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Ein faules Ei im All, OH231.8+4.2

31.03.2015

OH231.8+4.2 ist keine chemische Formel, nein, jedoch eine Bezeichnung für einen Roten Riesen, der im Sterben liegt. Dabei stösst er seit etwa 800 Jahren seine Hülle ab, welche bereits einen Durchmesser von 1,4 Lichtjahren erreicht hat und in etwa 1000 Jahren ein planetarischer Nebel sein wird. Zurück bleibt dann ein Weisser Zwerg.

Den Namen „Faules Ei“ hat er wegen seiner ungewöhnlich hohen Schwefelkonzentration. Seine Wolke wird auch Flaschenkürbis-Nebel bezeichnet.

Steckbrief: Das „Faule Ei“ befindet sich im Sternbild Hinterdeck in einer Entfernung von 4200 Lichtjahren, es gehört zur Spektralklasse M9 und zur Grössenklasse 9,47 und hat eine Leuchtkraft von 10’000 Sonnen.

Faules Ei, Nasa Hubble Teleskop

© Nasa,Hubble Teleskop

Ich wünsche ein schönes und sonniges Osterfest, liebe Leserinnen und Leser, hoffentlich ohne faule Eier  smiley!

Ostern

Quelle: Internet


Pingo … nie gehört!

24.03.2015

Pingo ist weder ein Piguin, noch ein Windelservice, nein, nein, es ist ein geomorphologisches Phänomen! Die Bezeichnung geht auf die Inuit-Indianer zurück und beschreibt einen Hügel inmitten eines Permafrost Gebiets. Dabei handelt es sich um einen permanent gefrorenen, mit Vegetation bedeckten Hügel, der mit massivem Eis gefüllt ist. Die meisten Pingos sind konisch mit runder oder ovaler Basis und Dimensionen bis 50 m Höhe und 1000 m Durchmesser. Die Oberfläche ist von Spannungsspalten durchzogen und der Gipfel bricht häufig zu einem Krater ein.

In der schematischen Darstellung sehen wir sehr vereinfacht, wie sich eine Eismasse bildet und als sogenanntes Injektionseis den gefrorenen Boden hochdrückt und zu einem Hügel aufwölbt. Die Eislinse eines Pingos hat ein durchschnittliches vertikales Wachstum von 0,2 m pro Jahr, wobei die Wachstumsgeschwindigkeit je nach den vorherrschenden klimatischen Bedingungen und dem Wasserangebot erheblich schwanken kann.

Pingos_Kanada     Entstehung_Pingo
Links: Pingos im Permafrost in Kanada, Quelle: Internet; Rechts: schematische Darstellung der Entwicklung von Pingos, Quelle: Internet

In der Permafrostregion der Jamal-Halbinsel in Westsibirien wurden im Juli 2014 grosse Löcher entdeckt, die von einem Wall umgeben sind.

riesige-krater-in-sibirien-haben-im-sommer-weltweit-aufsehen-erregt-jetzt-sind-forscher-in-eines-der-erdloecher-geklettert-um-seine-entstehung-zu-entraetseln-    Krater im Permafrost, Jamal Halbinsel, Russland, Juli 2014
Krater auf der Jamal-Halbinsel: © Scientific Research Center of the Arctic & © Leibmann

Sie riefen wilde Spekulationen hervor; Aliens, Ufos, Laserwaffen wurden im Internet als Möglichkeit diskutiert! An Fantasie mangelte es nicht. Andrei Plekhanov, ein Geologe vom Scientific Centre of Arctic Studies in Salekhard, vermutete zunächst einen schmelzenden Pingo.

Doch nun berichtet das Fachjournal Nature, dass eine andere Theorie der Wahrheit näher kommt: die Löcher sollen die Folge einer Methanexplosion sein (siehe Schema).


Pseudo-Pingo entsteht durch Methan Entgasung © MBARI

Solche „Methan-Rülpser“ können als Pseudo-Pingos umschrieben werden. Man muss es sich vorstellen wie bei einem Sektkorken, der aus der Flasche herausknallt! Also dann, prosit!


Partielle Sonnenfinsternis – Sonnenbrille nicht vergessen!

17.03.2015

Am Freitag 20. März 2015 können wir eine partielle Sonnenfinsternis und den lang ersehnten Frühlingsanfang erleben! Zwar ist es keine totale Sonnenfinsternis, die Verdunklung beträgt in der Region doch ca. 70%;  die Abdunklung wird gut sichtbar sein. Für ein totales Erlebnis jedoch buche man doch gleich eine Reise auf die Färöer-Inseln!

partielle-sonnenfinsternis-2015       PSF2015Mar

Links: partielle Sonnenfinsternis, Bild: Elisabeth Faber; rechts: Animation der Sonnenfinsternis: A. T. Sinclair, Wikimedia Commons

Es ist für die nächsten 10 Jahre die Sonnenfinsternis mit der grössten Abdeckung, die wir hierzulande erleben können und laut Wetterprognose haben wir gute Chancen, das Phänomen auch live zu geniessen, wohl gemerkt mit der richtigen Ausrüstung!

Ort Anfang Maximum Ende Grösse Bedeckung
Zürich 9:26:10
H 27°
10:34:12
H 36°
11:46:00
H 41°
0.749 69.4%
H = Höhe der Sonne über dem Horizont

 

In der Abbildung unten wird deutlich, dass Sonne, Mond und Erde in einer Linie stehen müssen, damit es auf der Erde zu einer Sonnenfinsternis kommt. Der Mond steht dabei so, dass er sich an einem bestimmten Fleck der Erde dazwischen schiebt.

astronomie07g
©gemeinfrei

Und hier noch eine kleine Anleitung: Stets wird der Mond von Westen (rechts) nach Osten (links) durch die Sonnenscheibe wandern. Bis zum Maximum der Verdunklung schneidet er von oben her ein nach Beobachtungsort unterschiedlich grosses Segment aus. Sofern man mit einem entsprechend geschützten Fernglas oder Teleskop beobachtet, sollte man auf Sonnenflecken, die vom Mond „verschluckt“ und später wieder „freigegeben“ werden, achten. Das Profil des Mondrandes mit seinen Bergen und Tälern entdeckt man jedoch erst mit einem grösseren Teleskop.
Man braucht sich auch nicht auf die Betrachtung mit einer Sonnenfinsternis-Brille zu beschränken; nahezu alle Volkssternwarten und astronomischen Vereine werden zu dieser eindrucksvollen Sonnenfinsternis öffentliche Beobachtungen anbieten, so z.B. die Urania Sternwarte in Zürich.

Viel Spass im Open-Air Labor unseres Sonnensystems!


Die Glarner Überschiebung und das Spektakel von Elm

10.03.2015

Bei der Kollision zwischen Afrika und Europa vor 20-30 Millionen Jahren schoben sich Gesteinspakete aus dem südlichen Teil der Alpen, entlang einer in der Landschaft scharf erkennbaren Linie, der Glarner Hauptüberschiebung, gegen Norden. Speziell dabei ist die Tatsache, dass diese Schichten Millionen Jahre älter sind als die darunter liegenden. Die Überschiebung selbst fand in einer ein bis zwei Meter dicken Kalkschicht statt, dem Lochsitenkalk und ist auch für den Laien gut erkennbar.

Ofen_und_Tschingelhörner    Hauptueberschiebung   Lochsite_Unesco_Weltnaturerbe
Tschingelhörner mit Martinsloch,      geologisches Schema                       Lochsitenkalk

Der geologische Zankapfel des 19. Jahrhunderts
Bereits 1807 erkannte Conrad Escher, dass ältere Gesteine auf jüngeren liegen, konnte sich das Phänomen aber nicht erklären. 1848 kam sein Sohn Arnold Escher zum Schluss, dass es sich dabei um eine „colossale Überschiebung“ handeln müsse. Er verwarf die Theorie jedoch wieder, da er meinte, dass ihm kein Mensch glauben würde. Deshalb beschloss er die Erscheinung als Doppelfalte zu erklären. Sein Schüler Albert Heim übernahm die Theorie und unterlegte sie mit grossartigen Zeichnungen. Sie liess sich zudem gut mit der damaligen Idee vereinbaren, dass sich die Erde seit ihrer Entstehung langsam abkühle und dadurch schrumpfe, wobei die Erdoberfläche zu Gebirgen verfaltet werde. Marcel Bertrand fand 1884 kaum Beachtung mit seiner Meinung, dass sich die Landschaft viel plausibler mit einer von Süden nach Norden gerichteten Überschiebung erklären lasse. Die Kontroverse wurde endgültig mit der Kontinentaltheorie Alfred Wegeners 1912 beigelegt.

Als spektakuläre Folge der Glarner Überschiebung bleibt das Martinsloch
Was uns auch heute immer wieder berührt ist das im Frühling sowie im Herbst auftretende Naturspektakel, wenn kurz vor dem eigentlichen Sonnenaufgang die Sonne durchs Martinsloch genau auf das Zifferblatt der Kirche von Elm scheint oder auch der Mond in bestimmten Abständen im Martinsloch zu beobachten ist. Die Sage will es aber etwas anders: dem Schafhirten Martin, der auf der Elmer Seite seine Tiere hütete soll eines Tages ein Riese begegnet sein, der seine Schafe stehlen wollte. Dieser verteidigte seine Tiere tapfer und warf dem Riesen seinen Stock nach. Anstatt in den Riesen prallte der Stock mit dem spitzigen Ende in die Felswand. Mächtiges Donnern und Grollen ertönte und Steine rollten zu Tal. Als sich die Lage wieder etwas beruhigte, war im Fels ein dreieckförmiges Loch – unser Martinsloch.

Martinsloch und Tschingelhörner

Das Martinsloch, ein 18 m hohes und 15 m breites Felsenfenster, auf ca. 2600 m  im grossen Tschingelhorn

Mein Tip für Frühaufsteher und Naturbegeisterte

Reisen Sie am 12./13. oder 14. März nach Elm. Das Ereignis findet 8:53 statt und dauert höchstens 2 Minuten und schicken Sie uns Daheimgebliebenen doch Ihr Erlebnisfoto!


Das Tor zur Unterwelt – der Asphaltsee von Trinidad

03.03.2015

Die Indianer glaubten, der La Brea Pitch Lake sei der Eingang zur Unterwelt. Einer indianischen Sage zufolge hat einst am Ufer ein wohlhabendes Dorf mit Obstgärten gestanden. Als jedoch Vögel über die Obstbäume herfielen, hat man sie gejagt und getötet. Darunter auch Kolibris, die heiligen Vögel des Volkes. Dies erzürnte die Götter, die das Dorf darauf in den See stürzten, der sich blitzartig pechschwarz färbte und nur noch stinkenden Schlamm enthielt. Heute bezeichnet man dies als Naturwunder.

PitchLake  la-brea

Links: der Asphaltsee, La Brea Pitch Lake, auf der Karibikinsel Trinidad, Foto: Martina Jackson/Wikimedia. Rechts: Pitch Lake, Impressionen (YT-Film)

Der schwarze See liegt im Südwesten Trinidads. Aus dem Krater von 1.5 km Durchmesser quillt aus der Tiefe heisser, zähflüssiger Naturasphalt. Obwohl während einer Zeitspanne von fast 100 Jahren (1882 – 1979) 300 Millionen Tonnen Rohasphalt abgebaut wurde, steigt ständig weiterer Asphalt hoch.

Nach Prognosen der Ölindustrie reichen die Weltvorräte an Erdöl und Erdgas noch ca. 40 Jahre. Ziemlich sicher sind in den Tiefen der Erde jedoch mehr von den wertvollen Kohlenwasserstoffen, zu denen Erdgas (ein Gasgemisch aus hauptsächlich hochentzündlichem Methan) und Erdöl (ein aus Kohlenwasserstoffen bestehendes Gemisch), vorhanden. Russische Geophysiker hatten immer diese Hypothese vertreten, konnten jedoch den experimentellen Beweis nicht führen. Das haben ihre US-Kollegen nun nachgeholt. In einer Hochdruck-Diamantstempelpresse setzten sie winzige Proben eines Gemischs aus Eisenoxid, Kalkstein und Wasser Bedingungen aus, wie sie im Erdmantel in etwa 150 bis 200 Kilometer Tiefe herrschen. Tatsächlich verband sich der Kohlenstoff aus dem Kalkstein mit dem Wasserstoff aus dem Wasser zu Methan, am bereitwilligsten bei Temperaturen zwischen 500 und 1000 Grad. Mehr noch, die Verbindung war selbst unter diesen Umständen stabil. Sie könnte also Jahrmillionen im Erdinneren überdauern und möglicherweise sogar komplexere Moleküle – etwa die Bestandteile von Erdöl – hervorbringen. Wie viel Methan auf diese Weise produziert wird, ist unbekannt. Tatsache ist, Methan kommt nicht nur auf Planeten vor. Ein gigantischer  See aus flüssigem Methan kommt auf dem Saturnmond Titan, im „Kraken Mare” von einer Dimension grösser als das Kaspische Meer vor. Demnach ist ein biologischer Prozess für die Entstehung von Methan gar nicht nötig.

Die gängige Lehrmeinung sagt, wie Kohle von Pflanzen, so stammt das schwarze Gold von Einzellern, deren Überreste sich über lange Zeiträume zersetzten. Deshalb wird nach Gesteinen gesucht, in denen sich die Umwandlung von biologischen Stoffen vollzogen haben könnte und nach Strukturen, in denen sich das Öl dann ansammelte. Gut möglich also, dass es noch unbekannte Vorkommen gibt, nach denen man noch nie gesucht hat.

In der Unterwelt ist es nicht nur heiss, sondern auch spannend! 🙂