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In der Schaltzentrale der seismischen Messungen

27.11.2015

Im Messwagen laufen die Fäden für die Arbeiten draussen im Feld zusammen. Alle laufenden Einsätze der Vibrationsfahrzeuge werden von dort koordiniert und gesteuert.

Der Winter hat am Bözberg Einzug gehalten. Die Messungen werden aber auch im Winter fortgeführt. (Foto: Nagra)
Der Winter hat am Bözberg Einzug gehalten. Die Messungen werden aber auch im Winter fortgeführt. (Foto: Nagra)
Die Geofone senden die empfangenen seismischen Signale an den Messwagen. Dort werden die Daten gespeichert, um später von Spezialisten bearbeitet und ausgewertet zu werden. (Foto: Nagra)
Die Geofone senden die empfangenen seismischen Signale an den Messwagen. Dort werden die Daten gespeichert, um später von Spezialisten bearbeitet und ausgewertet zu werden. (Foto: Nagra)
Das Team im Messwagen ist unter anderem für die Qualitäts- und Funktionskontrolle der Geofone im Feld verantwortlich. Ausserdem überwacht es die Position der Vibrationsfahrzeuge in Echtzeit und koordiniert die durchgeführten Messungen. (Foto: Nagra)
Das Team im Messwagen ist unter anderem für die Qualitäts- und Funktionskontrolle der Geofone im Feld verantwortlich. Ausserdem überwacht es die Position der Vibrationsfahrzeuge in Echtzeit und koordiniert die durchgeführten Messungen. (Foto: Nagra)

 

 

 

 


3D-Seismik in Zürich Nordost: Direkt betroffene Grundeigentümer und Pächter werden vorinformiert.

24.11.2015

Die Nagra führt 3D-Seismik-Messungen als Teil der sicherheitstechnischen Abklärungen im Sachplanverfahren geologische Tiefenlager durch. Ab Februar 2016 wird im Standortgebiet Zürich Nordost gemessen.

Im Rahmen der Vorbereitungsarbeiten werden alle direkt betroffenen Grundeigentümer sowie Pächter persönlich und ausführlich über die Messungen vorinformiert. Dies erfolgt durch ein sechsköpfiges Team der Nagra, das ab heute in Zürich Nordost unterwegs ist. Mehr dazu erfahren Sie in der Medienmitteilung.

Michael Sonderegger (oben links), der Verantwortliche für die Gratis-Hotline 0800 437 333, zusammen mit dem sechsköpfigen Team, das die Grundeigentümer und Pächter vorinformiert.
Michael Sonderegger (oben links), der Verantwortliche für die Gratis-Hotline 0800 437 333, zusammen mit dem sechsköpfigen Team, das die Grundeigentümer und Pächter vorinformiert.

Das Wallis auf den sieben Hengsten?

24.11.2015

Auf den sieben Hengsten in den Emmentaler Alpen liegen Gesteinsarten, wie sie im Wallis vorkommen.

Die sieben Hengste in den Emmentaler Alpen © Wikimedia Commons: Caumasee     Emmentaler Alpen © Creative Commons

v.l.n.r.: Die sieben Hengste in den Emmentaler Alpen, Blick von Westen © Wikimedia Commons: Caumasee; Emmentaler Alpen © Creative Commons

Die Gesteine des Helvetikums, ein grosses Deckensystem der Alpen, entstanden in einem flachen Meer, dem europäischen Schelfmeer. Es sind überwiegend Kalke, wozu auch die Gesteine der sieben Hengste gehören. Die Gesteine des Penninikums im Wallis gehören zu einem weiteren grossen Deckensystem, sie entstammten dem südlich angrenzenden Thethysmeer. Es sind GabbrosQuarziteGlaukophan-SchieferJadeite und Metaperidotite, Gesteine, die durch Metamorphose aus den basischultrabasischen Ozeanböden mit ihren Sedimenten entstanden sind. Während der alpinen Gebirgsbildung wurden diese Ablagerungsräume zusammengestaucht und als Decken nach Norden geschoben.

Wie kommt es nun, dass Steine aus dem Wallis ins Berner Oberland gelangten?

Zur Zeit der grossen Vergletscherungen lagen die Talböden viel höher als heute, und damit waren die Pässe vergleichsweise niedrig. So konnte Rhone-Eis über die Grimsel ins Berner Oberland überfliessen oder über den Simplon nach Italien. Da die sieben Hengste ein Karstgebiet sind, verläuft die Entwässerung unterirdisch; in ihre Höhlensysteme wurden glaziale Sedimente mit Kristallin eingespült, deshalb liegen hier Gesteine aus dem Wallis!


Wo wird momentan vermessen und gemessen?

20.11.2015

In unserem letzten Beitrag hat Projektleiter Marian Hertrich die Arbeiten für die seismischen Messungen im Standortgebiet Jura Ost erläutert. Die im Video gezeigte Karte haben wir mit dem aktuellem Datenstand unten nochmals abgebildet. Die Arbeiten – die Vermessung der Geofon- und Anregungspunkte und die eigentlichen Messungen – sind seit letztem Freitag natürlich weiter vorangeschritten. Dies ist im Vergleich zwischen Bild und Video leicht zu erkennen.

Stand der seismischen Messungen. Bild: Nagra
Stand der seismischen Messungen. Bild: Nagra

 


Die Inseln der Glückseligen

17.11.2015

Die „Inseln der Glückseligen“ (griechisch Elysion) sind in der griechischen Mythologie Orte im äussersten Westen des damaligen Erdkreises, an die ausgewählte Helden entrückt wurden, um als Unsterbliche ein glückliches Leben zu führen.

Makaronesien©CreativeCommons  Makaronesien umfasst fünf Inselgruppen als Unterregionen, v.N.n.S.:

  • Azoren (Portugal)
  • Madeira (Portugal)
  • Ilhas Selvagens (Portugal)
  • Kanarische Inseln (Spanien)
  • Kapverdische Inseln (seit 1975 unabhängig von Portugal)

 

Diese im östlichen Zentralatlantik liegenden Inselgruppen sind vulkanischen Ursprungs. Obwohl riesige Entfernungen zwischen den Inselgruppen herrschen, sind sie hinsichtlich der geologischen Entstehung aber auch der Tier- und Pflanzenwelt verwandt.

Hotspot-Vulkanismus

Die Inselgruppen sind über sogenannten Hotspots (heissen Zonen) entstanden, auf vulkanisch aktiven Zentren, die nicht durch plattentektonische Aktivitäten, wie zum Beispiel dem ozeanischen Rücken im Atlantik, verursacht werden.

Ein Hotspot ist eine Zone, in der heisses Mantelmaterial aus tieferen Schichten (wahrscheinlich aus der Kern-Mantel-Grenze) emporsteigt. Diese Zonen werden auch Manteldiapire genannt. Der erhöhte Temperaturfluss erzeugt Aufschmelzung des Gesteins in der Asthenosphäre. Weil diese Schmelzen geringere Dichte aufweisen, können sie an die Oberfläche gelangen. Dieser Hotspot-Vulkanismus kann man vom Vulkanismus der ozeanischen Rücken gut unterscheiden; beide fördern Basalte jedoch von unterschiedlichem Chemismus.

Aus der scheinbaren Wanderung eines Hotspots und dem Alter der Basalte aus solchermassen entstandenen Vulkanen, lassen sich Richtung und Geschwindigkeit der Bewegung der Lithosphärenplatte rekonstruieren. Diese relative Bewegung bedingt das unterschiedliche Alter der Vulkane einer Inselgruppe.

Entstehung von Hotspots, © CreativeCommons

Ein Lithosphärenpaket bewegt sich über die Asthenosphäre, wobei im Verlauf der Zeit über dem Hotspot Vulkane an der Oberfläche ausbrechen, © CreativeCommons.

Bekannte Beispiele für Hotspot-Vulkanismus sind die Hawaii-Inseln, die Eifel in Deutschland, die Galápagos-Inseln und der Yellowstone-Nationalpark in Wyoming.


Aktuelle Informationen zu den Messungen

16.11.2015

Marian Hertrich, Projektleiter 3D-Seismik der Nagra, informiert über den aktuellen Stand der Messungen in Jura Ost. Momentan wird im Raum Brugg-Umiken gemessen.


«Die Nagra schaut, ob man gewisse Orte für Tiefenlager für Atomabfälle brauchen kann»

13.11.2015

12 Mädchen und Buben nahmen gestern am Zukunftstag bei der Nagra teil und besichtigten die seismischen Messungen.

Lesen Sie mehr im Bericht unter: «Wir haben gesehen, wie Geologen arbeiten»

Übrigens: Die seismischen Messungen können auf Voranmeldung auch von Schulklassen besucht werden.
Melden Sie sich bei Jutta Lang, Tel.: 056 437 12 39, E-Mail: jutta.lang@nagra.ch.

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Marian Hertrich, Projektleiter 3D-Seismik, zeigt, wie die Geofone in den Boden gesteckt werden. (Foto: Nagra)

Vermessen im Feld: Mehr als nur einen Holzpflock einschlagen

10.11.2015

Ohne Plan hätten alle «keinen Plan»

Vermesser im Feld
Zufriedene Gesichter nach getaner Arbeit. V.l.n.r.: Stefan Policke (Sicherheitsbeauftragter und Qualitätskontrolle), Sven Matthiessen (Helfer) und Svend Kaiser (Vermesser, ausgebildeter Vermessungsingenieur). (Foto: Nagra)

Die seismischen Messungen wurden monatelang geplant. Die Orte, an denen mit Vibrationsfahrzeugen oder mit Schussseismik Schwingungen erzeugt werden sollen (Anregungspunkte), wurden vorgängig festgelegt und in eine Karte eingetragen. Eingetragen wurden auch die Geofonpunkte; dies sind die Orte, an denen Geofone platziert werden sollen. Ob alle Punkte dann auch wirklich geeignet sind, lässt sich erst im Feld ermitteln. Dies ist die Aufgabe der Vermesser.

Position bestimmen und Holzpflock reinschlagen

Das wichtigste Arbeitsinstrument eines Vermessers ist der Profi-GPS-Empfänger, der die Satelliten-Signale auffängt. Damit werden Koordinaten und Höhenlage jedes einzelnen Anregungs- und Geofonpunkts bestimmt und abgespeichert. Zur Markierung des Punkts dient dann ein beschrifteter Holzpflock. Der Helfer, der hinter dem Vermesser herläuft, schnappt sich einen umgehängten Holzpflock und bindet einen blauen (für Geofonpunkte) oder roten (für Anregungspunkte) Bändel um. Dann schlägt er den Pflock mit dem Hammer in die Erde. Fertig. Ist doch alles ganz einfach, könnte man denken …

Vermesser und Helfer bei der Arbeit
Vermesser (vorne) und Helfer (hinten) bei der Arbeit. (Foto: Nagra)

Mit einem geschulten Auge

Auf der Karte des Vermessers sind die vorgesehenen Orte für die Holzpflöcke und weitere wichtige Informationen eingezeichnet. Zu Pferdestallungen und empfindlichen Gebäuden müssen die Vibrationsfahrzeuge beispielsweise einen vordefinierten Sicherheitsabstand einhalten. Auch auf Leitungen unter der Strasse muss Rücksicht genommen werden. Der Vermesser muss all das im Kopf haben und braucht ein geschultes Auge. Nur dann kann er den perfekten Ort für einen Anregungspunkt finden, der nahe an der Vorgabe liegt – dies ist die Königsdisziplin der Vermessung. Viel einfacher ist die Festlegung eines Geofonpunktes. Der Vermesser muss hier vor allem Acht geben, dass er die Arbeit der Bauern möglichst nicht stört. Sonst kann er die Pflöcke schnurgerade aneinanderreihen.

Für die Statistiker

Ein Vermesser-Team besteht aus dem Vermesser und ein oder zwei Helfern. In ebenem Gelände kann ein Team pro Tag rund 120 bis 150 Holzpflöcke setzen. In steilerem und damit anspruchsvollerem Gelände fällt diese Zahl auf 70 bis 80 Holzpflöcke. Pro Tag läuft jeder knapp 5 Kilometer, von 9 bis 16 Uhr. Dies von Montag bis Samstag, rund drei Monate lang. Markiert werden rund 20’000 Anregungspunkte und rund 26‘000 Geofonpunkte. An einem Geofonpunkt wird jeweils eine Gruppe zu 12 Geofonen ausgelegt.


Sind sie spröde oder plastisch?

10.11.2015

Nicht Sie liebe Leser sind angesprochen, vielmehr stellt sich diese Frage bei Verformungsvorgängen in der Geologie. Dieses Gebiet der Geologie nennt sich Strukturgeologie. Hier ist Geometrie und Physik gefragt und hier geht es immer um Deformation bzw. Verformung. Es werden Falten, Brüche und das Gefüge von Mineralen im Gestein untersucht. Diese geben Aufschluss über die Entstehung der Erdkruste und des oberen Erdmantels und das Kräftefeld, das während der Entstehung des Gesteins herrschte. Ziel ist die Rekonstruktion der Kinematik, also der Bewegung und der Dynamik, dem Wirken der Kräfte.

Es gibt grundsätzlich zwei Arten der Verformung, die Spröde und die Plastische.

Bei der bruchhaften Verformung verhalten sich die Gesteine spröde und zerbrechen. Es kommt zu Bruchbildung. Diese Art kommt im ausgekühlten, oberen Teil der Erdkruste vor.

Schokoladentafelstruktur © JPB tektonische Kluefte  San-Andreas Verwerfung © Wikipedia steilgestellte Schichten ©Wikimedia

v.l.n.r.: spröde Verformung: «Schokoladentafel»-Struktur ©JPBurg; tektonische Klüfte; San-Adreas Verwerfung; steilgestellte Schichten ©WikimediaCommons

Bei der duktilen Verformung verhalten sich die Gesteine plastisch und verformen sich ohne zu zerbrechen. Man nennt es auch Fliessen im festen Zustand. Diese Art wirkt in der warmen, unteren Erdkruste.

abtauchende Falte kilometerlange Falten in Sedimentschichten Liegende Falten Albulastrasse Meterlange Falten in metamorphem Gestein Ferdenrothorn Wallis

v.l.n.r.: plastische Verformungen: abtauchende Falte, kilometerlange Falten in Sedimentschichten; liegende Falten an der Albula-Strasse; Meterlange Falten; verfaltetes Ferdenrothorn im Wallis. © WikimediaCommons

Auch die Geschwindigkeit der Deformation beeinflusst die Art der Verformung. Eine schnelle Deformation bewirkt eine spröde Verformung, es kommt zu Bruchbildung, z.B. Crushen von Eis. Bei langsamer Deformation kommt es zu duktiler Verformung, z.B.  das „Fliessen“ von Gletschern.

Gletscherspalten ©M.Hambrey  Bering Gletscher © J.Alean-M.Hambrey Verfaltung im Gletscher ©M.Hambrey

v.l.n.r.: Gletscherspalten treten in Zonen mit beschleunigter Bewegung gehäuft auf. Saleina Gletscher, Wallis; der riesige Bering Gletscher zeigt geschwungene Mittelmoränen; Innerhalb des Gletschers verformt sich das Eis plastisch. Bestehende Schichten können gefaltet werden. Griesgletscher in den Schweizer Alpen. Alle Fotos © Prof. Michael Hambrey / www.swisseduc.ch

Grundsätzlich geht es in der Strukturgeologie stets um Kräfte, die Spannungen erzeugen und in einer Verformung (spröde oder plastisch) enden! Dies wurde schon früh erkannt. Erste strukturgeologische Versuche wurden denn in Schottland schon im ausgehenden 19. Jahrhundert durchgeführt, wie wir unten sehen.

Kraft - Spannung - Verformung ©Wikimedia