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  | 21.07.2015

«Ich freue mich, dass wir bald im Feld loslegen können»

Marian Hertrich stiess im Oktober 2011 zur Nagra. Seit der 2D-Seismik-Kampagne 2011/2012 arbeitet er als Projektleiter Geophysik. Wir haben Marian Hertrich zu den Vorbereitungen für die bevorstehenden 3D-Seismik-Messungen befragt.

Bald geht es los. Freust du dich?

Ich freue mich sehr, dass wird bald im Feld loslegen können. Die Planung für die 3D-Seismik-Kampagne lief vier Jahre. Zuerst kümmerten wir uns um die technischen Aspekte der Messungen wie zum Beispiel: Wie viele Geofone in welchen Abständen braucht es? Nach Klärung aller Detailfragen nahmen wir dann mit den zuständigen Kantonsbehörden der beiden Standortgebiete Kontakt auf. Im Aargau beispielsweise gibt es das Gesetz über die Nutzung des tiefen Untergrunds und die Gewinnung von Bodenschätzen, das GNB. Gemäss diesem mussten wir für unsere geplanten Seismik-Messungen ein Gesuch einreichen. Wir warten nun auf die Rückmeldung.

Du und dein Team, Ihr seid nicht alleine unterwegs, sondern habt einen kompetenten Partner an eurer Seite…

Da es keinen Schweizer Anbieter gibt, führt die deutsche Firma DMT die Messungen für uns durch. Diese Firma hat für uns bereits bei der 2D-Seismik-Kampagne 2011/12 gemessen. Sie kennt sich gut mit den Schweizer Verhältnissen aus, auch von Einsätzen in der Innerschweiz und in St. Gallen her.

Du hast mit dieser Seismikkampagne eine ziemlich verantwortungsvolle Aufgabe…

Ja, sicher die Verantwortung bei so einem Projekt ist gross, aber ich bin Teil eines Teams und trage die Verantwortung daher nicht alleine. Ich bin dafür zuständig, dass die Messungen technisch korrekt ablaufen. Für die Information unserer Anspruchsgruppen beispielsweise trägt ein anderer Kollege zusammen mit seinem Team die Verantwortung. Um zu erfahren, was die Leute draussen beschäftigt, schaue ich, dass ich – wann immer möglich – bei den Informationsgesprächen dabei sein kann.

Apropos Information: Wie geht ihr da vor?

Die Fläche für die 3D-seismischen Messungen ist gross und dementsprechend müssen viele Leute informiert werden: vom Förster über den Jäger bis hin zu den Grundeigentümern und Waldbesitzern. Mir ist wichtig, dass wir die Messungen zur Zufriedenheit aller Beteiligten durchführen können. Ab und zu spüren wir bei Gesprächspartnern zuerst eine gewisse Zurückhaltung. Diese weicht aber meistens schnell, weil die Leute an unserer Arbeit interessiert sind. Ich denke, wenn dann der Messtrupp mit den imposanten Vibrationsfahrzeugen unterwegs ist, werden viele fasziniert sein.

Wen informiert ihr sonst noch und wie geht es weiter?

Wir informieren umfassend über unsere Arbeiten: die Gemeinden und Kantone mit ihren zuständigen Fachbehörden, die Regionalkonferenzen und das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat als Aufsichtsbehörde. Eine breit gefächerte Information ist uns wichtig. Kürzlich hatten wir unter anderem auch die Gelegenheit die beiden Bauernverbände Aargau und Zürich über unsere geplanten Arbeiten zu informieren.

Im Kanton Aargau haben wir – wie erwähnt – ein Gesuch für die Durchführung der Seismik-Messungen beantragen müssen. Die Gemeinden, auf deren Gebiet die Messungen stattfinden, wurden vom Kanton bereits informiert und geben bei Bedarf eine Rückmeldung. Erst danach folgen der Entscheid des Kantons und dann voraussichtlich die formelle Genehmigung unseres Gesuchs. Dies ist für uns dann der Startschuss: Voraussichtlich ab September können wir mit den Vorbereitungsarbeiten im Feld beginnen. Wenige Wochen später starten dann die Messungen.

Dies ist voraussichtlich die letzte Seismik-Kampagne der Nagra. Bist du danach arbeitslos?

Nein, ich habe noch für eine lange Zeit genug Arbeit. Mit weiteren geophysikalischen Erkundungsmethoden und Bohrungen, den sogenannten Quartärbohrungen*, wollen wir noch mehr über die oberflächennahen Gesteinsschichten erfahren.

In etwa zwei Jahren stehen dann die Tiefbohrungen auf dem Plan, in denen wir begleitende geophysikalische Messungen wie beispielsweise Bohrlochseismik durchführen werden. Bei diesen Projekten werde ich ebenfalls für die technische und organisatorische Vorbereitung der Messungen zuständig sein.

Was findest du spannend an deiner Arbeit?

Die Geophysik fasziniert mich sehr. Dabei geht es um die Erforschung von Strukturen unter der Erdoberfläche wie Gesteinsschichten oder verborgene Bauten. Als Arbeitsinstrument nutzen wir Geophysiker unter anderem die Seismik. Sie liefert uns viele Informationen über den Untergrund und dies nicht nur bei der Standortsuche für ein Tiefenlager. Während meines Studiums haben wir sogar römische Villen geophysikalisch vermessen – das fand ich sehr faszinierend. Mein Fachwissen gebe ich auch gerne an Studierende der ETH Zürich weiter, wo ich ab und zu eine Vorlesung halte.

Ich bin stolz, dass ich für die Nagra so eine grosse Kampagne planen und durchführen darf. Mit unserer Arbeit tragen wir dazu bei, denjenigen Standort für ein geologisches Tiefenlager zu finden, der die bestmögliche Sicherheit bietet.

*Das Quartär ist der jüngste Zeitabschnitt der Erdgeschichte, der vor 2.6 Millionen Jahren begonnen hat und bis heute geht.


Haben Sie Fragen zu den bevorstehenden seismischen Messungen?

Auskünfte erhalten Sie via E-Mail (seismik@nagra.ch) und über das Gratistelefon 0800 437 333.

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