeiträume zu versprechen, ist das nicht unseriös?

Mitarbeitende der Nagra führen Sicherheitsanalysen für 1 Mio. Jahre durch. Wir arbeiten dabei mit Modellierungen und einer sehr, sehr grossen Datenbasis. Nein, es ist nicht unseriös, Sicherheitsanalysen für diesen Zeitraum durchzuführen. Aber es wäre unseriös, 100%-ige Sicherheit zu versprechen. Wir zeigen in unseren Sicherheitsanalysen auf, dass die bestehenden, sehr hohen Schutzkriterien über den gesamten Zeitraum eingehalten werden können.

Die langen Zeiträume sind das Problem, warum so viele Menschen Bedenken haben, dass eine sichere Lösung überhaupt machbar ist, oder?

Ja, wenn man in «menschlichen» Zeiträumen denkt, dann sind 100‘000 Jahre unvorstellbar lange. In der Erdgeschichte ist dies aber ein sehr kurzer Zeitraum. Als Geologe lernt man, in geologischen Zeiträumen zu denken.

Also, alles gar nicht so schlimm?

Ich möchte die Gefährlichkeit der Abfälle keineswegs verharmlosen. Aber wir müssen uns einfach bewusst machen, dass die Abfälle bereits vorhanden sind und wir eine Lösung brauchen. Solange die Abfälle an der Erdoberfläche gelagert werden, sind sie auch den schnelleren, weil «menschlichen» Zeitdimensionen wie Gesellschaft, Klima, Unwetter oder Krisen unterworfen. In geologischen Tiefenlagern tickt die Uhr viel langsamer.

Wie wird das in der neuen Broschüre aufgezeigt?

Indem wir Bilder verwenden, versuchen wir das Thema greifbar zu machen. Wenn man annimmt, dass ein Tiefenlager in einer Tiefe von 600 Metern gebaut wird, ist das etwa zwei Mal die Höhe des Eiffelturms. Das Tiefenlager ist also tief unten im Untergrund.

Das tönt spannend. Was ist am Ende des Projekts dein persönliches Fazit?

Mit gut zwei Jahren war die Broschüre für mich ein «Langzeitprojekt», eines das immer wieder angeschaut, ergänzt und verändert wurde. Ein Projekt, das mit mir gewachsen ist und an dem ich gewachsen bin. Aber am besten schauen Sie selbst rein und bilden sich eine eigene Meinung, ich bin voreingenommen.

Vielen Dank für das Interview.

 

Die Broschüre kann unter www.nagra.ch bestellt oder heruntergeladen werden. Zum Bestellen können Sie sich auch an folgende Telefonnummer wenden: +41 56 437 12 53.


Nagra-Interview: Gymischüler drehen Dokfilm

29.02.2016

Anfang Dezember durften wir die beiden Gymischüler Scott Jamieson und Manuel Brogly vom Gymnasium Muttenz bei der Nagra willkommen heissen. Die beiden drehen einen Dokumentarfilm zum Thema Energie in der Schweiz und stellten uns in einem Video-Interview ihre brennendsten Fragen dazu.

Leicht verspätet aber mit viel jugendlicher Gelassenheit treffen die beiden Gymischüler Jamieson und Brogly bei der Nagra in Wettingen ein, installieren geübt ihre Kamera mit Stativ und legen ein Mobiltelefon als externen Tonträger bereit. Fünf Minuten später trifft Nagra-Geschäftsleitungsmitglied Markus Fritschi ein, los geht’s…

Welche Möglichkeiten bestehen derzeit, um radioaktive Abfälle in der Schweiz zu entsorgen und wie sicher sind diese? Lassen sich in der Nähe des Zwischenlagers erhöhte Radioaktivitätswerte nachweisen? Welche Projekte verfolgt die Nagra in den kommenden Jahren? Weitere Fragen folgen. Scott Jamieson führt durch das 30-minütige Interview und beweist, dass junge Menschen interessiert, bohrend und kritisch sein können.

Zum Schluss fragt sie der promovierte Physiker Markus Fritschi, ob sie denn schon wüssten, was sie nach dem Gymnasium studieren möchten. «Jus», entgegnet Brogly schnell. Und für Jamieson ist klar: «Wirtschaft wird es sein.» Mit einem Augenzwinkern kontert Fritschi, bis zur Matur hätten sie ja noch ein wenig Zeit, sich für eine Naturwissenschaft zu entscheiden. «Denn», so Fritschi, «die Nagra bietet viele spannende Arbeitsmöglichkeiten.»

So oder so, wir wünschen den beiden Gymischülern Scott Jamieson und Manuel Brogly alles Gute auf ihrem weiteren Weg und hoffen, dass das Video-Projekt ein Erfolg wird.


«10 Meter Schnee sind kein grosses Hindernis» – Winterforschung im Felslabor Grimsel

29.02.2016

Im Nagra-Felslabor Grimsel wird das ganze Jahr über geforscht. Selbst dann, wenn sich der Schnee meterhoch auf der Passstrasse türmt und diese gesperrt ist. Das Labor liegt tief im Granit der Alpen, aber Jahreszeiten beeinflussen den Forschungsbetrieb praktisch nicht. Mit wenigen Ausnahmen…

In den Schweizer Felslabors Grimsel (Kanton BE) und Mont Terri (Kanton Jura) wird an der sicheren Entsorgung der radioaktiven Abfälle geforscht. Sie stehen auch Besuchern offen – Mont Terri mit Ausnahme der Sommerpause das ganze Jahr über, Grimsel von Frühsommer bis Spätherbst. Im Winter erschwert Schnee den Zugang zum Felslabor Grimsel (Lageplan). Es liegt in den Alpen, unweit der Grimsel-Passstrasse, auf rund 1730 Meter über Meer, 450 Meter untertage im Granit beziehungsweise Granodiorit des Aarmassives, am Zugangsstollen zu den Kraftwerksanlagen Grimsel 1 und Grimsel 2 der Kraftwerke Oberhasli (KWO).

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Die Grimsel-Passstrasse liegt unter einer dicken Schneeschicht und wird vereinzelt von Tourenskifahrern genutzt. Bild: Nagra.

Kein Winterschlaf im Felslabor Grimsel

Der Forschungsbetrieb im Felslabor Grimsel nimmt auf das Wetter keine Rücksicht und läuft auch im Winter weiter. Die Experimente lassen sich nicht einfach im Herbst unterbrechen und im Frühjahr fortsetzen. Damit realitätsnahe Bedingungen aufrechterhalten und aussagekräftige Resultate erzielt werden können, müssen beispielsweise bei gewissen Experimenten pausenlos Heizelemente laufen. Diese simulieren die Abgabe der Nachzerfallswärme verbrauchter Brennelemente. Auch im Korrosionsexperiment «Material Corrosion Test» (MaCoTe) werden sie benötigt. Dort wird untersucht, wie schnell (oder eher langsam) verschiedene potentielle Behältermaterialien wie zum Beispiel Karbonstahl oder kupferbeschichteter Stahl korrodieren. Eine Versuchsreihe wird mit geheizten Proben und eine andere ohne Heizung durchgeführt. Obwohl es Experimente sind, die über eine längere Zeit laufen, muss ab und zu ein Blick darauf geworfen werden. Zudem benötigt auch die Infrastruktur des Felslabors Unterhalt.

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Hans Abplanalp (rechts) entnimmt aus der Stollenwand im Felslabor Grimsel einen Bohrkern. Bild: Comet Photoshopping, Dieter Enz

Abenteuerlicher Arbeitsweg: wenn Sturmwinde toben und Lawinen niedergehen

Für den ganzjährigen Unterhalt des Felslabors Grimsel ist aktuell eine vierköpfige Besatzung zuständig. Hans Abplanalp, der Gemeindepräsident von Guttannen, gehört auch dazu. Er ist ein alter Hase. Seit 32 Jahren kommt er zu seinem Arbeitsplatz im Felslabor – am liebsten mit seinem Rennrad von Guttannen her bis zur Gerstenegg, dem Eingang zum Zugangsstollen. Was aber, wenn Schnee liegt und die Passstrasse zu ist? «Wir dürfen im Winter die Luftseilbahn der KWO mitbenutzen», antwortet Hans Abplanalp und weist darauf hin, dass es sogar eine Stollenbahn gebe, mit der man zur Talstation Handeck gelangen könne, falls die Strasse von Guttannen her wegen Lawinengefahr gesperrt sei. «Bei Sturmwinden stellt die Luftseilbahn den Betrieb ein», gibt Abplanalp zu bedenken, «aber dank des Wetterwarndiensts der KWO können wir dann normalerweise die Fahrt früher antreten und müssen nicht ausharren.» Zu Stosszeiten, wenn die Kollegen der KWO ebenfalls unterwegs sind, könne es auch mal ganz schön eng werden, insbesondere in der Stollenbahn. Diese sei nicht so geräumig und viel mehr als ein Rucksack solle man dann nicht dabei haben.

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Im Winter ist das Felslabor Grimsel nur über die Luftseilbahn Handeck-Gerstenegg erreichbar. Ein Winterzugangsstollen zur Gerstenegg ist in Bau. Bild: Nagra

 

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Bei Lawinengefahr, wenn die Strasse von Guttannen her gesperrt ist, stellt die Stollenbahn den Zugang zur Talstation Handeck der Luftseilbahn sicher. Bild: KWO / Foto R. Bösch

 

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Von der Luftseilbahnstation Gerstenegg aus gelangt man über wenige Treppenstufen zum Zugangsstollen zu den Kraftwerksanlagen. Über diesen erreicht man auch das Felslabor. Bild: Nagra

Vom Bürostuhl aus den vollen Überblick haben

Ein Felslabor ist nicht mit einem typischen Chemie- oder Biologielabor vergleichbar. Forscher trifft man im Felslabor nur sporadisch an. «Unzählige Sensoren zeichnen alle wichtigen Parameter eines Experiments auf», erklärt Hans Abplanalp. «Die Forscher können vom Bürostuhl aus via Internet auf die Messdaten zugreifen und haben so jederzeit den vollen Überblick – selbst von Spanien aus». Es würde auch gar keinen Sinn machen, wenn die Forscher täglich neben ihrem Experiment stehen würden, denn letztere dauern Jahre oder Jahrzehnte und Änderungen verlaufen in der Regel nur sehr langsam.

Vorausschauend planen ist wichtig

Hochbetrieb herrscht im Felslabor normalerweise nur, wenn ein neues Experiment eingebaut oder ein altes wieder ausgebaut wird. Dann wimmelt es von Forschern und Technikern und es werden grössere Mengen an Materialien verschoben: Säcke voller Bentonit, riesige Metallteile, Mulden voller Ausbruchsmaterial… All das muss im Felslabor angeliefert oder abtransportiert werden.
Mit der Luftseilbahn liessen sich zwar bis zu einer gewissen Grösse und Menge auch Waren befördern, doch das sei umständlicher. «Ein Transport auf der Strasse ist viel einfacher», sagt Abplanalp. Grössere Arbeiten würden somit vorzugsweise in den Sommermonaten durchgeführt. Dies erfordere eine vorausschauende Planung der Arbeiten.

Arbeiten ohne Tageslicht

Für den Betrieb des Felslabors spielt es somit gar keine grosse Rolle, welche Jahreszeit draussen ist und ob 10 Meter Schnee liegen. Für den Mensch aber irgendwie schon. Verantwortlich ist dafür zum einen die trockenere Luft, die im Winter, im Felslabor herrscht. «Wenn Du nicht ausreichend Wasser trinkst, hast Du am Abend Kopfweh», merkt Abplanalp an. Zum anderen geht es aber auch um das Tageslicht. «Ich habe mich daran gewöhnt, dass ich tagsüber auf der Arbeit nur Kunstlicht habe», sagt er: «Doch im Winter ist es schon speziell: Im Stollen den ganzen Tag Kunstlicht und wenn du aus dem Stollen rauskommst, ist es dunkel.» Er geniesse dann an den Wochenenden umso mehr beim Tourenskifahren die Sonne.
Hat das Arbeiten im Winter sonst keine weiteren Auswirkungen auf den Körper? Hans Abplanalp lacht verschmitzt. «Normalerweise nicht.» Normalerweise? «Wir sagen den wenigen Gäste, die wir im Winter im Felslabor empfangen, dass sie wintertaugliche Kleider und Schuhe anziehen müssen», erzählt Abplanalp: «Vor vielen Jahren ist eine Frau trotzdem in High Heels aufgetaucht.» Wegen Windböen habe die Luftseilbahn dann unterwegs nicht weiterfahren können und alle Fahrgäste hätten sich abseilen müssen. «Sie musste dann halt mit den High Heels ein gutes Stück weit durch den Schnee laufen» resümierte Abplanalp. «Wir dürfen nie vergessen, dass wir in den Alpen sind und die Natur stärker als der Mensch ist!»


Von Karten und Computern

29.02.2016

Während der Feldarbeiten der Nagra und bei den anschliessenden Auswertungen und Interpretationen fallen grosse Datenmengen an. Wilfried Albert ist zusammen mit seinem Team dafür verantwortlich, diese Daten zu speichern, zu erhalten und zu verarbeiten.

Wilfried Albert sitzt an seinem Schreibtisch vor mehreren Bildschirmen und lässt seine Maus tanzen. Auf einem Bildschirm erscheinen mehrere farbige Flächen und Linien. Sie überlagern eine Karte der Nordschweiz. Ein Mausklick und die Flächen sind wieder verschwunden.

«Wir sind das geowissenschaftliche Datengedächtnis der Nagra und sorgen dafür, dass die gespeicherten Daten auch nach vielen Jahren noch nutzbar bleiben. Das heisst, dass die Entstehungsgeschichte der Daten bekannt und dauerhaft dokumentiert sein muss. Dies ist insbesondere bei Feldarbeiten wie seismischen Messungen und Bohrungen wichtig, bei denen riesige Datenmengen anfallen», erklärt Wilfried Albert. Er fügt hinzu: «Darüber hinaus unterstützen wir die anderen Bereiche bei allen Anliegen rund um geowissenschaftliche Daten.»

Wilfried Albert ist Leiter des Teams Datenmanagement, das neben ihm noch zwei Mitarbeitende umfasst. Die Verwaltung geowissenschaftlicher Daten beschäftigt das Team täglich. Es bereitet die Rohdaten auf und wertet sie anschliessend aus. Auch das Verwerten der Daten in Geoinformationssystemen gehört zum Job. Aktuell laufen die 3D-Seismik-Messungen in Jura Ost. Die Auswertung dieser vielen Daten erfolgt ausserhalb der Nagra, Wilfried Albert und sein Team übernehmen die Ergebnisse und kümmern sich später um die Darstellung und Archivierung dieser Daten.

«Die meisten Karten, die in den technischen Berichten und Fachpublikationen der Nagra veröffentlicht werden, kommen aus unserer Küche», sagt Wilfried Albert stolz und deutet auf seinen Bildschirm. Dort ist inzwischen eine Karte der Nordschweiz zu sehen, worauf die Standorte einiger im Gebiet durchgeführter Bohrungen mit Bohrlochmessungen eingezeichnet sind.

Eine mit dem Geoinformationssystem der Nagra erstellte Karte: Sie zeigt verschiedene tektonische Einheiten und Bohrungen in der Nordschweiz. Grafik: Nagra

Von Hand geklebte Karten …

«Als ich vor fast 25 Jahren anfing für die Nagra zu arbeiten, zeichneten und klebten wir die Karten und Seismik-Auswertungen noch von Hand. Heute geht alles komfortabel und schnell», erinnert sich Wilfried Albert, dank der Fortschritte in der Computertechnik. Wilfried Albert hat die immense Entwicklung hautnah miterlebt und sieht darin grosse Vorteile. Heute könne man Fragen viel schneller beantworten. Man sei viel flexibler als früher.

Den promovierten Geophysiker Wilfried Albert motiviert besonders, dass im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Politik immer wieder neue Fragen und Standpunkte auftauchen: «Die geologische Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle ist ein hochinteressantes Umweltschutzprojekt und ich freue mich, meinen Teil dazu beitragen zu können.»


Switzerland is not the only country going underground for science

29.02.2016

Research and development forms a major part of our activities. We cover areas from nuclear engineering, materials sciences and construction technology to many geological topics such as groundwater flow. Long-term evolution such as climate change and glaciation also forms part of our studies. It could hardly be more diverse. Needless to say we are not doing this on our own. In each scientific field, we seek the best people to talk to and to collaborate with to make sure we are at the forefront of developments, applying recent findings and including new results in our thinking and planning. After all, we want to be convinced that the solutions we develop for disposing of radioactive waste are safe and make sense to all those involved in this huge challenge.

Working together

This has to be an international endeavour. With Europe currently taking the lead worldwide in repository implementation and Finland starting construction of its spent fuel repository soon, all of Nagra’s scientific staff have their peer groups of in neighbouring countries, regularly meeting up and discussing the latest developments. But this is not restricted to talking. Because a lot of the developments we carry out are first of a kind, on a large scale and involve very long time frames, we team up with our sister organisations – almost every country with a nuclear programme has a Nagra equivalent – and research institutes to conduct experiments together or to develop common numerical approaches. These joint projects are like micro-multinational environments of focused science and working together intensively often leads to long-term international friendships.

Going underground

High-tech laboratories such as the Paul Scherrer Institute are one place where it all comes together. There we can conduct fully controlled experiments with radionuclides and go all the way to integrating the latest developments in molecular modelling in order to understand their behaviour in a repository system in detail. A bit dirtier and dustier are our underground research laboratories such as the Mont Terri Rock Laboratory in the Opalinus Clay or the Grimsel Test Site high in the Swiss Alps. These are reserved for larger scale experiments which can go as far as constructing similar components to those we would like to include in an actual repository in about a generation from now. In these experiments, which can run for decades, trucks, cranes and other large equipment, often specially developed for the purpose, can be used to construct engineered barriers. In the last year, we have dismantled a full-scale experiment on engineered barrier emplacement (FEBEX-DP), which took over 6 months. Taking the experiment set-up apart after 18 years of monitoring and investigating how the properties of the materials have changed over time is almost more valuable for us than constructing the experiment in the first place.

In this respect also, Switzerland is not the only country going underground for science. Sometimes we participate in experiments in underground laboratories in Sweden, France or Belgium when we think this will help in solving some of our issues or further increasing our understanding of natural processes. The international aspects of the work bring extra motivation to reach to our objective, namely building safe repositories as soon as the time is right, although we fully realise that the actual construction of these facilities will be a matter for the next generation.

Ausbau FEBEX-Projekt
Together with its international partners, Nagra has been carrying out research into radioactive waste disposal at the Grimsel Test Site for more than 30 years. The FEBEX («Full-scale Engineered Barriers Experiment») is an example of such an experiment. More than 1300 samples were collected during the second excavation of the experiment alone and these are now being analyzed in more than 18 laboratories worldwide. Foto: Comet Photoshopping, Dieter Enz

 



Eine virtuelle Reise zum Tiefenlager erleben

29.02.2016

«Mit der ‚Zeitreise zum Tiefenlager‘ schauen wir in die nahe Zukunft – und am Schluss sogar in vier mögliche Zukunftsszenarien in 60‘000 Jahren», sagt Armin Murer, Leiter Öffentlichkeitsarbeiten bei der Nagra. Dies geschieht mit einem exklusiven Erlebnis: Mittels einer 3D-Simulation und mit Hilfe von Oculus-Brillen können die Messebesucher eine Anlage zur Entsorgung der radioaktiven Abfälle bereits heute realistisch erleben. Die Zeitreisenden sitzen auf Stühlen, welche vibrieren und mittels Luftstösse das visuelle und akustische Erlebnis verstärken – quasi ein 4D-Erlebnis.

Die ganze Ausstellung ist in drei Hauptelemente gegliedert: Neben dem Erlebnisteil mit einer Zeitreise in ein künftiges geologisches Tiefenlager gibt es einen Informationsteil mit interessanten Exponaten und einen Dialogteil für Diskussionen und den Austausch mit der Bevölkerung. 2016 plant die Nagra, die Ausstellung an über 10 Gewerbemessen in der Deutschschweiz zu zeigen.

Premiere der «Zeitreise» bereits im Herbst 2015

Vom 21. – 25. Oktober 2015 war die neue Ausstellung erstmals an der Herbstmesse in Schaffhausen zu sehen und am 25. – 29. November gastierte sie an der Winterthurer Messe. Viele Messebesucher liessen sich auf die 10 Minuten dauernde Zeitreise in die Zukunft ein. Für die meisten war es das erste Mal, dass sie eine Oculus-Brille trugen und eine komplett dreidimensionale und virtuelle Realität erlebten.

Virtuelle Welten sind im Kommen

(Interview mit Jordi Bellprat, Bellprat Associates)

Jordi Bellprat
Jordi Bellprat

Jordi Bellprat war an der Planung der neuen Ausstellung beteiligt und leitete deren Bau. Er war auch federführend an der Nagra-Ausstellung «TIME RIDE», welche in den letzten vier Jahren an vielen Messen in der Deutschschweiz zu sehen war.

Jordi Bellprat, schmerzt der Abschied vom TIME RIDE?

Ja, ich bin schon ein wenig nostalgisch gestimmt. Denn der TIME RIDE war eine sehr erfolgreiche und auch imposante Erlebnisausstellung. Nachdem wir neben vielen anderen Ausstellungsorten zweimal für mehrere Wochen im Verkehrshaus Luzern zu Gast waren, ist es schon ein wenig komisch, dass es den TIME RIDE so nicht mehr geben wird. Im TIME RIDE steckt viel Herzblut von mir, von uns allen, die daran beteiligt waren.

Und wie steht es mit der neuen Nagra-Ausstellung?

Die ist ebenfalls eindrücklich und cool. Sie richtet sich auch auf ein Erlebnis aus, allerdings einer ganz anderen Art. Hier geht man in die Zukunft, ist voll versunken in einer virtuellen, 3- oder sogar 4D-Welt und besucht ein künftiges Tiefenlager. Mit den Occulus-Brillen ist die Nagra mit dieser neuen Ausstellung technologisch vorne mit dabei. Virtuelle Welten sind im Kommen.

Eine Reise in die Zukunft ist sicher nicht so leicht in einer Ausstellung umzusetzen …

Ja. Das war schwierig, aber spannend zugleich. Da ist einerseits die 10 Minuten dauernde Reise, welche die nahe und auch ferne Zukunft abbildet. Neben der rein technischen Umsetzung galt es Fragen wie: «Wie sieht ein Dorf im schweizerischen Mittelland in 70 Jahren wohl etwa aus?» oder «Gibt es noch Menschen in 60‘000 Jahren?» abzuwägen. Die Zukunftsszenarien mussten wir dann bildhaft darstellen. Das war nicht leicht. Aber es hat riesen Spass gemacht. Auf der anderen Seite waren das neue Design der Ausstellung und die grossen Exponate thematisch und optisch-funktional umzusetzen.

Was denkst du, was bleibt den Besuchern im Gedächtnis?

Viele Bilder! Wir hoffen, sie erhalten Antworten und vielleicht gibt es auch neue Fragen. (lacht). Und die Tatsache, dass diese neue Technologie, die unseren Alltag immer mehr erobern wird, nun auch bei einem selbst angekommen ist.

Time Ride Züricher Hauptbahnhof
Die Nagra-Erlebnisausstellung TIME RIDE war während der letzten vier Jahren an 17 Orten der Deutschschweiz im Einsatz. 183‘000 Personen unternahmen die Liftfahrt in die Tiefe und in die Vergangenheit, bis in eine Zeit vor rund 175 Millionen Jahren. Foto: Comet Photoshopping, Dieter Enz

 

Zeitreise zum Tiefenlager
Die neue Erlebnisausstellung der Nagra «Zeitreise zum Tiefenlager» geht auch 2016 auf Tour. Die erste Ausstellung findet an der Thurgauer Frühjahrsmesse 17. – 20. März statt. Foto: André Urech

 

 


Seismische Messungen in Zürich Nordost abgeschlossen

25.02.2016

Heute um 12:30 wurde die aktuelle Seismik-Messkampagne in Dachsen beendet.

Die letzte Messung an einem von insgesamt fast 25 000 Anregungspunkten verlief dann völlig unspektakulär. Auf einer schmalen Strasse in einem Wohngebiet senkten die Fahrer der Vibrationsfahrzeuge die Platte auf den Asphalt und vibrierten zweimal 18 Sekunden lang.

Projektleiter Marian Hertrich freut sich, dass alles gut geklappt hat. «Ein bisschen wehmütig bin ich schon», ergänzt er. «Es war eine spannende Zeit im Feld. Jetzt heisst es, Daten auswerten und natürlich Berichte schreiben.»

Im Messgebiet Zürich Nordost wird in den nächsten Tagen natürlich noch gründlich aufgeräumt.

P.S. Am Samstag, den 27. Februar ist der Infocontainer der Nagra für Fragen zu den seismischen Messungen für alle ein letztes Mal geöffnet.

Der letzte Anregungspunkt der Kampagne 2015/16. (Foto: Nagra)
Der letzte Anregungspunkt der Kampagne 2015/16. Foto: Nagra

Die seismischen Messungen gehen bald zu Ende

24.02.2016

Hier noch ein paar letzte Impressionen von der aktuellen Kampagne aus Neuhausen am Rheinfall.