logo
nagra-blog

Jeder Grundeigentümer wird persönlich kontaktiert

03.09.2015

Letzte Woche hat das Departement Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) des Kantons Aargau die Bewilligung für die Durchführung der 3D-seismischen Untersuchungen in der Region Jura Ost erteilt. Mit der Bewilligung kann die Nagra jetzt mit den Vorarbeiten für die Messkampagne beginnen. Seit Anfang dieser Woche ist ein sechsköpfiges Team im Gebiet rund um den Bözberg unterwegs, um die betroffenen Grundeigentümer und Pächter persönlich zu informieren.

Der Nagra-Geologe Hanspeter Weber leitet das Team, das von Tür zu Tür geht. Quelle: Maria Schmid
Der Nagra-Geologe Hanspeter Weber leitet das Team, das von Tür zu Tür geht. Quelle: Maria Schmid

Hanspeter Weber, Ende September geht es mit den 3D-seismischen Untersuchungen im Gebiet «Jura Ost» rund um den Bözberg los. Seit letztem Montag sind Nagra-Leute in der Region unterwegs. Was für eine Aufgabe haben diese?

Bevor im Feld gemessen wird, informiert die Nagra alle betroffenen Grundeigentümer und Pächter in einem persönlichen Gespräch über die bevorstehenden Messungen.

Worum geht es in diesen Gesprächen?

Für die seismischen Messungen werden Messinstrumente auf Feldern und in Waldgebieten platziert. Deshalb benachrichtigen wir die betroffenen Grundeigentümer und besprechen die Arbeiten, die wir auf einem Grundstück machen möchten. Wir fragen auch nach den Besonderheiten des Grundstücks: Wenn es zum Beispiel einen Hühnerstall, freilaufende Pferde oder eine selbst betonierte Güllegrube gibt, dann berücksichtigen wir dies während den Messungen. Im Gespräch mit den betroffenen Pächtern planen wir dann die Arbeiten und das Platzieren der Messinstrumente so, dass wir am wenigsten stören. Zum Beispiel sollen Bauern möglich ungehindert ihre Felder bestellen können. Wir geben den Grundeigentümern und Pächtern zudem ein Faltblatt ab, in dem die 3D-Seismik-Messungen näher beschrieben sind (Zürich Nordost, Jura Ost).

Was sind das für Messinstrumente, von denen du sprichst?

Diese Messinstrumente heissen Geofone und sind sozusagen die Mikrofone der Geologen. Seismik-Messungen funktionieren ähnlich wie beim Echolot auf Schiffen: An der Oberfläche erzeugen Vibrationsfahrzeuge schwache Schwingungen, die im tiefen Untergrund an den Gesteinsschichten zurückgeworfen und an der Erdoberfläche mit empfindlichen Geofonen empfangen werden. Um ein dreidimensionales, flächenhaftes Abbild des Untergrundes zu erhalten, bleiben die Geofone bis zu drei Wochen an einem Ort liegen.

Wie viele Leute sind unterwegs und führen Gespräche?

Wir sind ein Team von sechs Ansprechpersonen, eine Frau und fünf Männer, die von Tür zu Tür unterwegs sind. Ich leite dieses Team. Die Ansprechpersonen sind mehrheitlich aktive oder pensionierte Nagra-Mitarbeitende, die einen Bezug zur Region haben und sich um die Anliegen der Grundeigentümer und Pächter kümmern. Wir können zudem auf die Unterstützung erfahrener Fachkräften zählen, die schon bei zahlreichen Seismik-Kampagnen – auch in der Schweiz – dabei waren.

Kannst du mir sagen, wie viele Gespräche ihr insgesamt führen werdet?

Es sind rund 1200 Gespräche geplant. Wir gehen einen Monat lang von Montag bis Samstag von Tür zu Tür. Das Team ist seit Anfang Woche zuerst im Raum Villigen/Mandach und von dort dann im ganzen Gebiet rund um den Bözberg Richtung Südwesten unterwegs.

Du stehst auch mit den betroffenen Gemeinden in Kontakt. Worum geht es dabei?

Wir haben die 27 Gemeinden im Gebiet Jura Ost ausführlich zu den Arbeiten vorinformiert und sie konnten danach auch ihre Anliegen an die Nagra einbringen. Im letzten Schritt habe ich die Gemeinden nun um das sogenannte Leitungskataster angefragt. Das ist der Plan, in dem die Ver- und Entsorgungsleitungen der Gemeinden eingezeichnet sind. Damit wir die Messungen planen können, müssen wir wissen, welche Leitungen unter einer Strasse liegen, auf der die Vibrationsfahrzeuge arbeiten.

Was ist dir besonders wichtig bei deiner Arbeit?

Wir versuchen alle Anliegen der betroffenen Leute bereits vor und dann auch während den Messungen zu berücksichtigen. Nach Abschluss der Messungen und erfolgten Aufräumarbeiten gehen wir dann nochmals zu allen Grundeigentümern und Pächtern. Wir möchten uns vergewissern, dass alles in Ordnung zurückgelassen und sauber aufgeräumt wurde.

Das Team wird von Michael Sonderegger (3 v.l.) als Gesamtkoordinator unterstützt. Von links nach rechts: Hanspeter Weber, Kurt Jäggi, Michael Sonderegger, Petra Blaser, Walter Gassler, Bernhard Schwyn und Peter Steffen. Quelle: Maria Schmid
Das Team wird von Michael Sonderegger (3 v.l.) als Gesamtkoordinator unterstützt. Von links nach rechts: Hanspeter Weber, Kurt Jäggi, Michael Sonderegger, Petra Blaser, Walter Gassler, Bernhard Schwyn und Peter Steffen. Quelle: Maria Schmid

 

 


Tomatensauce und Lavabrei

01.09.2015

Die Lehre von den Vulkanen ist ein Thema, das viele naturwissenschaftliche Disziplinen vereinigt. Seit dem heissen Wochenende, das mit Einmachen von frischen Tomaten und dem Erlebnis der Eigenschaften von Tomatensauce draufging, sind mir gewisse vulkanologische Aspekte hautnah klar geworden.

Tomaten Caspacho Gärend, spritzend, schaumbildend – das sind Adjektive, die den kochenden Geologen zwangsläufig zur Vulkanologie führen.

Vulkane sind Öffnungen in der Erdkruste, aus denen glutflüssiges Gestein aus dem Inneren der Erde entweicht. Solange sich diese Gesteinsschmelze im Erdinneren befindet wird es Magma genannt. Kommt es an die Erdoberfläche, nennt man es Lava. Die Vulkane selbst brechen auf unterschiedliche Weise aus und nehmen sehr verschiedene Formen an. Die Art und Stärke eines Vulkanausbruchs stehen in direktem Zusammenhang mit dem Entstehungsort und der Lavaart. Grundsätzlich unterscheidet man explosiven und effusiven Vulkanismus. Der effusive Vulkanismus zeichnet sich durch rotglühende Lavafontänen und Lavaströme aus, bei der die Lava ruhig ausfliesst. Vulkane dieser Art haben eine geringe Hangneigung, oder bestehen auch nur aus einer Förderspalte. Explosiv fördernde Vulkane produzieren häufig graue, hoch in den Himmel aufsteigende Eruptionswolken. Die Lava dieser Vulkane ist gasreicher, zähflüssiger (viskos) und kühler als die des „roten Vulkanismus“ und besitzt ein hohes, zerstörerisches Potential. Die klassische Vulkanart dieser Gattung ist der Strato- oder Schichtvulkan. Er bildet schöne, symmetrische Kegel, die mehrere 1000 Meter hoch werden können. Man unterscheidet grob 6 Vulkantypen. Schematisch abgebildet ist auch der Vulkanexplosivitätsindex, VEI. Es gibt 9 Stufen (0-8), wobei die Erhöhung um eine Stufe einer Verzehnfachung der Explosivität entspricht. Ein VEI von 0 entspricht der effusiven Tätigkeit. Dieser Index ist direkt vom Chemismus des Magmas und des Ortes abhängig.

Vulkantypen ©eskp.de unter cc-byVEI Index © eskp.de unter cc-by Vulkanauswirkgung

Links: Schematische Zeichnung der sechs Hauptvulkantypen; ©eskp.de unter cc-by. Mitte: VEI, Vulkanexplosivitätsindex ©C. Bonanati/GEOMAR, verändert nach Walker, 1973. Rechts: Übersicht über die Eruptionsprodukte bei Vulkanausbrüchen ©eskp.de unter cc-by

Auswirkungen von Vulkanausbrüchen auf das Klima

Interessant zu wissen ist zudem, was bei einem Vulkanausbruch in die Erdatmosphäre abgegeben wird.  Vulkanische Aschen und Gase verteilen sich in den höheren Atmosphärenschichten. Die feinen Partikel vermindern die Sonneneinstrahlung und sogenannte Aerosole sind in der Lage UV-Strahlung zu reflektieren, als Folge sinken die Temperaturen. Bei einem Ausbruch wird Kohlendioxid gefördert, ein Treibhausgas mit gegenteiligem Effekt.
Vulkanausbrüche dürfen nicht als singuläres Ereignis gewertet werden. Ein gutes Beispiel ist das Jahr ohne Sommer, 1816. Schuld daran soll der Ausbruch des Tambora gehabt haben, der ein Jahr zuvor ausbrach mit einem VEI von 7. Forscher haben festgestellt, dass Staubteilchen, die nach einem Vulkanausbruch in die Atmosphäre gelangen, die Streuung des Sonnenlichts beeinflussen mit positivem Effekt auf die Photosynthese. Es ist also wichtig, die Vulkanforschung in einen grossen Zusammenhang zu stellen. Wirklich weit ist man in dieser Hinsicht noch nicht!