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  | 17.04.2014

Warum muss man Gebiete befliegen?

Interview mit Marian Hertrich

Warum muss man vor einer Seismik-Kampagne das Gelände überfliegen?

Für die Seismik sind die Befliegungsdaten an mehreren Stellen wichtig. Für die Planung der Messauslage im Feld verwenden wir hochauflösende Geodaten. Neben existierenden topographischen Karten nutzen wir auch aktuelle Luftbilder, auf denen der Verlauf und Zustand von Feldern, Wegen und Überbauungen erkennbar ist. Auf den digitalen Geländemodellen erkennt man Änderungen des Geländes durch Kiesgruben, Steinbrüche, Deponien und grössere Bauprojekten, wie z.B. Strassen oder Bahnlinien. Die Daten einer Befliegung zeigen immer den neuesten Stand und sind daher verlässlicher als Landkarten. Bei der Auswertung der Seismikdaten werden die Höhenmodelle erneut verwendet, um die Position der Geophone exakt zu bestimmen in Gebieten, in denen die Vermessung z.B. mit GPS nur eingeschränkt möglich ist.

Worauf muss man bei der Befliegung achten?

Die Befliegung muss in einem Zeitfenster stattfinden, in dem die Bäume nur wenig belaubt sind, damit der Messstrahl die Erdoberfläche erreicht und nicht im Blätterdach reflektiert wird. Ausserdem sollte keine Schnee mehr vorhanden sein, da auch dieser die wahre Erdoberfläche verfälscht. Für die Aufnahme von Luftbildern muss man zusätzlich auf einen ausreichenden Sonnenstand achten, damit keine grossen Schatten vorhanden sind und die Bilder gut ausgeleuchtet sind. Diese Randbedingungen beschränken die Zeitspanne der Befliegung auf etwa Ende Februar, wenn die Sonne über Mittag hoch genug steht, bis Ende April, wenn die Vegetation zu dicht wird. In diesem Zeitfenster muss dann aber auch das Wetter stimmen, damit das Flugzeug überhaupt starten kann. Bei dichter  Bewölkung, Hoch- oder Bodennebel oder Regen kann die Messung  nicht durchgeführt werden.

Was waren die besonderen Herausforderungen?

Für erfolgreiche Messungen müssen alle Randbedingungen erfüllt sein. In dem kurzen Zeitfenster muss das Wetter stimmen, das Flugzeug muss verfügbar sein und kurzfristig ins Messgebiet mobilisieren und zusätzlich muss die Flugsicherung bei Ankunft im Messgebiet den Überflug bewilligen. Hier gibt es mitunter mehrere Anfragen für Überflüge, die sich überschneiden. Im Grossraum Zürich hat ausserdem der Flughafen Zürich natürlich absolute Priorität. All dies zu koordinieren kann schon eine rechte Herausforderung sein.

Warum hat die Befliegung so lange gedauert?

Im vergangenen Jahr war es der lange, trübe Winter, der die Befliegung stark eingeschränkt hat. Es gab nur wenige zusammenhängende Flugtage, an denen brauchbare Daten erhoben werden konnten, bevor die Vegetation so weit fortgeschritten war, dass wir abbrechen mussten. Das war schon ziemlich frustrierend. Letztendlich konnten nur die Gebiete Jura-Südfuss und Jura Ost abgeschlossen werden. In diesem Jahr war die Gesamtwetterlage wesentlich besser, dieses Mal gab es allerdings mehrere Projekte in der Nordschweiz für Befliegung. Dadurch war es schwierig, die Bewilligung von der Flugsicherung zu bekommen. Da in anderen Projekten vergleichbare Daten aufgenommen wurden, sind wir sehr froh, dass wir die Synergien nutzen und die Daten teilweise von Dritten beziehen können.

Wie geht es nun weiter mit den Daten?

Aus den Laserdaten werden jetzt die Höhenmodelle berechnet. Anschliessend können die Luftbilder anhand des Höhenmodells korrigiert werden ,um letztendlich die Orthofotos zu erhalten. Die Auswertung und Aufbereitung kann bei dem Umfang der Daten noch mehrere Wochen dauern. Die finalen Daten werden nach einer Qualitätskontrolle in unsere Datenbank eingepflegt, so dass wir diese für alle weitere Planungsarbeiten verwenden können.

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